Mit einer Hand an der Leiter

Brauchtum & Geschichte

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Am 11. Chriesisturm jagten gestern schnelle Läuferinnen und Läufer mit ihren Leitern durch die Gassen der Zuger Altstadt. Mit dabei war unter anderem auch ein Gast-Team des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests.

  • Reto Arnold des Esaf-Teams (vorne) biegt in die Schwanengasse ein. (Bilder Christian H. Hildebrand)
    Reto Arnold des Esaf-Teams (vorne) biegt in die Schwanengasse ein. (Bilder Christian H. Hildebrand)
  • Andrea Iten, Eveline Galliker Etter und Regierungsrätin Silvia Thalmann (von links) macht der Chriesisturm offensichtlich Freude. Die Schülerinnen und Schüler aus der Stadt Zug geben am Chriesisturm alles.  (Bilder Christian H. Hildebrand)
    Andrea Iten, Eveline Galliker Etter und Regierungsrätin Silvia Thalmann (von links) macht der Chriesisturm offensichtlich Freude. Die Schülerinnen und Schüler aus der Stadt Zug geben am Chriesisturm alles. (Bilder Christian H. Hildebrand)

Zug – Der Kanton Zug wird von der restlichen Schweiz mit dem schönen Zugersee, teuren Autos oder als Steueroase assoziiert. Zu Recht wird Zug aber auch als Chriesi-Kanton wahrgenommen – werden doch jährlich mehrere hundert Tonnen Chriesi geerntet.

Daraus hat sich auch der Brauch des Chriesisturms entwickelt. Zur 11. Ausgabe herrscht eingangs Zuger Unteraltstadt am Montagmittag bereits vor Startbeginn beste Stimmung. Bei warmen Temperaturen und dynamischer Ländlermusik wird unter den Zuschauern ausgelassen diskutiert. Die startenden Läufer wärmen sich ein, schliesslich ist der Rundkurs anspruchsvoll und man will dem versammelten Zuger Publikum etwas bieten.

Strenge Wächter schauen nach dem Rechten

Gestartet wird traditionell in drei Kategorien. Über die volle Strecke starten die Männer sowie die Frauen. Von der Liebfrauenkapelle geht es einmal durch die Altstadt und wieder zurück. Bei den Männern stellen heuer die Zuger Bäckerzunft, der Schweizerische Alpenclub (SAC) Rossberg, die Zuger Bauleute, die Meisterschaft Menzingen, sowie das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (Esaf) je ein Zweierteam. Bei den Frauen kämpfen mit traditionellen und handgeflochtenen Chriesi-Hutten Teilnehmerinnen aus der Politik, der Distillerie Etter, der Zuger Kantonalbank, des Joghurt-Produzenten Hirz, sowie eine Chriesi-Bäuerin um den Sieg. Besonders speziell dürfte der Auftritt für die startenden Primarschüler der Klasse des Schulhauses Kirchmatt sein, die in einem verkürzten Parcours in fünf Zweierteams laufen. Es gilt für die Teilnehmenden eine Holzleiter möglichst schnell durch den Rundkurs in der Altstadt zu tragen – sieben Streckenwächter überprüfen, dass dabei regelkonform immer mindestens eine Hand an der Leiter ist.

Als Speakerin begrüsst Eveline Kaufmann, Vorstandsmitglied Interessensgemeinschaft Zuger Chriesi (IG Zuger Chriesi), die Zuschauer und die Läufer. Man sei beim 2008 gegründeten Verein stolz, das Ziel, in 10 Jahren 1000 Kirschbäume zu pflanzen, erreicht zu haben: «Nach dem letztjährigen Jubiläum hat beim Verein eine Art Generationenwechsel stattgefunden, wobei zahlreiche neue, frische Kräfte die Interessen weiterverfolgen. Es ist schön, zu sehen, dass die Chriesi-Kultur wieder vermehrt Teil der Zuger Gesellschaft geworden ist.» Zur Idee hinter dem Chriesisturm meint Kaufmann, dass früher derjenige die Kirschen ernten durfte, der zuerst mit der Leiter den Baum erreicht hatte.

Eröffnet wird der 11. Zuger Chriesisturm vom Zuger Ständerat und Präsidenten der IG Zuger Chriesi, Peter Hegglin. Traditionell geschieht dies mit dem Glockenschlag um 12 Uhr. Dann rennen sie los – der Applaus des Publikums an der Streckenseite sorgt für die extra Motivationsspritze und hilft, auch auf der kräftezehrenden Zielgeraden einige Minuten später noch einmal alle Kräfte mobilisieren zu können.

Die Brüder Marc und Kim Lustenberger geben sich mit ihrem 2. Rang sichtlich zufrieden. Marc Lustenberger meint: «Es war uns eine Freude, den SAC Rossberg zu vertreten. Der Lauf war zwar streng, aber die Stimmung war beeindruckend.» Sein Bruder stimmt zu: «Besonders anstrengend war die Passage auf dem Landsgemeindeplatz.»

Eveline Kaufmann zeigt sich ab der 11. Ausgabe des Chriesisturms rundum zufrieden: «Es erforderte einiges an Organisation. Dass derart viele Zugerinnen und Zuger auch nach dem letztjährigen Jubiläumssturm weiterhin Interesse zeigen, ist grossartig.» (Nils Rogenmoser)

Hinweis: Weitere Bilder und Videos finden Sie auf Zugerzeitung.ch.