Er war Perfektionist und Praktiker

Kunst & Baukultur

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Mit seinen Bauten hat Hans Peter Ammann die Architekturlandschaft der Zentralschweiz über vier Jahrzehnte lang massgeblich mitgeprägt. Nun ist der Zuger im Alter von 88 Jahren verstorben.

  • Auch das UBS-Gebäude in Zug geht auf Hans Peter Ammann zurück. (Bild Stefan Kaiser)
    Auch das UBS-Gebäude in Zug geht auf Hans Peter Ammann zurück. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Mit dem Tod von Josef Stöckli (1929–2021) im vergangenen April verlor der Kanton Zug einen seiner einflussreichsten Architekten der vergangenen Jahrzehnte. Nun, ein halbes Jahr später, ist mit Hans Peter Emil Ammann (Bild, 1933–2021) ein weiterer bedeutender Exponent der jüngeren Zuger und Zentralschweizer Architekturgeschichte verstorben. Ammann hat insbesondere in den Kantonen Zug und Luzern eine Reihe öffentlicher Gross- wie auch Wohnbauten realisiert, von denen einige als Meilen­steine in der Entwicklung der Schweizer Architektur gelten.

1933 in Basel geboren, studierte Hans Peter Ammann von 1951 bis 1957 Architektur an der ETH Zürich. Eines seiner bedeutendsten Frühwerke für den Kanton Zug – die reformierte Kirche in Walchwil – entwarf Ammann, als er nach mehreren Studienreisen in der brasilianischen Grossstadt São Paulo weilte, um im Büro des schweizstämmigen Architekten Eurico Meili sein Glück zu versuchen. Ammanns Motiv, sich nach Südamerika zu begeben, waren insbesondere die Pläne für die neue Hauptstadt Brasilia. So traf er vor Ort auch den legendären Architekten Oscar Niemeyer. Dann erreichte Ammann die Nachricht, dass sein Kirchenentwurf für Walchwil den Architekturwettbewerb gewonnen hatte. Bereits im Frühjahr 1961 kehrte Ammann zurück in die Schweiz, liess sich in Zug nieder und eröffnete hier ein Architekturbüro. So konnte er den Bau «seiner» Kirche vor Ort begleiten. Nach deren Fertigstellung blieb Hans Peter Ammann in Zug und wurde sesshaft. Wenig später gewann er den Wettbewerb für den Bau der Schulanlage Wiesental in Baar – eine lange Reihe weiterer Ausschreibungen sollte er in den kommenden Dekaden für sich entscheiden.

Eine Reihe prägender Grossbauten

1965 rief Ammann gemeinsam mit dem Luzerner Architekten Peter Baumann (*1938) eine Architektengemeinschaft mit Niederlassungen in Zug und Luzern ins Leben. Bis zur Auflösung der Partnerschaft im Jahre 1996 zeichnete Ammann gemeinsam mit Baumann für prägende Grossbauten in der Zentralschweiz verantwortlich, worunter der Neubau des Luzerner Bahnhofsgebäudes inklusive dem angrenzenden Wohn- und Geschäftsgebäude am Inseliquai zu den prestigeträchtigsten Schöpfungen gehören. Der neue Luzerner Bahnhof wurde im Februar 1991 feierlich eröffnet.

Hans Peter Ammann kaufte ein historisches Gebäude an der Seestrasse in Zug, das er für sich und seine Frau umsichtig restaurierte. In den Jahrzehnten seines Wirkens entwarf Ammann, häufig gemeinsam mit seinem Partner Baumann, namhafte Bauten, die bis heute die Ortsbilder prägen. Dazu gehören neben den bereits genannten – die Terrassensiedlung an der Himmelrichstrasse in Baar (1967), das Schulhaus Biregg in Luzern (1968), der grosse Erweiterungsbau des Theaters Casino Zug (1981), das Zentrum Neudorf in Cham (1983), die Oberstufenschulhäuser von Rotkreuz (1987) und Walchwil (1989), das Wohnheim Maihof in Zug (1989), die Wohnüberbauung Chämleten im Hünenberger Seeteil (1990), das markante UBS-Gebäude auf dem Metalli-Areal in Zug (1995) oder der Neubau der Psychiatrischen Klinik in Luzern (1995). Die Aufzählung ist freilich nicht abschliessend.

Zeitlosigkeit macht gute Architektur aus

Zeitgenossen charakterisierten Hans Peter Ammann als weltoffenen, weitsichtigen und von Wissensdrang getriebenen Perfektionisten und Praktiker. Stets habe er sich bei der sehr sorgfältigen Erarbeitung seiner Bauprojekte eingehend mit dem Ort und der Situation auseinandergesetzt, um in allen Facetten dem Neubau angesichts seiner unmittelbaren Umgebung gerecht zu werden – dies stets unter Berücksichtigung des Ortsbildes. Für Ammann hatte historische und zeitgenössische Architektur denselben Stellenwert. Er definierte «gute Architektur» primär durch Zeitlosigkeit, dabei legte er stets auch besonderen Wert auf die Integration von Kunst am Bau. Zweckmässigkeit und Ästhetik schlossen sich in seinem Œuvre nie aus.

Hans Peter Ammanns letztes offizielles Grossprojekt waren um die Jahrtausendwende der Umbau und die Erweiterung des Schulhauses Athene in Zug, ehe er 2001 in den Ruhestand ging. 2004 erschien eine umfassende Ammann-Monografie, welche sein Schaffen von über vier Jahrzehnten ausführlich würdigt. Hans Peter Emil Ammann verstarb am 23. Oktober 2021 im Alter von 88 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in Zug. (Andreas Faessler)