Ihre Werke verleihen Orten Spannung

Kunst & Baukultur

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Die Zuger Künstlerin und Architektin Daniela Schönbächler erhält den Innerschweizer Kulturpreis 2023 für ihr Wirken im In- und Ausland.

  • In ihrem Luzerner Atelier arbeitet Daniela Schönbächler an einerihrer nächsten Schöpfungen. Bild: Pius Amrein
    In ihrem Luzerner Atelier arbeitet Daniela Schönbächler an einerihrer nächsten Schöpfungen. Bild: Pius Amrein

Zug – «Die Nachricht vom Kulturpreis war für mich eine schöne Überraschung», sagt Daniela Schönbächler im Atelier in der alten Fabrik in Wauwil. «Es ist ein interessanter Preis, weil er in verschiedenen Sparten vergeben wird. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich in der Zentralschweiz als Kulturschaffende wahrgenommen werde.» Hier im Luzernischen plant und experimentiert sie oft, aber daneben switcht sie zwischen Zug, Uri, Venedig und London hin und her. «Die gepackte Tasche mit dem Notwendigsten habe ich immer dabei», sagt sie lachend.

Mit der für sie typischen burschikosen Frisur und der Arbeitsschürze über der schwarzen Bekleidung tüftelt sie gerade an einer Skulptur. Auf dem Tisch liegen kleine Steinmuster, rund herum stehen Glas- und Spiegelplatten an den Wänden. Materialien, die sie oft in ihren grossen Objekten einsetzt und mit anderen Elementen verbindet. «Hier bin ich von meiner Welt umgeben. Das Atelier ist ein intimer, persönlicher Ort. Meine Kunst sieht man im öffentlichen Raum. Doch wie ich etwas kreiere, diese Aktionen sieht man selten.» So wie beim Modell der in Zug geplanten Installation, welche innen von Lichtbändern wechselnd farbig belebt wird. «Die Entwicklung ist noch nicht beendet», sagt die Künstlerin und zeigt, wie sie mittels Elektronik die Farbtonalitäten verändern kann. «Sobald die Baueingabe erfolgt, können wir starten.» Ein wichtiger Punkt beim Kunst- und Bauprojekt sei sein Bezug zur ehemaligen Landis+Gyr: «Indem der Stromverbrauch der Menschen in den Gebäuden rundherum elektronisch ausgelesen wird, verändert sich das Lichtspiel.»

Faszination für Licht und Glas

Die an der Hofstrasse in Zug geplante Installation ist ein Beispiel für Daniela Schönbächlers installatives und transdisziplinäres Arbeiten im Bereich Kunst und Bau. In Oxford realisierte sie 2017 mit «The Lanterns» ein ähnlich grosses Werk, das heute als Wahrzeichen gilt. «Ja, das Projekt dort war komplex und schön. Ich mag Herausforderungen. Und mit Licht und Elektronik befasse ich mich schon lange. Zudem arbeite ich mit Spezialisten zusammen. Doch auch für sie ist manches eine Herausforderung.» Licht, Schatten und Reflexionen, die irgendwo Lebendigkeit und Bewegung auslösen, ziehen sich als Grundelemente durch Schönbächlers Schaffen. «Die konstante Wechselwirkung zwischen Werk, Raum und den Menschen erzeugt eine neue räumliche Situation», führt die Künstlerin aus. «Zuerst setze ich mich stets mit der räumlichen Umgebung auseinander, fotografiere sie und überlege dann, wie ich auf den Raum eingehen kann. Mit der Intervention sollen an Ort Spannung und Interaktion entstehen.»

Künstlerischer Werdegang

Die Planungsphase sei meist sehr zeitintensiv. «Ich schaffe viel mit Modellen, oft baue ich die ganze Umgebung rundherum und mache Skizzen aus verschiedenen Perspektiven.» So sind auch die Installation «Infinitum» im Foyer der Hirslanden AndreasKlinik Cham, die Installation in der Raiffeisenbank Cham, das Spiegelobjekt im Garten des Regierungsgebäudes in Zug und die Installation «Reflektorium» in Oberägeri entstanden.

Die Faszination für die Kunst und das Licht war bei der in Zug geborenen Daniela Schönbächler schon während des Architekturstudiums vorhanden. Nachher war sie zwei Jahre im Büro des Tessiner Architekten Mario Botta tätig. Durch ihn und den amerikanischen Künstler Donald Judd habe sie wichtige Impulse für ihren künstlerischen Werdegang erhalten. Dazu bildete sie sich ab 1993 in verschiedenen künstlerischen Medien weiter. Unter anderem in Venedig, wo sie 1996 ein Atelier eröffnete, und damals schon begann sie mit Industrieglas als Werkstoff zu experimentieren, welches viele ihrer Grossprojekte prägt.

Im Jahre 1999 kam ein Atelier in London hinzu. «In dieser lebendigen Szene habe ich viele Inspirationen erhalten. Zum Schaffen brauche ich das auch heute noch.» Hier realisierte sie bereits 2011 die Installation «Wilder Walk» in der Innenstadt. Noch heute ist sie als Gastdozentin an der University of Arts und am Royal College of Art tätig. Seit 2018 ist sie zudem Lehrbeauftragte an der Hochschule für Architektur in Fribourg.

Am 2. September wird der mit 25 000 Franken dotierte Innerschweizer Kulturpreis in Zug an Daniela Schönbächler überreicht. Weiss sie schon, wofür sie das Geld einsetzen will? Sie sagt: «Vielleicht in ein Projekt oder ein Buch.» (Text von Monika Wegmann)