Für die neue Zuger Kantonsgeschichte ist alles angerichtet

Brauchtum & Geschichte

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Der Kanton Zug verfügt immer noch über keine umfassende Kantonsgeschichte. Der Regierungsrat präsentierte jetzt die Eckwerte dafür.

  • Kappeler Milchsuppe: Das Wandgemälde an der Fassade des ehemaligen Zuger Stadthauses zeigt das bekannte Bildnis aus der Zeit der Reformationskriege. (Bild Stefan Kaiser)
    Kappeler Milchsuppe: Das Wandgemälde an der Fassade des ehemaligen Zuger Stadthauses zeigt das bekannte Bildnis aus der Zeit der Reformationskriege. (Bild Stefan Kaiser)

Zug (Kanton) – Das Stück «Warten auf Godot» von Samuel Beckett gilt als Inbegriff des absurden Theaters. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben, zeigt es, was mit Menschen geschieht, die warten. Natürlich ist es überspitzt, zu behaupten, dass alle Zuger und Zugerinnen auf eine übersichtliche, wertfreie und umfassende Kantonsgeschichte warten würden. Aber jetzt, in einer Zeit, die längerfristig gute Zahlen verspricht, müsste in dieser Hinsicht endlich Handfestes her.

Es gab schon einmal eine Arbeitsgruppe für ein solches Projekt. Die schiefe Finanzlage des Kantons Zug ab 2015 zwang den Regierungsrat, die Übung zu beenden. Wohlwissend, dass Abstriche bei wissenschaftlichen Projekten selten grossen Lärm erzeugen.

Aus eigenem Antrieb hätte der Zuger Regierungsrat die Idee zu dieser Kantonsgeschichte kaum wiederbelebt. Es war der ehemalige GLP-Kantonsrat Daniel Stadlin (2011–2022), der mit seiner 2019 zu diesem Thema eingereichten Interpellation dem Kanton wieder einmal ein Trittbrett hinstellte, um den Kantonsgeschichtszug doch noch zu besteigen. Jetzt liegt der Entwurf eines Kantonsratsbeschlusses vor. Dieser skizziert detailreich, wie der Regierungsrat vorgehen will, um die kantonsgeschichtliche Leerstelle mit einem Werk auszufüllen, von dem noch lange die Rede sein wird.

Werden soll es eine Zuger Kantonsgeschichte für alle

Im Beschlussentwurf gibt der Regierungsrat Regieanweisungen, wie er sich ein solches Buch mit Online-Ergänzung vorstellt: «Das Zielpublikum einer modernen Zuger Kantonsgeschichte ist eine breite, historisch interessierte Leserschaft – dazu gehören an der Geschichte ihres Kantons interessierte Laien ebenso wie ein Fachpublikum.»

Dann ermahnt die Regierung die potenziell Verantwortlichen für eine Kantonsgeschichte. Es sei «im Hinblick auf eine breite Leserschaft» jedoch falsch, «Abstriche an der Wissenschaftlichkeit eines solchen Werks zu machen». Es gäbe, so ist im Begleittext der Kantonsratsvorlage an ei­nem anderen Ort zu lesen, «eindrückliche Belege dafür, dass die breite Leserschaft nicht unterschätzt werden darf und mit Literatur- und Quellenverweisen keineswegs überfordert ist».

Die Produktionszeit beträgt rund sieben Jahre

Ein «zentraler Erfolgsfaktor für eine inhaltlich wertvolle, von der Öffentlichkeit wahrgenommene und getragene Kantonsgeschichte ist, dass das Produkt verständlich formuliert und ansprechend mit Illustrationen, Fotografien und Visualisierungen gestaltet ist». Das Gerüst für ein epochales Werk steht. Der Zeitrahmen – die Regierung spricht von sieben Jahren – ist auch schon definiert. Der Kostenrahmen ebenso: 6,995 Millionen Franken.

Im Idealfall könnte der Kantonsratsbeschluss auf den Neujahrstag 2024 in Kraft treten. Der Beschluss, eine Kantons­geschichte zu schreiben, ist referendumsfähig. Das würde eine Verzögerung nach sich ziehen. Eine solche könnte auch durch den Vorlagenstau beim Kantonsrat eintreten.

Ein oder zwei Jahre länger zu warten, wäre wohl auszuhalten, wenn nur Godot nicht ins Spiel eingreift. 2032 als Erscheinungsjahr wäre auch nett, 680 Jahre nach Zugs Aufnahme in die Eidgenossenschaft. Ob 1352 allerdings das richtige Jahr für dieses Ereignis ist, wird dann gleich die neue Kantonsgeschichte darlegen. (Text von Marco Morosoli)