Reflexionen am Zuger Stadtrand

Kunst & Baukultur

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Ein Kunst-am-Bau-Projekt mit Chrom erzeugt besondere Effekte an einem ansonsten eher monoton wirkenden Ort.

  • Vreni Spieser hat die Decken der Durchgänge in der Überbauung Grienbach geometrisch gegliedert mit schimmernder Chromfarbe bearbeitet. (Bild Andreas Faessler)
    Vreni Spieser hat die Decken der Durchgänge in der Überbauung Grienbach geometrisch gegliedert mit schimmernder Chromfarbe bearbeitet. (Bild Andreas Faessler)

Zug – Die 2015 fertiggestellte Stadtzuger Wohnüberbauung am Grienbach im Winkel Ahorn-/Baarerstrasse ist ein geschwungener, sechsgeschossiger Längsbau, welcher direkt am hier auf einer kurzen Strecke freigelegten, gleichnamigen Bächlein steht. Der im Auftrag der Pensionskasse Zug vom Architektenbüro Antosch – vormalig Wiederkehr Krummenacher – errichtete Gebäuderiegel mit 56 Einheiten hat auf Bodenebene drei Durchgänge, über welche die Wohnungen erschlossen sind.

Die Decken dieser Durchgänge waren für ein Kunst-am-Bau-Projekt vorgesehen. Die Pensionskasse als Bauherrin vergab den Auftrag an die Zuger Künstlerin Vreni Spieser. Deren Gedanke: den Vorplatz des Gebäudes gegen die Baarerstrasse hin mit der eher naturbestimmten Rückseite am Grienbach optisch zu verbinden. Im Hinblick auf den Bach führte die Künstlerin ihre Gedanken fort. So sollten in ihrer Gestaltung die Reflexionen des Wassers gestalterisch mit einfliessen.

Naheliegend war somit der Griff zu einem schimmernden Farbmaterial mit der Eigenschaft, Licht zu reflektieren. Die Künstlerin erwog zunächst Silber und Kupfer, gar Blattgold. Aber in der Ausführung erweisen sich diese Materialien letztlich als unverhältnismässig aufwendig und kostspielig. Eine geeignete Lösung fand Spieser mit Chrom, ein Mittel mit spiegelnder Oberfläche, welches wegen dieser Eigenschaft industriell im Zusammenhang mit der Autolackierung zur Anwendung kommt.

Im Austausch mit einer Autolackiererei konnte Vreni Spieser ihre Arbeit ausführen mit dem gewünschten Effekt als Resultat. Formal entschied sich die Künstlerin für eine einfache, geometrische Lösung, indem sie die Eckpunkte der Durchgänge miteinander Verband, so dass ein einfaches Rautenmuster an der Decke entstand. Die von den Eintritten her spitz aufeinander zulaufenden Flächen übersprühte sie mit ihrer Chromfarbe. Im Kontrast zu den im rauen Putz belassenen Deckenabschnitten verändern sich die Durchgänge optisch – mit jeden Schritt generiert der Metallic-Schimmer neue Stimmungsverhältnisse.

Ein Zitat der gradlinigen Architektur

Mit dieser einfachen, fürs Auge jedoch sehr effektvollen Lösung wertet die Künstlerin die ansonsten monoton wirkenden Durchbrüche des Gebäudes mit ihren unterschiedlichen Winkelverhältnissen auf und schafft eine Art Nahtstelle zwischen den vorder- und rückseitigen Aussenräumen des Baublocks. Gleichzeitig ist es ein Zitat der gradlinigen, urbanen Architektur in diesem neuen, sich baulich laufend entwickelnden Teil der Stadt.

Ihr Kunst-am-Bau-Projekt in der Wohnüberbauung am Grienbach hat die Künstlerin «Chrom (Fliegender Teppich)» getauft. Einerseits in Bezug auf das verwendete Material und dessen Eigenschaft, andererseits regt sie damit zur Assoziation mit einem einfachen Teppich mit Rautenmuster an, der sich nicht auf dem Boden liegend, sondern halt eben an der Decke findet.

Vreni Spieser ist 1963 in Zug geboren. Sie studierte an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich und war Begünstige unterschiedlicher Förderbeiträge sowie Stipendien in den Kantonen Zug und Zürich. 2010 erhielt sie das Zuger Werkjahr. Vreni Spieser ist mit ihrer Kunst im Rahmen von Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland präsent. (Text von Andreas Faessler)