Ein Geist geht auf Schatzsuche
This & That, Literature & society
Schüler haben für «Zugiblubbi» eine Geschichte geschrieben. Für die Erzählerin Jolanda Steiner ist das eine doppelte Premiere.
Zug – «Und was war in der Flasche noch drin?», fragt Jolanda Steiner. «Eine Schatzkarte», rufen gleich mehrere Kinder durch den abgedunkelten kleinen Casinosaal. Jolanda Steiner nickt, zieht die Karte aus der Flasche, präsentiert sie der aufgeregten Kinderschar und fährt mit der Geschichte fort. Erzählt wird im kleinen Casinosaal gestern Morgen eine Geschichte von Zugiblubbi, dem Moorgeist vom Zugerberg. Im Publikum sitzen rund 50 Kinder. Mit einem Staunen im Gesicht lauschen sie gespannt der Erzählerin. Ihre Blicke schweifen dabei hin und her - zwischen Jolanda Steiner und dem Hauptprotagonisten Zugiblubbi, der von einer Ecke im Raum zur anderen schweift. «Für mich ist es in zweifacher Hinsicht eine Premiere», sagt Jolanda Steiner. Zum einen ist die Luzerner Märchenerzählerin gestern zum ersten Mal für den Zugerberggeist Zugiblubbi im Einsatz. Dies, nachdem die Schöpferin der Figur, Käthi Leutwyler, im Frühling nach schwerer Krankheit verstarb. Steiner legt dabei grossen Wert darauf, dass sie nicht Käthi Leutwylers Nachfolgerin sei. «Ich will sie nicht ersetzen. Ich möchte einfach ihre Idee und ihren guten Geist weitertragen», so die Märchenerzählerin.
Ebenfalls neues Terrain betritt Steiner mit der Geschichte, die sie vorträgt. Denn das Abenteuer «De Zugiblubbi uf Schatzsuechi» stammt aus der Feder der Schüler, die sich im kleinen Casinosaal befinden. Die drei Klassen haben sich in einem Schreibwettbewerb gegen ihre Mitbewerber durchgesetzt. «Ich habe nun nur noch aus den drei Geschichten ein Märchen gemacht. Die Kinder hören diese Fassung heute zum ersten Mal», berichtet Jolanda Steiner.
Mit viel Einsatz
Das neu entstandene Märchen vom Zugiblubbi scheint bei den jungen Autoren gut anzukommen. Immer wieder ist im Saal herzhaftes Lachen zu hören, «Ahs» und «Ohs» erklingen, und die Mädchen und Buben fiebern auf ihren Stühlen und grossen roten Sitzkissen am Boden gespannt mit, was ihr Held wohl als Nächstes erlebt. Jolanda Steiner scheut dabei keinen Einsatz, um die Kleinen zu begeistern. In ihrer Märchenecke, in der sie von einem goldenen Wald umringt ist, finden sich diverse Requisiten, mit denen sie die Geschichte der Schatzsuche auf dem Zugerberg untermalt. Mal geräuschvoll mit Mundharmonika oder Xylofon, mal allein mit unterschiedlichen Stimmlagen und Sprechrhythmen und mal mit Gegenständen wie einer Schatzkarte, einer Zauberbrille oder kleinen Tierfiguren. Ihr Publikum bezieht die Luzernerin immer wieder in die Vorstellung ein. Dazu stellt sie Fragen, die meist lautstark beantwortet werden, oder singt Lieder über den netten Geist vom Zugerberg, zu welchen die Kinder klatschen, trommeln und mitsingen. «Ich mag den Zugiblubbi, vor allem weil er so ein lustiges Flämmchen auf dem Kopf hat», sagt der siebenjährige Niklaus aus Meisterswil. Auch die Geschichte gefalle ihm. «Die Schatzsuche war spannend», findet er. Das findet auch die sechsjährige Lilia aus Hünenberg. Ihr hätten die vielen Tiere in der Geschichte besonders gefallen. «Und dass es um einen Schatz ging», erzählt sie ganz begeistert.
Ein Geistli zum Mitnehmen
Doch wie alle Märchen nimmt auch die Schatzsuche von Zugiblubbi ein Ende. Damit die Kinder vom lieben Zugerberggeist allerdings nicht ganz Abschied nehmen müssen, hat Jolanda Steiner noch etwas Bastelmaterial mitgebracht. «Damit ihr euch euren eigenen kleinen Moorgeist basteln könnt», erklärt sie den Kindern. Die Antwort kommt prompt und laut: «Jeee», schallt es durch den Raum, bevor ganz konzentriert gebastelt wird. (Samantha Taylor)