Kulturblick Schule: Henk Geuke, Leiter der Fachschaft Musik, PH Zug

Vermittlung

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Kulturblick Schule aus dem Zug Kultur Magazin, Ausgabe Juli/August 2022, Seite Schulen: Henk Geuke, 62, Leiter der Fachschaft Musik, Pädagogische Hochschule, Zug

  • Henk Geuke findet den verbindenden und gemeinschaftlichen Aspekt von Kultur zentral. (Bild PD)
    Henk Geuke findet den verbindenden und gemeinschaftlichen Aspekt von Kultur zentral. (Bild PD)

Zug – «Ein Zitat von Luis Szarán, einem paraguayischen Musiker und Gründer der Sonidas de la Tierra, verdeutlicht für mich die Wichtigkeit von Kultur. Frei übersetzt sagt er: ‹Wenn du tagsüber Mozart spielst, wirfst du nachts keine Fenster ein.› Für mich heisst das: Wer sich mit Kultur befasst, hat eine sinnvolle Beschäftigung. Eine Auseinandersetzung mit Kultur bringt einen persönlich weiter und gleichzeitig bringt sie einen aber auch in Verbindung mit anderen. Man macht Kultur ja nie für sich alleine. Damit Kultur lebt, braucht es immer ein Gegenüber, ein Publikum. Kultur ist eine Art von Gemeinschaft. Ich finde es wichtig, dass jeder Mensch Zugang zu kulturellen Erfahrungen hat. Darum ist es auch wesentlich, dass die Kultur in der Schule Platz hat.

Ein Schlüsselerlebnis für mich war es, als ich in Paraguay für zweieinhalb Monate an einer Musikschule unterrichtete. Die Musikschulleiterin hat nach jeder Probe zu den Kindern gesagt, sie sollen jemanden zum Abschlusskonzert von ‹Profe Henk› mitbringen. Da habe ich realisiert, dass das, was wir für selbstverständlich halten, überhaupt nicht überall selbstverständlich ist. Dass Verwandte und Bekannte zu einem Konzert kommen  – also diese Kultur sich aufmacht zu einer kulturellen Darbietung –, das war dort in Paraguay völliges Neuland. Für mich war das der Auslöser, mich intensiv mit der Kultur-Vermittlung auseinanderzusetzen.

Als gelungenes Beispiel guter Vermittlungsarbeit betrachte ich das gemeinsame Projekt von Schulhaus Kirchmatt und PH Zug, welches zu Aufführungen in der Kirche St. Michael führte. Gezeigt wurde ‹Noahs Flut› des englischen Komponisten Benjamin Britten. Schüler:innen, Lehrpersonen, Studierende, Dozierende und Mitglieder des Zuger Stadtorchesters engagierten sich gemeinsam. Die Lieder wurden auf Deutsch, Englisch und Russisch gesungen. Das war ein Projekt, bei welchem die Vernetzung sehr eindrücklich stattgefunden hat.

Gerade auch in Zeiten einer Krise hat Kulturvermittlung eine wichtige Aufgabe. Sie kann integrativ wirken. Noch kommen längst nicht alle Kinder – und auch Erwachsenen – in den Genuss von kultureller Bildung. Solange das so ist, haben wir eine Aufgabe!»

Aufgezeichnet von Maria Brosi