Zauberauto für die ganze Familie

Theater & Tanz

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Die Voicesteps-Juniors dürfen nach pandemischen Monaten wieder ein grosses Musical aufführen – «Tschitti Tschitti Bäng Bäng» in Cham, mit 70 Mitwirkenden.

  • Den Darstellerinnen und Darstellern ist die Freude am Mitwirken anzusehen. (Bild Matthias Jurt)
    Den Darstellerinnen und Darstellern ist die Freude am Mitwirken anzusehen. (Bild Matthias Jurt)

Cham – Ein Auto, fünf Shows und 70 Kinder – so fasst die Zuger Musicalschule Voicesteps ihr neuestes Bühnenprojekt zusammen. Auf dem Programm steht das berühmte «Tschitti Tschitti Bäng Bäng», das 1964 als Kinderbuch des englischen Schriftstellers Ian Fleming begann, 1968 nach einem Drehbuch von Roald Dahl und Ken Hughes zu einem Filmmusical umgearbeitet wurde und ab 2002 auch als Bühnenmusical einen jahrelangen, weltumspannenden Erfolg verbuchte. Die unvergesslichen Songs stammen von den Sherman-Brothers. Gespielt wird auf der Bühne des Chamer Lorzensaals vom 9. bis zum 12. Juni.

Alles dreht sich um ein Auto, das «nicht von dieser Welt» ist – es kann nämlich nicht nur fahren, sondern auch fliegen und schwimmen. Und natürlich ahnen das zuerst die Kinder, das Zwillingspaar Jemima und Jeremy, mit ihrer Fantasie und Begeisterungsfähigkeit. Denn zunächst steht das heruntergekommene Rennwagen-Wrack mit schiefen Rädern und havarierter Karosserie auf einem Schrottplatz, und zwar links hinten auf der Bühne. Rechts daneben befindet sich eine Mühle mit Schindelwänden und grossen Windrädern – das Zuhause der Kinder.

Spione sollen das Auto entführen

Jemimas und Jeremys Vater, der mittellose Spielzeugmacher Caractacus Pott, soll nun das Auto reparieren und auf Hochglanz polieren, was er auch tut. Aufgrund seiner merkwürdigen Motoren- und Auspuffgeräusche auf den Namen «Tschitti Tschitti Bäng Bäng» getauft, kutschiert das aussergewöhnliche Gefährt die kleine Familie an einen Strand zum Picknick, und dann durch Luft und Wasser nach Vulgarien ins Reich des komischen Baron Bomburst und seiner kinderhassenden Baronin. Vulgarische Spione werden ausgesandt, um das Auto zu beschlagnahmen und seinen Erfinder, den Grossvater der Zwillinge, zu entführen. Da gibt es aber auch einen «Kinderfänger», der Jemima und Jeremy überlistet und im Schloss einsperrt. Und schliesslich verliebt sich Caractacus noch in die junge Süsswarenfabrikanten-Tochter Truly. Kurzum: Es geht um lauter märchenhafte Abenteuer – sängerisch umgesetzt in Soli, Duetten und Chorsongs, dargestellt und getanzt von siebzig Kindern im Alter zwischen acht und dreizehn Jahren.

Das klappt nahezu perfekt, und man kann nur ahnen, wie viel hingebungsvolle Arbeit seit November 2021 geleistet werden musste, um eine solche Leistung hervorzubringen: Alle Darstellenden singen mit schönen Stimmen und klarer Aussprache ihre Partien (Chorleitung Guido Simmen); Soldaten-, Jahrmarkt- und Hofdamen-Gruppen tanzen synchron und in leuchtend farbigen Kostümen (Choreografie Lena Sturzenegger); und die schauspielerische Darstellung bringt immer wieder herzhafte Komik oder emotionale Momente hervor; hinzu kommt ein tadellos geprobter Ablauf der Szenenwechsel (Regie Sabrina Merian). Für den Bau des Tschitti-Bäng-Autos und mancher Bühnenrequisiten aber waren die Väter der Kinder zuständig. Und einige Mütter stehen «Backstage» für Kostüme, Schminke und Frisuren im Einsatz.

Auch die Eltern sind begeistert

Wie sehr die Musical-Schülerinnen und -Schüler motiviert sind, zeigt nicht nur ihr strahlend-enthusiastisches Singen, Tanzen und Spielen. Auch die Begeisterung ihrer Eltern ist ein wichtiger Faktor für das Gelingen. Martin Lehner, ein junger Bauer aus Waldkirch SG, der über Jahre seine musicalverrückte Tochter jede Woche zur Probe nach Cham fährt, formuliert es so: «Seit Aline acht ist, will sie das. Wir machen keinen Druck, aber unterstützen sie. Die Atmosphäre hier ist toll, und etwas so Professionelles findet man kaum mehr in der Nähe. Und meine andere Tochter liebt es, zuzuschauen. Die ganze Familie ist involviert.» (Text von Dorotea Bitterli)