Kultur aus dem Feuerwehrlokal

Dies & Das, Musik

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In der vierten Sendung von «punktZug» hätten bei einem Alarm Gastgeber und Gäste improvisieren müssen.

  • Das temporäre Livestream-Studio im Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Zug. (Bild PD)
    Das temporäre Livestream-Studio im Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Zug. (Bild PD)

Zug – Eine viel zitierte Binsenweisheit besagt, dass Not erfinderisch macht. Kaum erstaunlich, dass während des pandemiebedingten Stillstandes der Zuger Kulturbranche fleissig nach Lösungen gesucht wurde, um möglichst bald wieder in der ein oder anderen Form kreativ wirken zu können. Der Zuger Kulturschaffende und Musiker Philippe Koller hat zusammen mit Silvan Gretener, Remo Hegglin, Michael Werder und Hubert Zäch den Verein «punktZug – frisch gestreamt aus...» ins Leben gerufen – ein Kulturprojekt, bei dem seit März regelmässig Livesendungen an einem speziellen Zuger Standort stattfinden, die man bequem von zu Hause aus virtuell und interaktiv verfolgen kann. Nachdem sich die letzte Ausgabe an Auffahrt im Gewächshaus FloraLisa in Oberwil abgespielt hat, fand man sich für die Show an Fronleichnam, 3. Juni, im Feuerwehrgebäude der Freiwilligen Feuerwehr Zug ein. Philippe Koller erläutert: «Es liegt im Spirit von punktZug, dass wir neue Orte, neue Ideen in die Sendung einbauen, experimentieren und auch mal scheitern dürfen. Die diversen tollen Auftritte im heurigen Programm sind für unser kleines, lokales Format ein Glücksfall.»

Um 20 Uhr beginnt der Livestream auf der Website von punktZug. Schön inszeniert ist im Hintergrund ein Feuerwehrauto zu erblicken – schmunzelnd bemerkt der Moderator Remo Hegglin, dass im Falle eines unerwarteten Rettungseinsatzes Improvisation von allen Seiten notwendig sein würde. Von Beginn weg setzt das Cabaret Duo Lapsus um Bruno Gschwind (Christian Höhener) und Theo Hitzig (Peter Winkler) den witzigen Grundtenor, indem sie etwas nervös in die Kamera starren und miteinander zanken, ob der Livestream denn schon laufe oder nicht. Auf die Erkenntnis, dass Letzteres der Fall sein müsse, wird der vermeintliche Startknopf gedrückt, der die Linse jedoch schwarz werden lässt. Der Name ist beim Duo Programm – man nimmt alles und jeden aufs Korn, eben auch sich selbst.

Für die richtigen Klänge sorgt der Zuger Musiker Mathias Landtwing an der Klarinette zusammen mit dem Ensemble Helveticus. Der Sendung gelingt es, eine Balance zwischen humoristischen Intermezzi, volksmusikalischen Musikeinlagen und interessanten Gesprächen zu finden.

Schweiz wird veralbert – etwa mit Alphörnern

Das Cabaret Duo Lapsus wird im Dezember zusammen mit dem Ensemble Helveticus die Weihnachtsbühnenshow «Circus Lapsus Helveticus» in der Maag Event Halle in Zürich uraufführen. Die heutige Sendung biete dafür quasi eine erste Gelegenheit, die gemeinsame Chemie zu finden. «Wir sind noch in der Entstehungsphase, wo es einen regen Austausch über die musikalischen Ideen gibt», meint Landtwing. «Das Ziel der Show ist es, ein originelles Zirkus-Erlebnis mit interaktiven Nummern zu kreieren, wo auch der Schweizer Volksbrauch auf die Schippe genommen wird», erläutert Winkler. Definitiv werde etwas mit Schlitten und Alphörnern kommen, fügt Höhener mit einem Lächeln hinzu.

Nach stimmiger Jodel-Musik gesellt sich der Fotograf Andreas Busslinger, dessen neues Fotobuch inklusive Widmung im Verlaufe des Abends noch verlost werden wird, an den Gesprächstisch. Bekannt ist Busslinger insbesondere in der Gleitschirm-Szene für seine Bilder. «Das erfordert jahrelanges Training, die beiden Zügel halte ich dabei in der einen und die Kamera in der anderen Hand».

Nachdem in geselliger Runde angestossen wird, folgt ein actionreiches Schlussbouquet – das Duo Lapsus hat mit einer Prise Schadenfreude einen Mülleimer vor dem Gebäude angezündet und sorgt so doch noch für ein (kurzes) Ausrücken des Feuerwehrautos. (Nils Rogenmoser)