Ehre für das «Stadtoriginal mit Weltruf»

Dies & Das

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Die Hommage an den Typografen und Künstler Walter F. Haettenschweiler (1933–2014) stiess an der Vernissage auf grosses Interesse.

  • Walter F. Haettenschweiler – auf dem Plakat ganz typisch mit Stumpen im Mund – ist allseits präsent. (Bild Mathias Blattmann)
    Walter F. Haettenschweiler – auf dem Plakat ganz typisch mit Stumpen im Mund – ist allseits präsent. (Bild Mathias Blattmann)

Zug – Der Geist «Haettis» weht über dem Postplatz, in Gestalt bedruckter, verschiedenfarbiger Stoffbahnen unterschiedlichen Formats, die sanft im Wind schaukeln. Sie sind der prominente, von allen Seiten sichtbare Hinweis auf die am Donnerstag feierlich eröffnete Hommage an den bekannten Zuger Grafiker, Schriftengestalter und Maler Walter F. Haettenschweiler (1933–2014). Er würde dieses Jahr seinen 90. Geburtstag feiern. Aus diesem Anlass kehrt das Zuger «Stadtoriginal» nun für zehn Tage in seine Heimatstadt zurück.

Die von Stadt, Kanton und zahlreichen weiteren Gönnern breit unterstützte Hommage «Universum Haetti» ist eine persönliche Reminiszenz seiner Kinder an den schaffensreichen Vater. Im Rahmen dieses ortsbezogenen Projektes mit Installationen und Ausstellungen erwacht der Mann, der mit seinen Schriften und Logos so manchen Zuger Unternehmen und Vereinen ein «Gesicht» verpasst hat, noch einmal zum Leben.

Würdigende Worte und Erinnerungen

Am Donnerstagabend war Vernissage auf dem Postplatz, einen Steinwurf von seinem Atelier an der Schanz entfernt. Eine ansehnliche Publikumsschar fand sich ein, um durch die Würdigungen der Rednerinnen und Redner sich dem augenfälligen Menschenfreund mit dem Stumpen im Mundwinkel noch einmal ganz nahe zu fühlen. Alt Stadtpräsident Karl Kobelt, die städtischen und kantonalen Kulturbeauftragten Iris Weder und Aldo Caviezel wie auch Haettenschweiler-Tochter Sasha als Hauptinitiantin würdigten Leben und Werk des international bekannten Künstlers mit liebevollen Worten.

«Vor allem für die Zugerinnen und Zuger ist es von unschätzbarem Wert, hier noch einmal sehen zu können, was Walter F. Haettenschweiler alles erschaffen hat», meinte etwa Karl Kobelt. Iris Weder hat ihre persönliche Rede gar in der offiziellen Haettenschweiler-Groteske abgefasst – in Grösse 28. «Ich bin stolz, dass wir auch Kunst von Haetti in der städtischen Sammlung haben», betonte sie. Und Aldo Caviezel schilderte seine Jugendjahre als unmittelbarer Nachbar der Haettis und enger Freund eines der Söhne.

Nun kann die Öffentlichkeit dem «Menschenfreund» Haettenschweiler bis und mit 19. März an mehreren Orten in der Stadt ganz nahe kommen. Einer dieser Orte ist die Garage im Haus seines Ateliers auf der Seite zur Antonsgasse. Eine Installation erzählt eine persönliche Geschichte – ja die Garage selbst als «verlängerter Arm des Ateliers» (Zitat Samuel Haettenschweiler) ist ein Ort, der mit vielen Erinnerungen und Anekdoten rund um die Person Haetti verbunden ist.

Unweit davon – im Hirschensaal an der Zeughausgasse – gibt es eine kleine Ausstellung und Möglichkeiten zur Interaktion. Auch mit öffentlichen Führungen lässt sich das «Universum Haetti» entdecken oder auf eigene Faust mit Hilfe eines Stadtplans, den Interessierte auf Spurensuche mitnimmt. Alles Weitere dazu ist unter der eigens fürs Projekt ins Leben gerufenen Website nachzulesen (www.hommage-haettenschweiler.ch).

Haetti und seine Kunst

Walter F. Haettenschweiler war in erster Linie Gestalter und Typograf, so nahm und nimmt ihn die Allgemeinheit zumindest wahr. Er war jedoch genauso ein Künstler – ein begabter Maler und kreativer Skulpteur. Sein Vermächtnis sind denn auch eine Vielzahl an Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen, Druckwerken, Collagen, Objekten ...

Zeitgleich zur Hommage «Universum Haetti» ist in der Galerie von Carla Renggli in der Ober Altstadt eine Auswahl an Kunstwerken aus Haettenschweilers Nachlass ausgestellt. In den Ausstellungsräumen des historischen Altstadthauses kann man dem illustren Zuger und leidenschaftlichen Sammler gleich noch einmal ganz konkret begegnen. Und sich nach Wunsch ein Stück Haettenschweiler sichern.

Mit über 40 käuflichen Kunstwerken aus der Zeit zwischen 1956 und 2000 sind die Wände bespielt – Kreidezeichnungen, Gouachen, Ölgemälde, Lithos, Monotypien oder grossformatige Airbrushs aus seinem Spätwerk wechseln sich ab mit Objekten wie kolorierten Holzlatten oder gegenständlichen Collagen. Auch eigens für diese Hommage angefertigte Alltagsgegenstände sowie die limitierte Haetti-Kunstbox und eine ebenfalls limitierte Anzahl an gestalteten Etter-Kirschflaschen sind hier erhältlich.

Das Interesse an der Vernissage in der Galerie Renggli war ebenso gross wie an der Eröffnungsfeier auf dem Postplatz. Neben Barbara Junod, welche die grosse Haettenschweiler-Retrospektive im Zürcher Museum für Gestaltung kuratiert hat, trat Nationalrätin Manuela Weichelt-Picard ans Mikrofon. Als unmittelbare Nachbarin und enge Bekannte Walter F. Haettenschweilers erinnerte sie sich an so manche delikate, erheiternde und rührende Episode mit dem liebenswerten Mann, der die Menschen einfach gern hatte.

Nun ist Walter F. Haettenschweiler noch einmal so präsent in Zug wie nie mehr seit seinem Tod vor neun Jahren. Mehrmals hatte er noch betont, wie gerne er seinen 90. feiern würde. Obschon es nicht hat sein sollen, so kommt das Zuger «Stadtoriginal mit Weltruf» nun doch noch zu seinem grossen Fest – wenn auch nicht mit irdischer Präsenz. (Text von Andreas Faessler)

Alles zum Widmungsprojekt «Universum Haetti» unter www.hommage-haettenschweiler.ch