Das «Dilemma» macht Schluss

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Der Treffpunkt Dilemma wurde erst im vergangenen März eröffnet. Das Gründerteam blickt an der «Ustrinkete» am Donnerstagabend voller Nostalgie auf die letzten Monate zurück.

  • Das «Dilemma-Team», von links: Severin Hofer, Julian Wasem, Rafael Casaulta und Laura Hürlimann. (Bild Mathias Blattmann)
    Das «Dilemma-Team», von links: Severin Hofer, Julian Wasem, Rafael Casaulta und Laura Hürlimann. (Bild Mathias Blattmann)

Zug – «Hier kann man Leute kennenlernen, denn unser Raum ist so klein, man kann sich gar nicht aus dem Weg gehen», sagt Mitgründer Severin Hofer an der «Ustrinkete». Das «Dilemma» an der Alpenstrasse direkt beim Bahnhof in Zug war ein kunterbunter Gemeinschaftsort, der mit seiner Einrichtung einem hippen Wohnzimmer in einer Grossstadt ähnelte. Der Name war Konzept: Ein Kaffee kostete entweder Nichts oder 100 Franken. Wer das Angebot annahm, zahlte 100 Franken für ein Monatsabo. In der Höhe dieses Betrags konnte während des Monats das vielfältige Angebot im «Dilemma» genossen werden.

Dieses reiche vom gewöhnlichen Barbetrieb über die Möglichkeit, sich die Haare schneiden, oder sich tätowieren zu lassen, bis zu Literatur und Kunst. Wurden die 100 Franken aufgebraucht, konnte um je 25 Franken erhöht werden. Der restliche Saldo verfloss Ende Monat in die Betriebskosten des «Dilemmas».

Die Anzahl Abos entschied über die Öffnungszeiten des Raumes. Der Treffpunkt war bei 80 verkauften Abos freitags, samstags und sonntags offen, bei 90 Abos wurde um einen weiteren Tag erweitert. «Im März konnten wir mit 90 verkauften Abos starten», erzählt Laura Hürlimann, Mitgründerin des «Dilemmas» und Geschäftsführerin der Kreativagentur Gäggeligääl.

Wie viel sind Hundert Franken wert?

In den wenigen Monaten, in denen das Lokal in Betrieb war, sind laut Hofer viele interessante Erinnerungen entstanden. «Es gab viele lustige Begegnungen und Leute konnten sich kennenlernen, obwohl man in Zug jeweils denkt, man kenne schon alle», sagt der Kulturschaffende.

«Man hat sich auch verliebt hier drin», ergänzt Laura Hürlimann. «Es gab ein ‹Temporär-Pärchen›, welches sich hier getroffen hat.» «Es wurden auch unzählige spannende Diskussionen darüber gestartet, wie viel 100 Franken überhaupt wert sind», sagt Severin Hofer. Die regelmässigen Dilemma-Gänger bedauern die Schliessung des bunten Wohnzimmers. Eine junge Künstlerin berichtet: «Durch das Dilemma fand ich Zugang zu anderen Kunstschaffenden und ich konnte so ein passendes Atelier finden.» Ein weiterer Dilemma-Abonnent erzählt von seinen unzähligen spannenden Diskussionen, welcher er im Treffpunkt führen konnte.

Hat es wirklich nicht funktioniert?

«Es gab die einen, die immer wieder kamen und auch ein Abo gelöst haben. Dann gab es auch Leute, die fanden unser Angebot zu teuer und wollten sich nicht verpflichten», erzählt Laura Hürlimann. «Wir versuchten, eine günstigere Variante zu etablieren, doch diese verschaffte uns leider nicht mehr Leute», sagt sie.

In der Sommerpause hat das Gründerteam realisiert, dass sie entweder einen Schnitt machen oder in ein weiteres Jahr investieren müssen. Die zusätzliche Investition stellte ein zu grosses finanzielles Risiko dar, weshalb sich das Team schweren Herzens für die Schliessung des Lokals entschieden.

Auf die Frage, warum es denn nicht funktioniert hat, antwortet der Mitgründer und Creative Director Rafael Casaulta mit einer Gegenfrage: «Was hat denn nicht funktioniert?» Seiner Meinung nach habe es viele Begegnungen in diesem Raum gegeben, was zeige, wie wichtige solche Gemeinschaftsräume sind.

Der Vertrag läuft bis im März 2024

«Wir haben viel gelernt. Alles im Raum haben wird selbst gemacht, vom Kassensystem bis zum Umbau des Innenbereichs», ergänzt er. Der Raum wurde von Julian Wasem, Spatial Designer bei «Gäggeligääl», umgebaut. «Wir haben wieder etwas ausprobiert und wir werden es auch wieder probieren. Wir sind dankbar für alle Leute, die diesen Weg mit uns gegangen sind und diesen Raum haben aufleben lassen», meint Mitgründer Hofer.

Der Vertrag für den Raum ist noch bis März 2024 gültig. Bis dahin wird ihn das Gründerteam mit verschiedenen Ideen füllen. Ab November bis Weihnachten wird das Pop-up Fritto Misto den Raum vorübergehend besetzen. (Text von Caila Schilling)