Der Held, der nimmt – und gibt
Theater & Tanz, Musik
Die Voicesteps-Juniors bereiten sich auf die Premiere des Musicals «Robin Hood – für Liebe und Gerechtigkeit» vor. Mit viel jugendlichem Engagement und einem wunderschönen Bühnenbild.
Cham – Zwei Lanzenträger wie aus dem Mittelalter stehen links auf der Bühne des Lorzensaals – mit Kettenhauben und blitzenden Waffen. Sie diskutieren mit einem aufgeregten jungen Mann über den Zugang zum Schloss. Da quillt plötzlich ein «Putzkommando» – so erfährt man – lärmend aus der Seitentür. Gleichzeitig hebt sich der Samtvorhang und dahinter erscheint, in blaues Licht getaucht, eine märchenhafte gotische Schlosskapelle mit Altar und flackernden Kerzen. Da denkt man im Zuschauerraum zuerst: «Wow, was für ein Bühnenbild!»
Vor dem Altar steht ein Priester im violetten Ornat; vor ihm knien Lady Marian und der Sheriff von Nottingham. Auch das wird aus dem gesprochenen Text klar. Im letzten Moment tritt der junge Mann von vorhin auf und verhindert, dass die Braut «Ja» sagt. Es ist Robin Hood höchstpersönlich, der nun in entscheidendem Kampf Nottingham mit dem Schwert besiegt. Ein paar Minuten später wird er selbst zum Bräutigam und heiratet die lange geliebte Marian. Happy End.
Die Rollen aufwendig einstudiert
Wer kennt nicht die Sage um Robin Hood, den adligen Gefolgsmann des Kreuzritters Richard Löwenherz, der sich im Laufe der Jahrhunderte in fortgesetzter Legendenbildung zum «Friedenskämpfer» und «Rächer der Entrechteten» mauserte? Denn er muss gegen den machthungrigen Bruder seines Herrn kämpfen und lernt dabei die Not des unterdrückten Volkes kennen. Im Wald von Sherwood wird er zu ihrem Anführer, unternimmt Raubzüge gegen den reichen Adel, verliebt sich in die Hofdame Marian und geht seinem bewegten Schicksal entgegen. «Nehmt den Reichen, gebt den Armen», so nennt es das Musical.
Rund 60 Kinder und Jugendliche der Voicesteps-Juniors proben die «Robin Hood»-Version von 2005 (Musik von Martin Doepke, Buch von Andrea Friedrichs und Hans Holzbrecher). Die Fünft- bis Siebtklässler spielen, singen und tanzen das Musical in zwei Casts. Die Audition für die Rollenverteilung fand im Januar statt. Im wöchentlichen Probenbetrieb und einem fünftägigen Probenlager wurden seither Sprechrollen, Solosongs, Choreografien und Chormaterial eingeübt und Szenen erarbeitet. Verantwortlich zeichnen Lena Sturzenegger für die Choreografien, Noëmi Franchini für die Regie und Guido Simmen für die Projektleitung.
Das Bühnenbild wurde in einem grösseren Team entwickelt – es nimmt visuell die Funktion einer Hauptperson ein. Der Sherwood-Forest ist ein Zauberwald mit meterdicken Stämmen, grüngoldenem Laub und Schattenlichtspielen. Der englische Thronsaal, in dem der klein gewachsene Prinz John mit seiner herrschsüchtigen Frau Isabelle Hof hält, ein edler Raum mit Kronleuchter und reich gedeckter Tafel, überladen mit Speisen und Wein in goldenen Kelchen.
Davor prächtige Kostüme: tanzende Hofdamen in farbigen Roben, geschnürten Miedern und Schleierkränzen; adlige Herren in litzengeschmückten Livreen; Soldaten in Waffenröcken und mit Schwertern an der Seite; und schliesslich die einfachen Bauern in groben Hosen, Blusen, Röcken in Erdfarben; aber auch die «schwarzen Seelen», die mit wehenden dunklen Seidenstoffen der bösen Königin den Schlaf zerfressen; oder die Windtänzerinnen mit weissen Schleierfächern.
Die Jugendlichen spielen – je nach Temperament – keck und expressiv oder sanft und zurückhaltend, aber allesamt engagiert. Die Choreografien sitzen noch nicht hundertprozentig, und einige Textpassagen überspringen die jugendlichen Schauspieler vor lauter Nervosität. Auch muss die Artikulation noch auf die Headsets abgestimmt werden. Aber die Premiere ist ja erst in drei Tagen – darauf freuen sich alle. (Text von Dorotea Bitterli)
Hinweis
«Robin Hood – für Liebe und Gerechtigkeit» wird von den Voicesteps-Juniors im Lorzensaal Cham vom 27. bis zum 30. Juni 2024 fünf Mal aufgeführt. Termine, Infos und Tickets: www.voicesteps.ch.