Eine Bandbreite der Kreativität
Kunst & Baukultur
Anlässlich der 10. Zuger Kunstnacht gab es an 22 Orten viel zu sehen, hören und geniessen – auch dank künstlicher Intelligenz.
Zug – Die regionale Kunstszene ist lebendig und spannend, das konnte man letzten Samstag erleben – von der Malerei bis zu Musik, Literatur und Performance. Mit 22 Beteiligten in Zug, Baar und Cham nahmen diesmal ausserordentlich viele Galerien, Museen und Kulturorte an der Kunstnacht teil. Überall wurde neben den Ausstellungen viel Unterhaltung geboten. Und das Schöne war, man konnte einfach in Museen und Galerien hinein und auch mit Kunstschaffenden ins Gespräch kommen.
In Zug machte die Vernissage mit dem witzigen Titel «Attersee am Zugersee» in der Galerie von Krystyna Gmurzynska neugierig. Schliesslich ist der österreichische Künstler Christian Ludwig Attersee international durch seine Pop-Art, Objekt- und Aktionskunst bekannt. In Zug sind neue Werke des 84-Jährigen, wie beispielsweise der in Gelbtönen gehaltene «Farbenfresser», der mythologisch inspirierte «Zeus ankert» oder die «Junge Sonne» zu sehen, deren Farbenpracht auf Begeisterung stiess.
Der Künstler sagte, dass er sich kein Thema mehr setze. «Jetzt male ich alles, was ich noch nicht gemalt habe. Daneben habe ich begonnen, Rückblick auf die 60er- und 70er-Jahre zu halten. Es wird, wie demnächst in Passau, mehrere Ausstellungen geben.»
Seine Partnerin Ingrid Brugger, Direktorin des Austria Bank Forums Wien, sagte, dass sie derzeit eine Gauguin-Ausstellung vorbereite. «Gauguin und Attersee sind zwar Künstler aus einem anderen Jahrhundert, und man kann sie nicht vergleichen. Doch beide zeigen, was sie fühlen.» Die Entwicklung von Attersee sei nicht linear verlaufen, denn er habe sich dem Kunstmarkt nie untergeordnet. In New York seien seine Bilder kürzlich selbst bei jungen Künstlern auf Interesse gestossen. Eine Krankheit habe nun seiner Kunst erneut Schub verliehen: «Du bist auf einem neuen Höhepunkt.» Viel los war auch in der Burg Zug, wo Direktor Walter Bersoger an den Kurzführungen mit launigen Worten Aspekte der Kunst und des Kunsthandwerks erörterte. Erstaunen löste er aus mit der Frage, wie viel der Steinmetz Ulrich Rosenstein im 15. Jahrhundert wohl für die Sandsteinfigur des heiligen Oswald erhalten habe. «Nein, 1000 Euro sind es nicht gewesen, sondern umgerechnet nur 60 Euro», sagte er.
Jazzklänge umrahmen Lieblingsbilder
Ein paar Schritte weiter in der Stadtbibliothek war ebenso Betrieb, sei es beim Ausleihen von Kunst oder wenn Ay Wing selbst komponierte Lieder vortrug. Auch in der Galerie Renggli interessierte, welche Zuger Persönlichkeiten ihre Lieblingsbilder vorstellten, oder genossen es, wenn Jazzklänge die Bilder umrahmten.
Die Galerie Winkler hatte neben den Malereien von Helga und Holger Schmidhuber sowie Neil Enggist einen Dancefloor eingerichtet. Aber hier waren die Hemmungen anscheinend zu gross, sich zu exponieren.
Auf dem Papieri-Areal in Cham beteiligten sich mit der Maschinengasse 17 und 19 zwei Galerien an der Kunstnacht. Auch hier war allerhand los. Am erstgenannten Ort stellen drei Künstlerinnen mit unterschiedlichen Ansätzen Malereien und Fotoarbeiten aus, nun untermalt von den Pianoklängen der jungen Angelia Bai aus Cham. Patricia Milavila Freigeist führte durch die Ausstellung und versprach: «Wir wollen künftig die Gasse mehr beleben.» Nebenan zeigt die Künstlerin Helga Stähli Honegger florale Motive, zusammen mit den Aquarellen von Urs J. Knobel und der Wildtierserie der Galeristin Michèle Buhofer.
Und für eine Überraschung sorgte die Ausstellung bei «foryouandyourcustomers», einer im integralen Managementsystem tätigen Firma in Baar, wo Kunst eine wichtige Rolle spielt. Dort porträtierte Tobias Gutmann in einer Performance die Gäste. Aber nicht mit dem Bleistift, sondern dem «Face-o-mat», einem «Sai Bot», der mittels KI die Technik des Künstlers gelernt hat. Die kreative Symbiose vom Menschen und der Maschine sorgte für erheiternde Ergebnisse. Etwa, als der Bot einem Grauhaarigen sagt «Ach wie schön» und ihm einen blonden Schopf verpasst: Zuletzt entstand eine farbige Abstraktion. (Text: Monika Wegmann)