Von dramatisch bis fantastisch

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Rund 40 Aussteller prägen die zweite Fantasy Convention in Zug. Die Szene ist ausgefallen, kreativ und voller Überraschungen.

  • An der zweiten Fantasy-Convention Unicon in Zug sorgten insbesondere die Teilnehmer des Cosplay für viel Farbe. (Bilder Roger Zbinden)
    An der zweiten Fantasy-Convention Unicon in Zug sorgten insbesondere die Teilnehmer des Cosplay für viel Farbe. (Bilder Roger Zbinden)

Zug – Einen Preis für Originalität gewinnen die Macher der zweiten Fantasy Convention mit der Eröffnungsfeier nicht. Zwei Tischbomben werden auf der Bühne gezündet – das war’s. Es wirkt wie der Kontrapunkt zu dem, was danach folgt. Im Burgbachsaal laden rund 40 Aussteller zum Eintritt in eine Welt der Fantasie. Unicon Summer 2019 heisst die Veranstaltung, die sich am letzten Wochenende in Zug zum zweiten Mal dem Gaming, der Fotografie und dem Cosplay widmete. Letzteres ist eine Wortspielerei aus Costume und Play (Kostümspiel), wobei der Teilnehmer eine Figur aus Manga, Anime, Comic, Film oder Videospiel durch Verkleidung und Verhalten möglichst echt darzustellen versucht.

Und so streifen Besucher und Aussteller während zwei Tagen hundertfach in ausgefallenen Aufmachungen durch das Gebäude. Dass die Szene mitunter schief angesehen wird, das weiss Patrick Amrhein, Vizepräsident des veranstaltenden Vereins «Unreal Entertainment», nur zu gut: «Es heisst, dass wir in eine andere Welt flüchten, weil wir mit dieser nicht klar kommen.» Ist das wahr? «Nein, grundsätzlich nicht. Klar haben wir wie alle auch unsere Macken. Die Leute hier stehen aber mit beiden Beinen im Leben. Es geht auch darum, unseren Ruf zu entstigmatisieren.»

Zur Begrüssung gibt es ein Drachenknurren

Wer die Vorurteile beiseitelässt, stellt fest: Die kleine aber feine Ausstellung ist eindrücklich, überraschend, zuweilen fantastisch. Begrüsst wird der Neuankömmling am Eingang von einem mannshohen Drachen mit einschüchterndem Knurren. Ihm gegenüber steht ein zweiter, 150 Kilo schwerer und noch spektakulärerer Vertreter seiner Spezies, der sogar Rauch speien kann. «Insgesamt haben wir drei davon», erzählt Barbara Brosowski, die mit ihrem Mann Roman in Bad Zurzach ein Atelier führt, wo «fantastische Wesen entstehen». An einem Drachen arbeiten sie rund 300 Stunden, oft bis spät in die Nacht hinein. Daneben führen die Lehrerin für bildnerisches Gestalten und der IT-Spezialist einer Versicherung ein gewöhnliches Leben. Gemeinsam sind sie Eltern eines kleinen Buben.

Bald zeigt sich: Die Liebe zum detailgetreuen Handwerk und das leidenschaftliche Engagement sind die gemeinsamen Nenner der Fantasy Convention. «Auf diese Weise kann ich ausserhalb des Alltags meine Kreativität ausdrücken», erzählt Rosa aus Wohlen, die als «Mera» aus dem Comic Aquaman auftritt. Ihre Freundin Lina aus Sursee verkörpert die Eiskönigin Elsa: «Ich gehe gerne an die Fasnacht und wollte einen Charakter herstellen, den man erkennt. So stiess ich auf Cosplay.» Mit Yuji Koi ist sogar eine in Zug studierende Spitzendarstellerin zugegen – an der Cosplay-Weltmeisterschaft landete sie für Vietnam in den Top 7. «Beim Cosplay geht es darum, sich auf dramatische Weise zu verändern», erklärt Yuji Koi.

Quidditch – Sport treiben wie Harry Potter

Wer Tipps und Anregungen für die eigene Kreation benötigt, kommt dabei voll auf seine Kosten. In Workshops gibt es Einführungen in das Schauspiel im Kostüm und Informationen über Nähmaschinen, Schnittmuster, Make-up und Modellierungen in einer 3D-Software. An den Ständen offenbaren Kostüme, Malereien, Fotografien, Accessoires, Schmuck, Tiermasken oder Fantastikbücher die grosse Bandbreite der Fantasy-Szene. Wer will, schreibt sich bei den Pilatus Patronus aus Luzern zu einem Probetraining im Quidditch ein – eine Mischung aus Handball, Rugby und Völkerball in Anlehnung an den Sport aus der Fantasy-Romanreihe von Harry Potter. Auch Action- und Shootergames am Computer fehlen nicht.

Kein Zweifel: Sie lebt, die Fantasy-Community in der Zentralschweiz und sie wird grösser. Auch die Convention in Zug will im Schatten der Grossanlässe von Fantasy Basel, der Zürich Game Show und dem Herofest in Bern weiter wachsen, jedoch nicht deren Grösse annehmen. Sie soll halbjährlich stattfinden. (Stephan Santschi)