Ein Film führt zu Diskussionen

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Im Rahmen der Zuger Filmtage werden die Steuern im Kanton Zug Teil einer angeregten Debatte mit prominenten Teilnehmern.

  • Nahmen am Podium teil (von links): Ständerat Peter Hegglin, Dominik Gross, Jacqueline Lipp, Filmemacherin Luzia Schmid und Finanzdirektor Heinz Tännler. (Bild Christian H. Hildebrand)
    Nahmen am Podium teil (von links): Ständerat Peter Hegglin, Dominik Gross, Jacqueline Lipp, Filmemacherin Luzia Schmid und Finanzdirektor Heinz Tännler. (Bild Christian H. Hildebrand)

Zug – Mit einem wunderbaren Blick über die Stadt Zug und den angrenzenden See luden die Zuger Filmtage am Donnerstagabend zu einer Podiumsdiskussion im Panorama 24 ein. Das Thema lautete: «Steuern im Kanton Zug». Steuern sind eigentlich kein Thema, bei dem einem das Herz aufgeht, dennoch ist jeder Platz im Saal besetzt und das Publikum ist bereit, Teil einer angeregten Diskussion zu werden. Moderiert wird die Debatte von der Journalistin Jacqueline Lipp und auf der Bühne ist jedes Gesicht bekannt. Der Zuger Ständerat Peter Hegglin tritt auf Finanzdirektor Heinz Tännler und Dominik Gross, Experte für Finanz- und Steuerpolitik bei der Alliance Sud. Eine besondere Rolle nimmt an diesem Abend Luzia Schmid ein, welche ebenfalls intensiv mitdiskutiert.

Die gebürtige Zugerin Luzia Schmid ist Regisseurin des Films: «Der Ast, auf dem ich sitze». Im Rahmen der 6. Zuger Filmtage wird die Premiere ihres Werkes in den einheimischen Kinos gezeigt. In ihrem Film erzählt die Filmemacherin die Geschichte des kleinen Kantons Zug, der innert weniger Jahre zu einem der grössten Rohstoffhandelsplätze der Welt wurde. Schmids Kindheit war von diesem raketenhaften Aufstieg geprägt, die Hauptakteure des Films gehörten zu ihrem Alltag. Luzia Schmid hat einen persönlichen Wirtschaftsfilm geschaffen, und präsentiert das Thema Steuern auf eine Art, in der man gerne in den Dialog kommt.

Repräsentativ für diesen Dialog diskutieren die Zuger Politiker und Finanzexperten gemeinsam mit der Regisseurin über die Zuger Steuerpolitik. Auch im Publikum sind nicht wenige einheimische Politikerinnen und Politiker anzutreffen, die diesem Thema ihre Aufmerksamkeit schenken. So unterer anderem die Vize-Präsidentin der Grünen Zug, Esther Haas, und Kantonsrätin Tabea Zimmerman-Gibson. Moderatorin Jacqueline Lipp eröffnet die Diskussion mit der Frage: «Kann man stolz darauf sein, in einer Steueroase zu leben?» «Ich bin nicht stolz darauf. Mich hat es einfach interessiert, was es heisst», antwortet Luzia Schmid und offenbart ihr Interesse an der wirtschaftlichen Situation in Zug.

«Wer hat denn eigentlich nicht profitiert?»

«Ich stehe für die Lage in Zug ein», antwortet Heinz Tännler auf die Frage der Moderatorin. «Die Steuersituation ist gewollt, sie ist demokratisch zu Stande gekommen.» Peter Hegglin ergänzt: «Steuern sind dazu da, die Aufgaben zu erfüllen, die das Volk stellt. Ein Steuerfuss sollte jedoch nicht künstlich hochgehalten werden und es sollte auch kein Geld im Voraus angesammelt werden.» Lipp unterbricht die Diskussion kurz und blendet einen Ausschnitt aus Schmids Film ein. Nationalrat Gerhard Pfister antwortet auf die Frage, wer denn eigentlich von der Steuerpolitik Zugs profitiert habe: «Ich frage mich: Wer hat denn eigentlich nicht profitiert?» Zurück in der Diskussion überzeugt Dominik Gross mit Fakten: «Weltweit entgehen der Bevölkerung rund 800 Milliarden Dollar durch Steuervermeidung.» Nicht wenig von dem Geld landet in der Schweiz. «Ich sage immer: Steuervermeidung muss man sich leisten können.»

Weiter diskutieren die Teilnehmer über den Wettbewerb. Tännler betont die Wichtigkeit eines Wettbewerbs, wie er die Wirtschaft dynamisiert und anspornt. Er erwähnt den nationalen Finanzausgleich als Instrument der Solidarität und betont: «Es ist nicht einfach alles möglich für Zug.» Luzia Schmid erwähnt Sambia als eines der ärmsten Länder der Welt. Auch in ihrem Film setzt sie sich mit der dortigen Situation auseinander. Sie argumentiert: «Wir können es uns nicht leisten, einen ‹Failed State› nach dem anderen zu generieren» und spielt damit auf das Problem der Steuervermeidung von Grosskonzernen an.

Die an der Diskussion vertretenen unterschiedlichen Meinungen kristallisieren sich stark heraus. Dennoch ist die Stimmung im Saal stets locker und freundlich und das Publikum freut sich ob der angeregten Debatte und den interessanten Argumenten der Diskussionsteilnehmer. Zum Schluss des Podiums eröffnet Jacqueline Lipp die Diskussion für Fragen aus dem Publikum und die Politiker nehmen Stellung zu verschiedensten Aspekten. Nachdem jedem der Teilnehmer die Möglichkeit eröffnet wurde, ein abschliessendes Statement zu setzen, verabschiedet Thomas Slatter, künstlerischer Leiter der Zuger Filmtage, die Podiumsteilnehmer. Das Publikum ist anschliessend dazu eingeladen, im Kino Seehof an der Premiere von «Der Ast, auf dem ich sitze» teilzuhaben und sich weiter einen Einblick in die Geschichte des Kantons Zug und seiner Steuerpolitik zu verschaffen. Ab heute, Samstag, 24. Oktober, wird der Dokumentarfilm ebenfalls Teil des regulären Zuger Kinoprogramms und ist auf jeden Fall einen Kinobesuch wert. (Sina Engl)