Samstag 6. Juni 2015

Zwischensaft - Joachim Rittmeyer

Theater & Tanz

Theater im Burgbachkeller, Zug

«Zwischensaft» heisst Rittmeyers 19. Programm. Der Kabarettist greift dabei einmal mehr auch auf bewährtes Personal aus früheren Stücken zurück. So hat der charmante ungarische Musiker Jovan Nabo als gegen atmosphärisch bedingte Empfangsstörungen weitgehend unempfindlicher Mittelwellenradiohörer mit Sinn für sprachliche Verwirrungen ebenso seinen Auftritt wie der unsäglich biedere Lahmsieder Hanspeter Brauchle.

Als Beifahrer beim Benzintank-Experiment schrammt «die unverwüstlich labile Kraft» (so Rittmeyer auf seiner Website) Brauchle einmal mehr haarscharf an der Grenze der emotionalen Belastbarkeit vorbei und verrät überdies ganz beiläufig, wie man nachfrageschwache Supermarkt-Produkte vor der Entfernung aus dem Sortiment bewahren kann. Wäre das «Fremdfüllen» schon früher bekannt gewesen, gäbe es das zwar weitgehend fruchtfreie, aber mit vielen Kindheitserinnerungen befrachtete stichfeste Erdbeerjoghurt wohl noch immer zu kaufen, ebenso wie die praktische Five-Spice-Chinagewürzmischung oder die wunderbar würzigen indischen Knoblauch-Pickles.

Und dann ist da noch die neue Figur in Rittmeyers Mehrpersonen-Solo: Paddy, ein experimentierfreudiger Upperclass-Secondo mit Expat-Hintergrund, schlurfendem Gang, schlabbrigem Hoodie und Baseballmütze, ist ein echter Brüller. Wenn ältere Kabarettisten Jugendliche spielen, hat das in der Regel etwas Bemühtes und Unglaubwürdiges. Paddy ist anders und wirkt ebenso authentisch wie die anderen Figuren, die der präzise Beobachter Rittmeyer auf die Bühne bringt. Chapeau! Das soll ihm erst einmal einer nachmachen.
(NZZ, Alois Feusi, 26.9.2013)

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