Die hl. Franziska Romana immer im Blick

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Im Chorfresko der Klosterkirche Heiligkreuz in Lindencham ist die Ordensgründerin verewigt. Sie führte ein ungewöhnliches Leben.

  • Die heilige Franziska von Rom, Ordensgründerin der Olivetanerinnen, ist im Fresko von Fritz Kunz als demütig kniende Kirchenfrau in hellem Gewand erkennbar. (Bild Stefan Kaiser)
    Die heilige Franziska von Rom, Ordensgründerin der Olivetanerinnen, ist im Fresko von Fritz Kunz als demütig kniende Kirchenfrau in hellem Gewand erkennbar. (Bild Stefan Kaiser)

Cham – Die erste Kirche des Klosters Heiligkreuz in Lindencham von 1868 wurde 1934 mit dem heutigen Gotteshaus ersetzt. Für die farbliche Gestaltung des architektonisch schlicht gehaltenen Innenraumes zeichnete der Zuger Künstler Fritz Kunz verantwortlich. Sein Hauptwerk in Lindencham ist das grosse Fresko an der Rückwand des Chorraumes. Es zeigt den Erlöser an einem in kräftigem Rot ausgeführten Kreuz, umgeben von Engelsfiguren in blauen Gewändern. Exakt dieses Motiv findet sich auf dem Grabstein des Künstlers auf dem Friedhof St.Michael in Zug wieder («Hingeschaut» vom 10. April 2021). Im unteren Bildbereich des Chorfreskos knien die Muttergottes und Johannes der Täufer. Hinter diesen beiden sind jeweils diverse Heilige des Benediktinerordens versammelt. Namentlich sind stehend die Heiligen Scholastika, Hildegard, Mechthild von Hackeborn, Gertrud, Benedikt, Meinrad, Gregor der Grosse und Anselm von Canterbury abgebildet.

Auffallend innerhalb dieser Gruppen sind die zwei hell gekleideten, im Vordergrund knienden Figuren. Es handelt sich bei der Person rechts um Bernhard Tolomei (1272–1348), Gründer der Benediktinerkongregation von Monte Oliveto, kurz Olivetaner genannt. Die kniende Frau links in besonders demütiger Haltung ist die heilige Franziska von Rom (1384–1440). Für die Ordensfrauen vom Kloster Heiligkreuz ist sie innerhalb dieses Reigens benediktinischer Heiligen die wichtigste Figur: Sie ist die Gründerin des weiblichen Zweiges der Olivetaner, zu welchem die Schwestern von Heiligkreuz gehören.

40 Jahre lang Ehefrau und Mutter

Die Biografie der hl. Franziska von Rom, meist Franziska Romana genannt, ist insofern ungewöhnlich, als sie im Gegensatz zu vielen anderen Heiligenfiguren lange Zeit ein weltliches Familienleben führte. Im heutigen Römischen Stadtteil Trastevere in eine adlige Familie hineingeboren, wuchs Franziska in einem feudalen Umfeld auf. Nach dem Willen ihres einflussreichen Vaters wurde Franziska im Alter von gerade mal zwölf Jahren mit dem Kommandanten der päpstlichen Truppen verheiratet. Das fromme Mädchen jedoch fühlte sich bereits in jungen Jahren zu einem klösterlichen Ordensleben hingezogen, trotzdem erfüllte Franziska vier Jahrzehnte lang ihre Aufgabe als Ehefrau und Mutter von sechs Kindern, deren zwei jedoch früh an der Pest starben.

Franziska führte ein gottesfürchtiges Leben, verbrachte Stunden im Gebet, kümmerte sich um Arme und Kranke und vernachlässigte dennoch nicht ihre häuslichen Pflichten. Ihr sollen mehrere Marienerscheinungen widerfahren sein, und sie soll über die Kraft verfügt haben, Schmerzen zu lindern und Krankheiten zu heilen. Sie liess einen Teil ihres Palastes in ein Spital umbauen. 1425 gründete sie – für eine Frau im Ehestand ungewöhnlich – die nach der benediktinischen Ordensregel lebende Gemeinschaft der Oblatinnen des Olivetanerklosters von Santa Maria Nuova, diejenige Kirche in Rom, welche heute nach Franziska benannt ist. Die Gemeinschaft nahm karitative Aufgaben wahr und wurde 1433 vom Papst bestätigt.

Der Weg ins Kloster wird frei

1436 erlag Franziskas Mann einer Kriegsverletzung. Darauf wurde die Witwe von ihrer Schwiegertochter aus dem Palast vertrieben. Franziska wurde Nonne; sie soll über mystische Fähigkeiten verfügt und himmlische Visionen erfahren haben. Sie wurde Vorsteherin ihres Ordens, welcher fortan als weiblicher Zweig der seit 1319 bestehenden Olivetaner geführt wurde. Deren Gründer war der in Kunz’ Chorfresko gegenüber von Franziska kniende Bernhard Tolomei. Die Ordens-Stammabtei Monte Oliveto Maggiore steht in der Toskana unweit von Siena. Die sterblichen Überreste von Franziska sind in der ihr geweihten Kirche am Forum Romanum in Rom beigesetzt, wo ihre Gemeinschaft als Erstes tätig gewesen war.

Die Schwestern in Lindencham gehören seit 1892 zur Kongregation der Olivetaner-Benediktinerinnen. Mit dem Fresko im Chorraum ihrer Klosterkirche ist die Ordensgründerin für die Nonnen stets visuell präsent. (Andreas Faessler)

Hinweis
In der Serie «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.