Die Führungsschicht der Länderorte Zug und Schwyz

Dies & Das

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Fabian Henggeler berichtete an der GV des Historischen Vereins des Kantons Zug über seine Forschungsarbeit.

Zug – Fabian Henggeler, der beim Staatsarchiv die Gemeindearchive Unterägeri und Neuheim betreut, hielt ein Fachreferat über die Führungsschicht der Länderorte Schwyz und Zug in der Vormoderne. Beidenorts vermochten sich nur einige wenige Familien über mehrere Generationen hinweg in den höchsten Landesämtern zu etablieren.

Dank kluger Auswahl einschlägiger Objekte gelang es dem Experten, im Auditorium das Verständnis für seine Materie zu wecken, so mittels zweier womöglich seitens Georg und Rudolf Redings in den Burgunderkriegen erbeuteter Trinkschalen, welche sie dem Arther und Neuviertel schenkten. Zur Aufwertung liessen sie aufsehenerregende Medaillons an deren Böden ein, indem sie auf dem heraldisch linken Wappen statt der üblichen Doppelung des Schwyzer Standesschildes ihr eigenes Familienwappen anbrachten, mithin ihre herausragende Stellung innerhalb des Schwyzer Machtgefüges präsentierend.

Amt des Landammanns in der Hand weniger Familien

Die Reding bekleideten bis 1797 18-mal das Amt des Landammanns mit total 115 Funktionsjahren, die Zurlauben mussten sich mit sieben Amtsträgern und 31 Dienstjahren bescheiden. Noch ein weiterer Vergleich liess aufhorchen: In Schwyz entstammten zwischen 1400 und 1798 zwei Drittel der Landammänner bloss sechs Familien, in Zug lediglich ein Drittel den sieben wichtigsten Familien.

Danach pickte Henggeler die Steiner mit zwei Steinerwappen Werners an der Konsole der hintersten Säule des N-Schiffs der St.-Oswaldskirche heraus, welche eindrücklich einen sozialen Aufstieg offenbart, weicht doch das von einem Kreuz überhöhte Gerbermesser einem stolzen, über zwei Felszacken springenden Steinbock, begleitet von einer frei schwebenden Rose.

Die Familie Steiner belegt exemplarisch das nach kurzer Blüte erfolgte Verschwinden diverser Familien von der politischen Bildfläche, zumal da der gleichnamige Sohn des Ammanns als Zwinglianer die Kolinstadt als prominentes Beispiel der unbeschreiblichen Tragik einer Zeit verliess, die selbst vornehmste, einflussreichste Familien im Zwiespalt des Glaubens auseinanderbrechen liess.

Aus der GV des Historischen Vereins

Mit der Herausgabe einer Kantonsgeschichte sieht es nicht rosig aus, liegt doch das schon 2015 initiierte Projekt noch immer auf Eis; die Regierung foutiere sich hartnäckig um die Beantwortung eines Vorstosses vom Mai 2019! Am 25. September schreiten Vereinsmitglieder den Bildungsweg Menzingens ab, und am 30. Oktober besuchen sie in der Burg Zug die Themenführung «Noblesse oblige. Aus dem Leben und Wirken der Familie Zurlauben», Gäste sind stets willkommen!

Für den Historischen Verein des Kantons Zug: Jürg Rohner