Junge Talente begeistern
Musik
Das gemischte Programm aus Kammermusik und Orchester brachte in der vollbesetzten Kirche St.Johannes in Zug einen glanzvollen Astona-Abschluss.
Zug – Wer bei einem Galakonzert weltbekannte Werke eines versierten Orchesters und einen Starsolisten der zweiten Karrierehälfte erwartet, war in der Zuger Johanneskirche sicher am falschen Ort. Viel mehr ging es darum, die schönsten Astona-Momente noch einmal miteinander zu erleben, sowohl mit einigen besonders gut angekommenen Kammermusikwerken als auch mit dem vollen Orchesterklang aller Teilnehmenden. Das zahlreiche Publikum akzeptierte eine gewisse Buntheit des Programms, in welchem aus grösseren Werken meist nur einzelne Sätze herausgelöst wurden.
Die drei Einzelvorträge erfolgten blattfrei, was neben der minutiösen Vorbereitung bei den drei Interpretinnen zwischen 13 und 19 auch einen bereits erfolgreichen Umgang mit dem Lampenfieber-Problem dokumentierte. Der aus dem Tessin herangebrachte Konzertflügel – es war übrigens der gleiche, welcher meist vom Ensemble Chamäleon benutzt wird – fand sich mit der Akustik des Kirchenraumes ausgezeichnet zurecht; es bestand sogar eine gewisse Tendenz, die bestimmt nicht mit magerem Ton gestaltenden Violin-Solistinnen gelegentlich zu übertönen.
Altersdurchschnitt lag bei nicht einmal 14 Jahren
Zu Recht am meisten Applaus erhielt Hoi Ching Chloe Lui für die «Concert Fantasy» von Igor Frolov (1937–2013) nach George Gershwin. Souverän und technisch perfekt erklang der anspruchsvolle Notentext, Gestaltung und Auftreten wirkten auch offen gegenüber dem Publikum.
Das «Rondo capriccioso» von Camille Saint-Saëns hatte man schon mit einem andern Interpreten im Eröffnungskonzert gehört. Mit der 13-jährigen Peihan Francisca He wirkte es noch etwas geschmeidiger, aber gleichzeitig etwas weniger markant gegliedert. Kaum jemand kannte wohl die Sonate für Viola und Piano von Rebecca Clarke (1886–1979), welche in der stilsicheren Wiedergabe von Alma Coelle die Einzelvorträge vervollständigte.
Mit einem Altersdurchschnitt der Ausführenden von nicht einmal 14 Jahren gelang ein technisch sauberer und stilgerechter Auftakt durch das Mozart-Streichquintett in D-Dur, KV 515, bei welchem vor allem der Dialog zwischen den Eckstimmen (Nicholas Feng, 1. Violine, und Fabian Broman Crawford-Philips, Violoncello) klare Akzente setzte. Eine eigenartige Besetzung charakterisierte das Sextett Opus 21 von Ernest Chausson (1855–1899): Solo-Violine (Mariia Kostogryz), konzertierendes Klavier (Oleksandra Kiktenko) und Streichquartett. Die Qualitäten nach Komposition und Wiedergabe liessen nur bedauern, dass dieser Tonschöpfer bei uns nicht häufiger gespielt wird.
In der Direktion kommt es zu Veränderungen
Alle Mitwirkenden vereinigten sich für zwei Sätze aus dem Streichquartett in d-Moll von Franz Schubert, D 810, «Der Tod und das Mädchen» in Orchesterfassung. Dies geschah auch zum Gedenken an den kürzlich verstorbenen stellvertretenden Kursleiter Kristoffer Dolatko, den ziemlich viele Teilnehmer noch persönlich gekannt hatten. Der Bearbeiter Gustav Mahler, selbst ein sehr bedeutender spätromantischer Komponist, hatte die Weisheit, die harmonische Struktur und die Grundstimmung des Originals praktisch unverändert zu belassen und sich auf die Instrumentierung zu beschränken.
Joonas Pitkänen, sonst Dirigent des Zuger Stadtorchesters, führte die jungen Leute blattfrei und mit feurigem Temperament durch den Notentext. Er entfachte viel Begeisterung und man nahm in Kauf, dass die Intimität des Originals manchmal etwas zurücktrat. Als Zugabe erklang das weltbekannte «Andante festivo» von Jean Sibelius. In seinen Begrüssungs- und Dankesworten kündigte Christoph Balmer eine wichtige Veränderung an: Die seit der Astona-Gründung stets aktive Nancy Chumachenco – 2025 krankheitshalber abwesend – tritt als Direktorin zurück. Ihre Nachfolge übernimmt der in Oslo tätige Violinpädagoge Alf Richard Kraggerud, der sich mit kurzen Worten auch persönlich vorstellte. Die Astona-Kurse bleiben aber weiterhin dem Raum Zug erhalten. (Text:Jürg Röthlisberger)