Das «Förder-Portfolio» erweitert

Kunst & Baukultur

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Der Verein ZugArt fördert mit Gato Dkach erstmals einen zeitgenössischen – und bisher wenig bekannten – Künstler.

  • Gato Dkach sucht in seinen Motiven mehr als nur das Sichtbare. «The Woods (into the light)», 2019. (Bild PD/Gato Dkach)
    Gato Dkach sucht in seinen Motiven mehr als nur das Sichtbare. «The Woods (into the light)», 2019. (Bild PD/Gato Dkach)

Zug – Fast jede Stadt, jede Region hat einen oder mehrere Exponenten, welche auf dem Gebiet der bildenden Kunst die örtliche Geschichte geprägt haben und deren Name eng mit ihrem jeweiligen Wohn- oder Wirkungsort verbunden ist. So wie man etwa einen Robert Zünd mit dem Luzernischen assoziiert oder einen Heinrich Danioth mit dem Urnerland, so hat auch Zug seine «Aushängeschilder». Sie haben das Renommé von Stadt und Kanton als Hort ihres künstlerischen Schaffens über deren Grenzen hinaus getragen. Und genau diesen widmet der Verein ZugArt sein Augenmerk. Erklärtes Ziel von ZugArt ist es, die öffentliche Vermittlung und wissenschaftliche Aufarbeitung von Kunst sowie von Kultur- und Kunstschaffenden zu fördern – insbesondere Protagonisten und kulturelle Erzeugnisse mit Bezug zur Zentralschweiz und zur Region Zugersee.

Bisher fokussierte sich der Verein vorderhand auf drei Künstler, deren Schaffen mit Zug eng in Verbindung steht. Zum einen Emil Dill (1861-1938), ein Zuger Zeitgenosse der grossen Schweizer Künstlergarde um die Jahrhundertwende, dessen Werk weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Zum anderen Hans Potthof, der wohl bekannteste Zuger Maler des 20. Jahrhunderts, dessen bisher kaum beachtetes fotografisches Schaffen ZugArt nun im Rahmen eines Forschungsprojektes aufarbeitet und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen will. Dritter im ZugArt-Künstlerbunde ist der in Küssnacht am Rigi geborene Luzerner Hans Emmenegger, welcher als Maler der Region um den Zugersee und dem Zugerberg im Speziellen thematisch wiederholt Platz eingeräumt hat.

Spannungsfeld zwischen Sichtbarem Unsichtbarem

Nun hat ZugArt erstmals einen zeitgenössischen Künstler in sein «Förder-Portfolio» aufgenommen, dessen Name und Werk bisher vornehmlich in Künstlerkreisen und nicht einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist: Der in Zug geborene Gato Dkach ist ein Fotokünstler, der stets auf Reisen ist und mit seiner Kamera sowohl das Sichtbare wie auch das latent Unsichtbare zu dokumentieren sucht. Letzterem räumt er eine tragende Bedeutung ein. Mit dieser ausgleichenden Gewichtung will er dem eigentlichen Wesen der Dinge nachspüren. Er versucht, die Seele des Motives für den Betrachter spürbar zu machen – in seinen Fotografien erzeugt der Künstler eine Spannung, welche die Betrachtenden fesselt.

«Gato Dkachs Schaffen hat dokumentarische wie auch experimentelle Aspekte», sagt Georg Hilbi, Zuger Kunsthistoriker sowie Vereinsgründer und -präsident. «Für ihn ist die Fotografie mehr als nur Technik, er blickt tiefer und reflektiert über Wege und Methoden, wie er die gewünschte Wirkung erreichen kann.» Dieser Anspruch sei bei ihm sehr ausgeprägt, fügt Hilbi an, der bei einem Treffen von der Person des Gato Dkach, seinem Schaffen und seiner Herangehensweise fasziniert war. «Sein Œuvre ist von hoher Qualität, zeitgemäss, eigenständig und innovativ.» Hilbi bedauert, dass Dkachs Werk – ein Grossteil befindet sich in privater Hand – bisher nur bei «Insidern» das Ansehen erhält, welches es seiner Meinung nach verdient. Dies dürfte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass der Fotokünstler eine zurückhaltende Natur ist, persönlich kaum die Öffentlichkeit sucht und sich lieber vertreten lässt.

Träge Kunstwelt

ZugArt hat sich entschieden, den gebürtigen Zuger Künstler zu unterstützen, seine Sichtbarkeit zu verbessern und sein Schaffen aufzuarbeiten. «Aktuell sind wir insbesondere mit dem Erfassen ausgewählter Dkach-Werke der späteren 1990er-Jahre beschäftigt», sagt Hilbi. Und obschon Dkach seine Motive vorderhand auf seinen ausgedehnten Reisen sucht, findet sich in seinem Werk auch das Thema Zug und Zugersee wiederholt. Für Georg Hilbi ein weiterer Grund, den Fotografen durch ZugArt zu fördern. Noch nicht konkret geplant, aber durchaus angedacht sind Publikationen und Aktionen wie beispielsweise eine Werkschau, welche das Schaffen Dkachs der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich machen sollen.

«Die Kunstwelt ist grundsätzlich sehr träge», merkt Hilbi an. «Oft muss tüchtig nachgeholfen werden, um talentierte Künstler sichtbar werden zu lassen. Denn von ihnen gibt es sehr viele. Oft ist ein Grund die dürftige Selbstvermarktung.» Zudem müssten sich alle Kunstschaffenden irgendwann fragen, ob sie sich selber treu bleiben oder das eigene Schaffen der Nachfrage anpassen möchten. Dass sich Dkach für ersteres entschieden hat, schätzt der Kunsthistoriker und will ihm nicht zuletzt auch deshalb die Unterstützung seines Vereins zukommen lassen. Dieser hat zurzeit um die 80 Mitglieder – «alles Kunstinteressierte», sagt Hilbi. (Andreas Faessler)

Hinweis
Weitere Infos: www.zugart.ch