Dieses Haus soll bald umziehen

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Ein ehemaliges Wasch- und Brennhaus muss einer Überbauung weichen. Nun plant ein Verein, den Zeitzeugen an einem anderen Ort wiederaufzubauen.

  • Monika Keiser Diaz und Stefan Wigger kämpfen für den Erhalt des ehemaligen Wasch- und Brennhauses. (Bild Dominik Hodel)
    Monika Keiser Diaz und Stefan Wigger kämpfen für den Erhalt des ehemaligen Wasch- und Brennhauses. (Bild Dominik Hodel)

Neuheim – Es ist der stattlichste, grösste und repräsentativste Hof im Dorf. Der Zehnderhof mitten im Ortskern könnte viele Geschichten erzählen. 1649 wurde das Bauernhaus erstmals urkundlich erwähnt. Besitzer war damals «Lieutenant Heinrich Zehnder des Raths», wie es auf einer am Bauernhaus angebrachten Tafel heisst. In späteren Jahrhunderten kamen Anbauten hinzu, im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts ein Wasch- und Brennhaus als separater Riegelbau neben dem Hof. Der Bebauungsplan Zehnderhof sieht nun vor, an seiner Stelle ein modernes Mehrfamilienhaus zu erstellen. Das Bauernhaus selbst steht zwar unter Schutz, nicht aber der Riegelbau, der später auch als Dörr- und Hühnerhaus genutzt wurde und nun als Lagergebäude dient. Es soll bald dem Erdboden gleichgemacht werden.

Schade. Das haben sich ein paar Neuheimer gesagt und kurzerhand den Verein «Riegelhüsli Neuheim» gegründet. Dessen Ziel ist der Erhalt des Zeitzeugen aus dem 19. Jahrhundert. «In Neuheim wird zurzeit so viel gebaut», sagt Monika Keiser Diaz, Präsidentin des neuen Vereins. «Es wäre schade, wenn das Riegelhüsli verschwinden würde.» Zusammen mit Stefan Wigger, Marius Fontana, Nicole Bütler und Sarah Malquarti hat sie nach Lösungen gesucht, wie das Wirtschaftsgebäude im Schatten des Zehnderhofs gerettet werden könnte. Mittlerweile steht das Konzept: Das Riegelhüsli soll rückgebaut und an einen neuen Standort verschoben werden. Vorgesehen hat der Verein dafür eine Parzelle neben dem Schulhaus. «Das Land gehört der Gemeinde und dient als Reserve für einen allfälligen Schulausbau», erklärt Vizepräsident Stefan Wigger. «Wir hoffen, der Gemeinderat stellt es uns im Baurecht zur Verfügung.»

Zu eng für den Transport

Das Riegelhüsli einfach nur wiederaufzubauen, dabei wollen es die fünf Vorstandsmitglieder des Vereins aber nicht belassen. «Wir wollen Neuheim eine neue kulturelle Plattform bieten», sagt Monika Keiser Diaz. Dafür soll das Riegelhüsli saniert und isoliert werden. Geplant ist eine Unterkellerung für WC und Lagerräume. Das Erdgeschoss soll dereinst als Ausstellungsraum, für Sitzungen oder kleine Events dienen. «Aber es soll kein Partylokal werden», betont Stefan Wigger. Und Monika Keiser Diaz ergänzt: «Wir stellen uns etwas Ähnliches vor wie das Haus am See in Unterägeri oder den Kunstkiosk in Baar.» Letzterer hat ja eine vergleichbare Vorgeschichte: Auch der Kunstkiosk wäre abgerissen worden, hätten engagierte Baarerinnen und Baarer nicht einen neuen Standort für das kleine Häuschen gefunden (siehe Box).

Der Verein Riegelhüsli Neuheim hat sich aber nicht nur Gedanken zur künftigen Nutzung gemacht. Auch mit den technischen Aspekten haben sich die Vorstandsmitglieder intensiv auseinandergesetzt. «Wir haben zuerst geprüft, ob wir das Haus als Ganzes verschieben können», erklärt Wigger. Das hat sich aber als unmöglich erwiesen. Eine Passage auf dem Weg zum neuen Standort wäre zu eng. «Und wahrscheinlich würde das Haus den Transport nicht überleben», so Wigger. Zwar sind die Holzbalken in einem sehr guten Zustand. Das Mauerwerk dazwischen allerdings könnte herausbrechen. Deshalb soll das Gebäude wie ein Puzzle auseinandergenommen und wieder zusammengefügt werden. «Das haben wir mit Fachleuten und Neuheimer Handwerkern abgeklärt.» Einer dieser Fachleute sitzt gar im Vorstand: Marius Fontanas Beruf ist es, alte Häuser zu restaurieren. Er hat auch erste Ideen entwickelt, wie das Riegelhüsli innen dereinst aussehen könnte. «Es wird ein absolutes Bijou», sagt Monika Keiser Diaz überzeugt.

Kosten von 400 000 Franken

Die Pläne für die Hausverschiebung sind also schon weit gediehen. Doch zwei wichtige Voraussetzungen fehlen noch. So muss der Gemeinderat einerseits das Land zur Verfügung stellen. Dank einer Motion, die der Verein demnächst einreichen will, sollen die Neuheimer an der Gemeindeversammlung vom 10. Dezember über das Vorhaben befinden können. Andererseits muss das Geld für die Hauszüglete und die Sanierung aufgetrieben werden. Auf gut 400 000 Franken schätzt Stefan Wigger die Kosten. «Wir bauen keinen Ziegel ab, bevor nicht die Finanzierung steht», betont er. Die Initianten hoffen auf die Solidarität der Neuheimer Einwohner, auf Beiträge von Stiftungen und Firmen sowie auf die Unterstützung der Gemeinde.

Trotz der vielen Überzeugungsarbeit, die auf die Vereinsmitglieder nun wartet, ist die Zuversicht gross. «Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten», betont Monika Keiser Diaz. «Es ist eine willkommene Aktion.» Auch der Gemeinderat, glaubt sie, sollte für die Hausverschiebung zu begeistern sein. «Die Dorfkernaufwertung ist ja sein erklärtes Ziel», sagt sie. «Unser Projekt könnte ein Teil davon sein.» Und nicht zuletzt gibt ihr der Enthusiasmus der Vereinsgründer Mut. «Und deshalb habe ich einfach ein sehr gutes Gefühl.» (Silvan Meier)

Hinweis
Weitere Informationen zum Verein und zum Projekt auf www.riegelhuesli.ch
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