Aus Gefundenem wird kreative Objektkunst

Kunst & Baukultur

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Die Baarerin Ursula Hotz hat ein Auge für kleine, alltägliche oder sogar verrostete Dinge.

  • Ursula Hotz’ Trouvé Art – das sind spannende Konglomerate aus allerlei gefundenen Gegenständen. (Bild Mathias Blattmann)
    Ursula Hotz’ Trouvé Art – das sind spannende Konglomerate aus allerlei gefundenen Gegenständen. (Bild Mathias Blattmann)

Baar – Jedes der unglaublich vielen Teile, die Ursula Hotz zu einem Objekt verarbeitet, erzählt eine Geschichte. Meist sind die Schlüssel, Perlen, Steine, Spitzen, Knöpfe, Federn, Zahnräder, Knochen, Schlüssel und Figürchen und Tiere im Miniformat in kleine Schachteln oder Holzkistchen eingebaut und zu einem Bildwerk gestaltet. Und jedes ist anders.

Es ist faszinierend zu sehen, wie Ursula Hotz solche Teile in einem Objektrahmen zu einem fantastischen Werk gestaltet – und den Dingen neues Leben einhaucht. Selbst alte Bücher haben die Künstlerin angeregt, ihren Einband als Bühne für kleine Miniaturszenen zu nutzen: Bei einem Band klettern Bergsteiger einen Felsen hinauf. Aber man muss sehr genau hinsehen, um all die originellen Details in den Werken zu entdecken. Ausgestellt ist die Trouvé Art derzeit bei Müller-Rahmen in Baar, kürzlich war Vernissage.

Früher habe sie mit Öl- und Acrylfarben im naturalistischen Stil gemalt, erzählt Ursula Hotz. «Vor zirka acht Jahren habe ich diesen neuen Weg beschritten, als meine Mutter mir viele Spitzen schenkte und mir alte und vergessene Gegenstände in die Hände kamen. Und mein Blick für die kleinen Dinge, die von vielen unbeachtet bleiben, führte mich schliesslich zur Trouvé Art.»

Damals seien mit eher zufälligen Kombinationen erste Bilder wie die drei Fabelwesen entstanden, die in der Galerie jetzt zu sehen sind. Inzwischen hat sich bei der 60-Jährigen so etwas wie ein Sammelfieber entwickelt. So sucht sie im Brocki nach interessantem Material oder hält auf ihren Spaziergängen immer die Augen offen für Dinge, die herumliegen und brauchbar sind. Auch von Kollegen erhalte sie öfters Material, das inzwischen in ihrem Haus am Stolzengraben in Oberwil bereits einige Kisten füllt. «Ich glaube, das alte Haus inspiriert mich.»

Ein meditativer Entstehungsprozess

Die kleinformatigen Bildwerke sind meist in Kistchen aus Holz oder Pappe integriert. Und was für sie so quasi ein Markenzeichen ist: «Jedes Bild ragt über den Rahmen hinaus. So kann ich Grenzen sprengen», sagt Ursula Hotz und lacht. Gelernt hat die aus Baar stammende Kreative ursprünglich Malerei und hat später Sozialpädagogik studiert, in diesem Bereich ist sie heute noch tätig. Den Umgang mit den Farben kennt sie und hat ihn später frei praktiziert.

Dennoch ist sie überzeugt, dass ihr die neue Art des Gestaltens mit der Objektkunst guttut. «Meist arbeite ich an mehreren Werken miteinander, denn da wird geklebt und gemalt. So muss ich oft warten, bis alles getrocknet ist. Ich höre dazu Musik und kann abtauchen, es ist für mich ein meditativer Entstehungsprozess.» Ihre Titel sind manchmal unergründlich, leicht provozierend wie die «Alptraum-Queen», bei anderen stehen sie für ihren Humor oder haben eine hintergründige Geschichte. Alle Werke von Ursula Hotz sind ein Zeichen ihrer grossen Fantasie – und Ideen hat sie noch viele. (Text von Monika Wegmann)

Hinweis

Die Ausstellung Trouvé Art von Ursula Hotz läuft bis 21. Oktober bei Müller-Rahmen, Zugerstrasse 17, Baar: Di–Fr, 9–12, 14–18 Uhr, Sa 9–12 Uhr.