Das Künstlerleben des Elso Schiavo

Kunst & Baukultur

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Mit einer Retrospektive in Zug rekapituliert der 85-jährige Baarer sein über Jahrzehnte gewachsenes Schaffen.

Zug – Setzt man sich mit dem zeitgenössischen Zuger Kunstschaffen auseinander, führt kein Weg an seinen Werken vorbei – kaum einer, der den von Farbintensität strotzenden Fabelwesen von Elso Schiavo noch nicht irgendwo begegnet ist; mehrere sind im öffentlichen Raum anzutreffen.

Seit über sechs Jahrzehnten praktiziert der heute 85-jährige Baarer seine Kunst und hat dabei einen beeindruckenden Prozess der Stilfindung durchlaufen. Sein Werk ist so individuell, dass es nur schwerlich – oder gar nicht – eingeordnet werden kann. Mit einer umfassenden Retrospektive, einer persönlichen «Reise durch die Vergangenheit bis zur Gegenwart», schaut der Künstler nun auf sein Lebenswerk zurück.

Werkschau aus über sechs Dekaden

Am kommenden Wochenende wird der Burgbachsaal bespielt mit ausgewählten, repräsentativen Arbeiten Schiavos, der seines Zeichens weit mehr als nur Kunstmaler ist und war, sondern auch mehrfach prämierter und viel beachteter Grafiker, Designer und Werbefachmann. Arbeiten aus den 1950er-Jahren treten in den Dialog mit malfrischen Gemälden. Unter den Exponaten sind zudem Werbeplakate, von denen einige um die Welt gegangen sind, insbesondere Auftragsarbeiten von Zuger Firmen und Institutionen.

1934 in Baar geboren, sollte Elso Schiavo auf Wunsch seines Vaters Zahnmediziner werden. Doch der junge Mann schrieb sich an der Kunstgewerbeschule Luzern ein und studierte bei ­keinem Geringeren als Max von Moos. Schiavo beendete sein Studium mit besten Kenntnissen aller verfügbaren Techniken eines Grafikers und Werbers. Bereits mit 16 Jahren erhielt er lukrative Aufträge und arbeitete bald für namhafte Agenturen. Es folgten zahllose weitere Aufträge für den Baarer. An die hundert seiner Werbeplakate sind prämiert worden, eines davon befindet sich in der Grafiksammlung des MoMa in New York. Begegnungen und Freundschaften mit den Grossen seiner Zeit – Varlin, Le Corbusier, Bill, Carigiet... – prägten den Zuger und sein Kunstschaffen.

Kleine Fingerzeige und Seitenhiebe

Reich an praktischer Erfahrung, gründete Schiavo in Zürich seine eigene Werbeagentur, die zeitweise über 30 Mitarbeiter beschäftigte. Seine grafische Tätigkeit begleitete stets auch die Malerei, auf deren Gebiet er schnell einen unverkennbaren figurativ-abstrakten Schiavo-­Stil entwickelte, welchem stets eine gehörige Portion Komik und Schalk innewohnt, selbst wenn die Motive noch so surreal und grotesk scheinen. Obschon Elso Schiavo es nie gesucht hatte, mit seinen Kreationen Kritik zu üben an Politik, Gesellschaft oder Sitte, so sind dennoch in vielen seiner fantastischen Gemälden kleine Fingerzeige und Seitenhiebe versteckt – nie jedoch boshaft, sondern maximal subtil.

Der Künstler erzählt...

Der bekannte Künstler ist an beiden Ausstellungstagen vor Ort und wird von den prägendsten Stationen in seiner Laufbahn persönlich berichten. Episoden im Kontext mit den weiter oben erwähnten Begegnungen, etwa ein gemeinsames Essen mit Le Corbusier. Oder wie er Arnold Schwarzenegger eine Kuh verkauft hat, wie er mit Hans Potthof per Töff quer durch Frankreich kreuzte und vieles mehr, was den 85-Jährigen geprägt hat. (Andreas Faessler)

Hinweis
Elso Schiavo, Retrospektive im Burgbachsaal, Dorfstrasse 12 in Zug. Samstag/Sonntag, 1./2. Februar, jeweils von 10 bis 18 Uhr. An beiden Tagen berichtet der Künstler ab 14 Uhr persönlich aus seinem Leben.