Mysteriöse Reise in die Vergangenheit

Literatur & Gesellschaft

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Der Zuger Autor Beat Wild hat seinen Erstling auf Deutsch veröffentlicht. Die emotional aufwühlende Geschichte handelt von einer gescheiterten Existenz.

  • Der Bahnhof Zug ist einer der Schauplätze im Roman von Beat Wild (Bild: Werner Schelbert)
    Der Bahnhof Zug ist einer der Schauplätze im Roman von Beat Wild (Bild: Werner Schelbert)

Zug – Die junge Frau kniet auf dem Friedhof vor zwei Holzkreuzen und vergräbt einen Anhänger in der Erde. Den hat ihr gerade der Attaché überreicht, der sie vom Flugplatz abgeholt hat, nachdem sie aus humanitären Gründen aus einem russischen Arbeitslager entlassen worden war. Nun würde die junge Frau in der Schweiz eine Ausbildung zur Krankenpflegerin beginnen können.

Diese Szene aus dem Prolog, womit der Zuger Autor Beat Wild seinen 143-seitigen Roman «Erlösung» beginnt, ist zuerst einmal rätselhaft. Was hat die Frau mit dem Mann zu tun, der an einem düsteren Herbstabend auf dem Zuger Bahnhof steht, am Ende des Perrons, und auf den Interregio wartet? Der Zug kommt näher, der Mann schliesst die Augen und wankt. «Es ist gefährlich, auf dieser Seite der Linie zu stehen», sagt plötzlich eine Kinderstimme aus dem Dunkel. Der Mann begibt sich in ein Café, wo unerwartet ein kleines Mädchen auftaucht und einen Anhänger liegen lässt.

Die Frau, der Mann und das Kind bilden die wichtigsten Pro­tagonisten der mysteriösen Geschichte, die Beat Wild in rund zweieinhalbjähriger Arbeit geschrieben hat. Und auch der Anhänger ist ein Grund, dass sich der Mann an eine lang zurückliegende Begegnung erinnert und auf eine weite Reise begibt. Die führt ihn mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Russland. Mehr soll über den Verlauf an dieser Stelle nicht verraten werden.

Eigentlich ist der im Sommer erschienene Roman «Erlösung» das zweite Werk des 61-Jährigen, denn das erste – «Fateful Encounters» – hat er in englischer Sprache verfasst. Erneut handelt sein Buch von einer depressiven, gescheiterten Existenz, die ihren Platz im Leben nicht gefunden hat. «Der Schluss ist traurig, doch zuletzt sind alle erlöst», betont der Autor. Dieser Teil habe ihm Mühe bereitet, «denn eigentlich ist der Prolog der Schluss». Auch wenn das Buch ein schwieriges Thema behandle, sei das Element Hoffnung für ihn wichtig, «auch beim Schreiben». In der Geschichte sei ein Ende des Tunnels zu sehen. Zudem seien dem Mann immer wieder Leute begegnet, die ihm geholfen hätten.

Nicht nur reine Fiktion

Beat Wild wundert es nicht, dass ihm die Frage gestellt wird, wie viel Autobiografisches im Buch stecke: «Grundsätzlich ist es eine fiktive Geschichte, aber man kann sich nicht herausnehmen.» Die Idee mit dem Mann und dem Kind sei ihm bei einem Spaziergang am Bahnhof gekommen. Manches müsse er nicht erfinden, weil er es selber erlebt habe, als einfacher Arbeiter sowie die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn. Ideen für Texte böten ihm oft die Nachrichten aus aller Welt in den Medien.

Beat Wild ist in Baar aufgewachsen, heute lebt er in Zug. Er lernte die englische Sprache und absolvierte Kurse an der Open University (UK), welche ihn zum Schreiben führten. Zurzeit bildet er sich an der Schule für Erwachsenenbildung (EB) Zürich weiter.

Seit 2017 arbeitet Beat Wild als freier Autor. «Dafür habe ich lange gespart», sagt er stolz. «In diesem Jahr sollen weitere Kurzgeschichten entstehen. Ich habe unzählige Notizen für mehrere Romane, zudem plane ich eine Geschichte, die im 19. Jahrhundert spielt.» (Monika Wegman)

Hinweis

Das Buch «Erlösung» von B. Wild ist im Verlag Buch&media erhältlich: ISBN 978-3-95780-086-2.