Zuger gründete grösste Foto-Werkschau

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Die 18. Ausgabe der «Photo Schweiz» läuft bis am 10. Januar in Zürich. Ihr Gründer und Direktor ist der Zuger Michel Pernet.

  • Michel Pernet hat die Werkschau Photo Schweiz vor bald 20 Jahren gegründet. (Bild PD/Aurélia Marine)
    Michel Pernet hat die Werkschau Photo Schweiz vor bald 20 Jahren gegründet. (Bild PD/Aurélia Marine)

Zug – In der Industrieathmosphäre der Halle 550 in Zürich Oerlikon trifft sich dieser Tage zum 18. Mal die aktuelle Schweizer Fotoszene mit über 200 Ausstellenden. Die Vielfalt an der grössten Foto-Werkschau der Nation ist gross. «Es gibt zudem 14 Sonderausstellungen zu Zeitgeistthemen wie Diversität, Identität oder künstliche Intelligenz sowie verschiedene Workshops und Seminare», erzählt Michel Pernet, Gründer und Direktor der «Photo Schweiz».

Als persönliche Höhepunkte der diesjährigen Werkschau nennt Pernet die Kooperation mit den drei NGOs Medécins Sans Frontières MSF, Amnesty International und SOS Mediteranée , welche eindrückliche Bilder aus den Krisenregionen Südsudan und Iran sowie dem Mittelmeerraum ausstellen. «Mithilfe der Fotografie kann man die Realität der Menschen, die unter schwierigsten Bedingungen leben, eindrücklich aufzeigen. Das ist heute wichtiger denn je», betont der Veranstalter.

Ebenfalls sehr berührend seien die Porträts von elf Bewohnenden der Hospize Luzern und Brugg, die ihren Alltag dokumentieren und einen letzten Blick auf ihr Leben werfen. «Nun, da die Ausstellung stattfindet, sind zehn von ihnen bereits verstorben. Dennoch ­wirken die authentischen, persönlichen Porträts nicht traurig oder deprimierend. Man sieht, dass sich die Menschen über die Aufgabe freuen und gerne ­erzählen.»

Vielseitige Ausstellung in lockerer Atmosphäre

In seiner Funktion als ehemaliger freier Journalist der Zuger Zeitung und anderer Medien sei er selbst vor Jahren in die faszinierende Welt der Fotografie eingetaucht, erzählt der Stadtzuger. Auf die Idee, eine wiederkehrende nationale Ausstellung ins Leben zu rufen, brachte ihn der Bildband «Weltgeschichte in Bildern», der jedes Jahr in die Stube seines Elternhauses flatterte und sämtliche Familienmitglieder auf je andere Weise ansprach. «Ich stellte fest, dass Fotografie ein Medium ist, das auf breiter Ebene anspricht.» Da er die steife Atmosphäre vieler Galerien und Museen nicht einladend fand, entschied sich Michel Pernet zuerst für die Maag Halle, dann für die Halle 550 in Zürich Oerlikon – eine über 5000 Quadratmeter grosse ehemalige Industrieanlage der ABB – als Veranstaltungslokalitäten. «Es sollte ein Ort sein, wo man gern hingeht und Spass hat», so Pernet. Und natürlich sollte die Ausstellung netzwerkbildend sein für die Besuchenden sowie die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. Sein Konzept ging auf, bereits an der ersten «Photo Schweiz» nahmen 60 Kunstschaffende teil, heute sind es über 200.

Stars werden geboren

«Es gibt einige Erfolgsgeschichten, die auf die ‹Photo Schweiz› zurückgehen», plaudert der 50-Jährige aus dem Nähkästchen. Als noch unbekannte Fotografen hätte etwa das heute erfolgreiche Duo Cortis- Sonderegger an der «Photo Schweiz» erstmals ausgestellt. Ebenso Cyril Matter, Lukas Maeder oder Patrick Lambertz, dessen typische Bilder verschneiter Chalets mittlerweile für hohe Preise gehandelt würden. «Für viele Kunstschaffende ist dies ein ideales Sprungbrett. Sie sind alle Teil von etwas Grossem. Mit Einzelausstellungen erreicht man niemals ein so breites und durchmischtes ­Publikum.»

«Wir finanzieren die Ausstellung irgendwie»

Für seine Kommunikations- und Entertainmentagentur – die Michel Pernet nach Bonds Bösewicht Blofeld benannt hat – ist die «Photo Schweiz» weit entfernt von einem lohnenden Geschäft. «Wir haben noch nie öffentliche Kulturgelder bekommen, aber wir finanzieren die Ausstellung irgendwie, weil sie einfach Spass macht. Die tollen Gespräche und Kontakte sind mit Geld nicht aufzuwiegen», ist der Zuger Geschäftsmann überzeugt. Zur Eröffnung der diesjährigen Ausgabe seien 2000 Gäste erschienen, die Rückmeldungen seien sehr positiv ausgefallen. Das Veranstaltungsgen liegt Michel Pernet im Blut. «Bereits mit 23 Jahren habe ich in der alten Siemenshalle in Zug die Kulturveranstaltung ‹Franz› organisiert mit einer Kunstausstellung, einem Literaturabend, einer Modenschau und einem Konzert von Züri West.» Der studierte Jurist bewegte sich immer im kulturellen Umfeld. Er gründete unter anderem das Musikfestival Songbird in Davos sowie das Wissenschaftsfestival Salon Public in Luzern.

Die eigene Kreativität drückt Michel Pernet in der Malerei aus. «Sie ist jedoch nur Zerstreuung für mich, ich sehe mich eigentlich nicht als Künstler», bemerkt er bescheiden. Vielleicht ist er Lebenskünstler? Denn er sagt weiter: «Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass ich sie nicht als Arbeit empfinde. Ich mache einfach, wozu ich Lust habe.» (Text von Cornelia Bisch)