Der Krimi-Kritiker steht Rede und Antwort

Literatur & Gesellschaft

,

Der Krimiclub lud zusammen mit der Bibliothek unter dem Titel «Mörderischer Buchmarkt, Ermittlungen im Bestseller Milieu» ein. Zu Gast war Jochen König, ein Kritiker im Bereich Krimiliteratur.

Steinhausen – Mörderischer Buchmarkt, Ermittlungen im Bestseller Milieu: Unter diesem Titel lud der Krimiclub Steinhausen zusammen mit der Bibliothek Steinhausen zu einem Literaturabend ein.

Gast war Jochen König, einer der versiertesten Kritiker im Bereich der Krimiliteratur. Remo Ugolini und Brigita Zehnder wollten mit einigen Fragen über die dunklen Mächte im Buchmarkt aufwarten. Viele Fragen brauchten sie gar nicht zu stellen. Jochen König erwies sich als versierter Kenner der Szene und konnte aus dem Vollen schöpfen. Als Erstes wollte König vom Publikum wissen, welcher Bestseller auf der weltweiten Liste zuoberst steht. Es handelt sich um die Bibel, was nicht allzu schwer zu erraten war. Bei Platz zwei und drei wurde es dann schwieriger.

Doch was ist letztendlich ein Bestseller? Dies sei schwer zu definieren und hänge stark davon ab, welche Quellen (beispielsweise Verkaufszahlen) verwendet werden, erklärte König. Daraus resultieren schlussendlich zahlreiche Bestsellerlisten.

Angesprochen auf den Buchmarkt meinte König, der Leser kaufe, was er kenne, erfolgreich sei, wer sich eh schon auf dem Markt etabliert habe. Das mache den Einstieg für Neulinge schwer.

Selbstpublikation ist oft die Lösung

Eine zentrale Frage des Abends war daher auch, welche Möglichkeiten unter diesen Umständen unbekannten Autoren offenstehen. König sagte, ein Weg sei die Selbstpublikation. Ein gutes Beispiel ist in dieser Hinsicht Nelle Neuhaus mit ihren Taunus-Krimis. Es gebe zwar noch den klassischen Weg über die Verlage, doch der werde immer steiniger. Die Verlage stehen in Zeiten der Selbstpublikationen und Grossanbieter unter Druck. Neues bedeutet somit ein grösseres Risiko. Der Buchmarkt ist im Wandel. Aus Königs Sicht jedoch nicht unbedingt zum Guten. Die Qualität schwinde, Schreibfehler und Ungereimtheiten würden immer öfter auftauchen, da die Verlage auch bei den Lektoren sparen. Kleine Verlage hätten kaum noch eine Chance, und doch gebe es immer wieder Lichtblicke, wenn auch unter Zuhilfenahme von Mäzenatentum.

Darauf angesprochen, was den einen guten Krimi ausmache, zählte Jochen König als Erstes eine authentische Figurenzeichnung auf, Spannungsaufbau, gute Grammatik und Logik seien weitere.

König fühlte sich sichtlich wohl in der neuen Bibliothek und fand lobende Worte fürs Bibliotheksteam und den Krimiclub. In seinem Umfeld kenne er keine Vereinigung, welche sich so engagiert dem Thema Krimi widme. Am Ende stellte König noch einige seiner persönlichen Krimilieblinge vor, stellte es dem Publikum jedoch frei seinem Rat zu folgen. Denn schlussendlich seien Krimis Geschmacksache und für jedermann zählen andere Kriterien – und schliesslich spielen Krimis sich im Kopf ab. Damit endete ein unterhaltsamer Krimiabend.

Die Krimitipps von Jochen König: Ottessa Mosfegh – «Eileen»; Lawrence Osborne – «Denen man vergibt»; Patricia Highsmith – «Das Zittern des Fälschers»; Zownir & Anfuso – «Pommerenke»; Aidan Truhen – «Fuck You Very Much»; Friedemann Hahn – «Foresta Nera»; Alexander Hartung – «Auf zerbrochenem Glas»; Ross Thomas– «Der Mordida Mann».

Für den Krimiclub: Remo Ugolini