Acht Jahre lang gab sie in Baar ganz klar den Takt an

Musik

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Alexandra Iten Bürgi verlässt das Kammerorchester. Zum Abschied hat sich die Dirigentin ihre Lieblingsmusik gewünscht.

  • Seit 2006 dirigierte Alexandra Iten Bürgi das Baarer Kammerorchester. Nun findet am 19. Januar ihr Abschiedskonzert statt. (Bild Stefan Kaiser)
    Seit 2006 dirigierte Alexandra Iten Bürgi das Baarer Kammerorchester. Nun findet am 19. Januar ihr Abschiedskonzert statt. (Bild Stefan Kaiser)

Baar – Beide Seiten kannten sich bereits, als die Cellistin Alexandra Iten Bürgi im Jahre 2006 die Leitung des Baarer Kammerorchesters übernahm. «Vorher habe ich mitgespielt, nachher aber nur noch dirigiert. Das Cellospiel ist viel zu komplex, um gleichzeitig noch das Orchester zu leiten, das geht nicht», erklärt die 38-Jährige im Gespräch.

In diesen acht Jahren ist sehr viel im Baarer Kammerorchester (BKO) gelaufen: 15 verschiedene Programme sind einstudiert und 22 Auftritte absolviert worden. Nun hat Alexandra Iten Bürgi demissioniert, was von Seiten des Orchesters sehr bedauert wird. In einer Mitteilung heisst es: «Ihr unermüdliches Temperament, ihre tiefe Musikalität und anschauliche Vermittlung haben das BKO in den letzten Jahren zu ungeahnten Leistungen motiviert.»

Viel Freiheit beim Programm

Am Sonntag, 19. Januar, findet in der Kirche St. Martin das Abschiedskonzert mit der «Lieblingsmusik» der Dirigentin aus der Spätromantik statt. «Diesmal zeige ich mich egoistisch, denn die Spätromantik ist meine persönliche Liebe, sie ist stark mit der Volksmusik verbunden», gibt sie unumwunden zu. Vertreter dieser Richtung seien die drei Komponisten Claude Debussy, Anton Arensky und Leos Janacek, deren Werke am Abschiedskonzert zu hören sein werden «weil sie emotional berühren». Janaceks «Idylle» war im allerersten Konzert mit dem BKO zu hören gewesen. Nun schliesse sich der Kreis mit seiner «Suite für Streichorchester».

Seit Oktober laufen die Proben für das Konzert. Sehr geschätzt hat Alexandra Iten Bürgi das Vertrauen, das man ihr entgegengebracht hat. Sie sei in der Zusammenstellung des Programms vollkommen frei gewesen. «Das BKO hat keine Musikkommission, ich habe ihm und dem Vorstand hoch angerechnet, dass ich nicht nur Dirigentin war, sondern die musikalische Leitung innehatte», sagt die Dirigentin. Das Orchester habe bei ihren Programmvorschlägen oft gestöhnt: «Aber am Schluss waren alle begeistert.» Wichtig ist ihr immer, dass es im Programm einen «roten Faden» gibt. «Und die Musik muss mehrheitstauglich sein. Wichtig ist doch, dass beide Orchester und Publikum – etwas davon haben!»

Musiker herausgefordert

Ihr Temperament schlägt durch, wenn Alexandra Iten Bürgi begeistert erklärt: «Es war eine sehr gute Zeit. Es war oft auch unglaublich lustig. Das Orchester hat sich verändert und verjüngt.» Noch wichtiger ist für sie der riesige Entwicklungsschritt des BKO. «Ich gebe das Orchester mit Stolz weiter. Es wurde von mir wahnsinnig gefordert, denn ich habe die Musiker animiert, alles zu geben, was möglich ist und nicht mit angezogener Handbremse zu spielen», betont die Dirigentin. «Sie sind wacher und konzentrierter geworden.»

Eine Organisationskünstlerin

Alexandra Iten Bürgi ist überzeugt, dass sich Amateure oftmals unterschätzen, «sie können mehr». Man müsse ihren Mut und Ehrgeiz wecken. Die 38-Jährige hat festgestellt, dass Amateure gern bekannte Werke spielen: «Dabei haben sie die grosse Chance, sich in Nischen zu bewegen und musikalische Trouvailles aufzuführen.» Alexandra Iten Bürgi wohnt mit ihrem Mann einem Jazzsaxofonisten – und den drei Kindern in Meierskappel. Sie begründet den Rücktritt als Dirigentin des BKO mit familiären Gründen: «Die Kinder brauchen mich, dann kann ich einen Abend pro Woche mehr daheim sein.»

Sie muss sowieso eine Organisationskünstlerin sein, denn sie unterrichtet einen Tag an der Musikschule Baar, leitet daneben die Musikschule Hildisrieden die ihr sehr am Herzen liegt –, wirkt als Solistin in renommierten Orchestern mit und dirigiert das Schüler- und Jugendorchester Baar. Diese Aufgaben möchte sie behalten. Was macht sie eigentlich lieber – Cellospielen oder Dirigieren? Nun lacht sie ganz herzlich und sagt: «Das macht ja das Musikerleben spannend, dass man verschiedene Sachen wahrnehmen kann. Meistens sind es Bereiche, die sich beeinflussen – und das ist wirklich schön.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Das Baarer Kammerorchester spielt am 19. Januar in der Kirche St. Martin «Lieblings­musik». Solistin ist Sabine Moser, Harfe, Leitung: Alexandra Iten Bürgi. Eintritt frei. Kollekte.