Musikgenuss an ungewöhnlichen Orten

Musik

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Das Festival «Sommerklänge» hat auch nach über zwei Jahrzehnten rein nichts eingebüsst: Ob Celloquartett, Bläserquintett oder klassisches Geige-Piano-Duo – der Zuger Kultursommer 2022 steht einmal mehr ganz im Zeichen gepflegter Kammermusik in all ihren Facetten.

  • Im lauschigen Garten der Bauhütte zu St.Oswald, am Fusse der stolzen Burg Zug, starten die Zuger «Sommerklänge» in eine weitere Runde. Es ist heuer einer der fünf ungewöhnlichen Konzertorte. (Archivbild Stefan Kaiser)
    Im lauschigen Garten der Bauhütte zu St.Oswald, am Fusse der stolzen Burg Zug, starten die Zuger «Sommerklänge» in eine weitere Runde. Es ist heuer einer der fünf ungewöhnlichen Konzertorte. (Archivbild Stefan Kaiser)

Zug – Sobald die Kulturspielstätten allenthalben in ihren «Sommerschlaf» versinken und die Gelegenheiten für gehobene Musikfreuden rar werden, ist es wieder Zeit für die «Sommerklänge». Seit 21 Jahren überbrückt das Zuger Sommerfestival mit seinem bewährten Konzept – kammermusikalische Klassikkonzerte an ungewöhnlichen Spielorten – das jeweilige Kultur-«Vakuum» während der heissen Jahreszeit.

Seit der Festivalgründung durch die künstlerische Leiterin Madeleine Nussbaumer sind über 100 Konzerte an 92 unterschiedlichen Orten im Kanton Zug durchgeführt worden. Das mit der Zuger Kulturschärpe 2021 und dem CHAMpion 2022 Sparte Kultur ausgezeichnete «Festival, das bewegt» ist ergo schon lange zu einem glänzenden Aushängeschild des hiesigen Kulturlebens geworden – mit Strahlkraft bis weit über die Kantonsgrenzen hinaus.

«Aufatmen» nach zwei schwierigen Jahren

Die zwei vergangenen, von der Coronapandemie geprägten Jahre waren auch für Madeleine Nussbaumer und ihr Team herausfordernd. «Und doch haben wir es sehr gut meistern können», sagt Peter Hoppe, Historiker und Mitgründer des Festivals – zu Recht mit Stolz. «Wir hatten das grosse Glück, dass die Fallzahlen genau während der Spielzeiten jeweils so weit zurückgegangen waren, dass die geltenden Bestimmungen eine Durchführung aller Konzerte zuliessen.»

Die bald startenden Sommerklänge 2022 mit fünf Konzerten an fünf Sonntagen (Beginn jeweils 17 Uhr) und fünf unterschiedlichen Orten sind weitgehend unter vorpandemischen Bedingungen zu Stande gekommen und stellen Musikgenuss ohne lästige Einschränkungen in Aussicht. Kontinuität und organisatorische Unermüdlichkeit zeichnen Madeleine Nussbaumer, Peter Hoppe und ihr Team seit Jahren aus. «Tatsächlich staunen auch wir selbst, wie es uns nach über zwei Jahrzehnten weiterhin gelingt, ein Programm auf die Beine zu stellen, welches voll und ganz unserem bewährten Grundkonzept entspricht», so Peter Hoppe.

Orte, wo die Öffentlichkeit sonst kaum hinkommt

Für den Auftakt zu den «Sommerklängen» 2022 am 10. Juli haben die Verantwortlichen den Garten bei der historischen «Bauhütte» von St. Oswald gewählt. An diesem versteckten, lauschigen Ort mitten in der Zuger Altstadt spielt das Quadriga Consort unter dem Motto «Midsummer» alte, traditionelle Lieder und Melodien aus Skandinavien und von den Britischen Inseln – neu und frisch arrangiert für ein historisches Instrumentarium. Bei schlechtem Wetter findet das Konzert im Kirchgemeindehaus statt.

Ebenfalls ein Highlight ist der Spielort für das zweite Konzert «Cremoneser Wohlklang» am 17. Juli: Das brandneue Spitzensport-Ausbildungszentrum OYM in Cham verfügt über ein für Musik geeignetes Auditorium. Vier namhafte Proficellisten interpretieren hier in einer nicht alltäglichen «Einheitsbesetzung» Werke von Bach, Dutilleux, Barrière, Lutoslawski, Paganini, Berio, Kummer, Halffter und Tschaikowski.

Für das nächste Konzert «Zeitlos» am 24. Juli verlässt das Festival den Kanton, was zwar selten, aber doch alle paar Jahre mal vorkommt. Es geht ins benachbarte Freiamt nach Muri in den Festsaal des ehemaligen Benediktinerklosters. Das Zuger Ensemble Chamäleon um die künstlerische Leiterin Madeleine Nussbaumer – erweitert mit einem talentierten jungen Soloklarniettisten – interpretiert je ein technisch überaus anspruchsvolles Werk von Maurice Ravel und Olivier Messiaen.

Am 31. Juli steht «Inniges Leuchten» über dem vierten Konzert: Die Zuger Violinistin Esther Hoppe und das junge Klaviertalent Jung Hu spielen Johannes Brahms’ drei Violinsonaten. Diese sind von Brahms’ bewegter Gefühlswelt geprägt und haben somit einen besonders intimen Charakter. Konzertort ist diesmal das im Volksmund zuweilen noch als «Blindenschule» bezeichnete Heilpädagogische Schul- und Beratungszentrum Sonnenberg in Baar. Der hauseigene Musiksaal verfügt über eine entsprechend gute Akustik.

Das letzte Konzert «Spanischer Blütenzauber» am 7. August wird als Einziges an einem Ort durchgeführt, welcher bereits einmal im Rahmen der «Sommerklänge» bespielt worden ist: Das Reformierte Kirchenzentrum in Hünenberg erzählt historisch und architektonisch eine spannende Geschichte. Hier interpretiert das spanische Holzbläserquintett Azahar Ensemble zum einen Werke von Anton Reicha, einem Beethoven-Zeitgenossen, welcher als Pionier auf dem Gebiet von Musikliteratur für Bläserquintett gilt. Zum anderen spielen die fünf Musikerinnen und Musiker Kompositionen von Paul Hindemith und Carl Nielsen, die mit Reichas Musik formell in Verbindung stehen. Wie jedes Jahr wird eine sachverständige Person jeweils einleitende Worte zum Spielort und dessen historischem Hintergrund ans Publikum richten. (Text von Andreas Faessler) 

Infos zum Festival und zu den Konzerten im Detail sowie Tickets unter www.sommerklaenge.ch