Zugs reiche Sakralkunst wird interaktiv

Kunst & Baukultur

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«Kulturpunkte Zug» heisst ein neues, breit abgestütztes Projekt, welches die Katholische Kirche Zug Ende Januar der Öffentlichkeit vorstellen wird. Niederschwellig und zeitgemäss soll das allgemeine Interesse für sakrale Kulturgüter geweckt werden.

  • Projektleiter Guido Estermann (rechts) und Realisator Urs-Beat Frei am Kulturpunkt «Beinhaus St. Anna, Baar». (Bild PD/Thomas Müller)
    Projektleiter Guido Estermann (rechts) und Realisator Urs-Beat Frei am Kulturpunkt «Beinhaus St. Anna, Baar». (Bild PD/Thomas Müller)

Zug – Vor allem jüngere Generationen mögen kirchliche Kunst heute tendenziell als «verstaubt» und wenig aufregend wahrnehmen, zu altmodisch ist diese Materie vermeintlich konnotiert. Dabei erzählen gerade sakrale Kulturobjekte oft die aufregendsten Geschichten und sind Garant für spannende Exkurse – losgelöst von jeglicher Dogmatik, für jedermann, ob gläubig oder nicht.

Der katholisch geprägte, in seiner Geschichte seit jeher zahlreichen kulturellen Einflüssen ausgesetzte Kanton Zug birgt einen besonders vielfältigen Fundus an religiösen Kulturgütern, die wahrgenommen, entdeckt und erfahren werden wollen. Mit dem Projekt «Kulturpunkte Zug» will die Katholische Kirche Zug die Öffentlichkeit auf zeitgemässe Art und Weise an den reichen Schatz sakraler Kunst im Kanton heranführen. Zeitgemäss – das heisst vor allem in Verbindung mit Multimedia, über den Weg digitaler Interaktivität.

Leichte Kost mit Tiefgang

Die Initiative für dieses Projekt kam vor knapp drei Jahren von Guido Estermann, Leiter der Fachstelle Bildung-Katechese-Medien und überdies Dozent für Religion und Ethik an der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Sein Motiv: das Thema Religion mit der digitalen Welt konstruktiv verbinden und so einen niederschwelligen Zugang zu den sakralen Zuger Kulturgütern schaffen. «Dabei wollen wir das Kulturwissen nicht mit nüchternen Fakten und Daten vermitteln, sondern es mit Geschichten und spannend geschilderten Hintergründen greifbar machen. Der Zugang zur Materie erfolgt auf narrative Weise – in Form leichter Kost, ohne aber an Tiefgang einzubüssen», führt Estermann aus. Der Fachmann weiss: «Geschichten sorgen immer für persönliche Bezüge zum Objekt.» Mit Bildergalerien, Audiodateien, Videos, informativen Kurztexten, sogar fertigen Unterrichtsmaterialien sowie weiterführenden Verlinkungen erscheint das Projekt «Kultur­punkte Zug» als übersichtlich gegliederte Webseite, welche noch im Januar aufgeschaltet wird.

Das laufend erweiter- und ausbaubare Projekt startet mit rund 40 Objekten im gesamten Kanton Zug. Jedes von ihnen wird zudem vor Ort mit einer Infotafel versehen, über welche via QR-Code per Smartphone weitere Einzelheiten zum betreffenden Kulturgut abgerufen werden können. Ein kleines Faltblatt führt Interessierte zudem jenseits der digitalen Ebene an das Projekt heran.

Für die inhaltliche Umsetzung von «Kulturpunkte Zug» zeichnet Urs-Beat Frei verantwortlich. Für den Kulturwissenschaftler und Fachmann für christliche Sakralkunst ist klar: «Indem wir einen Zugang zu diesen Kulturpunkten finden und uns mit ihnen beschäftigen, werden wir die Gegenwart und auch uns selbst besser verstehen.» Denn das Heute, in dem wir uns bewegen, sei letztendlich stark von den vielseitigen Glaubensformen von einst, ihrem Wandel und auch ihren materiellen Ausprägungen beeinflusst worden. «Und gerade in einer so multikulturell und multireligiös geprägten Bevölkerungsstruktur, wie wir sie in Zug haben, ist die Vertrautheit mit der eigenen regionalen Tradition wichtig für die Identitätsfindung.» Und damit auch für das gegenseitige Verständnis und für eine verantwortungsvolle Gestaltung der Zukunft, so Frei.

Das multidimensionale Projekt «Kulturpunkte Zug» des Vereins Katholische Kirche Zug als Trägerschaft ist bereits vor dessen konkreter Ausarbeitung deutlich auf Interesse gestossen, sagt Guido Estermann rückblickend. «Bei unseren potenziellen Geldgebern stiessen wir von Beginn an auf offene Türen, was uns zeigt, dass wir damit einen Nerv treffen, respektive einem Bedürfnis nachkommen.» In der Unterstützerliste sind mehrere namhafte Zuger Stiftungen, Zuger Einwohner- und Bürgergemeinden, Firmen und weitere Zuger Körperschaften eingetragen. Ein grosser Beitrag entstammt zudem dem Lotteriefonds des Kantons Zug.

Nicht zuletzt will die Katholische Kirche mit dem Projekt «Kulturpunkte Zug» das allgemeine Interesse für das Thema Religion wecken – und zwar unabhängig von der Frage des Glaubens. «Wir erheben keinerlei missionarischen Anspruch», bringt es Guido Estermann auf den Punkt. «Die Kirche ist schlicht Teil unserer Kultur.»

Vernissage in Steinhausen

Ende Januar stellt die Katholische Kirche Zug das Projekt und die Webseite im Rahmen einer öffentlichen Vernissage im Zentrum Chilematt in Steinhausen vor. Neben Guido Estermann und Urs-Beat Frei als Hauptreferenten werden Carina Brüngger-Ebinger, Gemeinderätin Steinhausen, und Karl Huwyler, Präsident der Vereinigung der Katholischen Kirchgemeinden des Kantons Zug, ihr Wort an die Gäste richten. (Andreas Faessler)

Hinweis
Präsentation und Lancierung von «Kulturpunkte Zug» am Donnerstag, 31. Januar, 17.30 Uhr im Zentrum Chilematt, Steinhausen. Anmeldung erwünscht unter www.fachstelle-bkm.ch.