Bargeldlos ans Waldstock-Festival

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Morgen beginnt in Steinhausen die 22. Ausgabe des Open Airs – die Aufbauarbeiten sind noch im vollen Gange.

  • Mit viel Liebe zum Detail: Dutzende Helfende stellen das Festivalgelände in Steinhausen auf. (Bild Matthias Jurt)
    Mit viel Liebe zum Detail: Dutzende Helfende stellen das Festivalgelände in Steinhausen auf. (Bild Matthias Jurt)

Steinhausen – Wer das Festivalgelände betritt, taucht in eine andere Welt ein. Nur unweit vom Steinhauser Zentrum schlängelt sich eine Landstrasse an einem alten Bauernhaus vorbei hoch zum Waldrand, wo viele freiwillige Helferinnen und Helfer die Infrastruktur für das dreitätige Open Air aufbauen.

Während sowohl die Bühnen als auch die Zelte bereits stehen, stampfen etliche junge Erwachsene ein grosses Holzgebäude aus dem Boden, das auf den ersten Blick an einen Salon des Wilden Westens erinnert. «Meine Kollegen und ich haben die Bar 2019 übernommen», sagt André Bütikofer. Der 28-Jährige ist seit fünf Tagen am Aufbau beteiligt. Während des Festivals übernimmt er eine Schicht an der Bar und wird auch beim Abbau dabei sein.

Bis zu 70 Helferinnen und Helfer im Einsatz

Auch wenn der Eintritt für ihn dadurch entfällt: Was motiviert ihn? «Das Waldstock ist wie eine grosse Familie.» Er sehe Leute, die er das Jahr hindurch nie sehe – ausserdem gefalle ihm das Handwerkliche. Eine Abwechslung zu seiner Doktorarbeit in Chemie, die er gerade schreibt.Praktisch immer auf der «Baustelle» präsent ist OK-Präsident Tobias Glauser. Der 32-Jährige führt entspannt durch das Gelände – er organisiert das Open Air bereits zum sechsten Mal. «Wir haben am 15. Juli mit dem Aufbau begonnen.» Gearbeitet wird jeden Tag, oft bis abends um zehn. «Am Wochenende sind bis zu 70 Helferinnen und Helfer im Einsatz.» Viele kämen auch nach der Arbeit oder nähmen sich frei. «Sie leisten insgesamt über 21 000 Stunden Freiwilligenarbeit.»

Die grosse Herausforderung: genügend Freiwillige zu finden, vor allem für das Festival selbst. Nach anfänglichen Sorgen habe sich das Problem durch viel Werbung auf den sozialen Medien, der Presse und den lokalen Vereinen entschärft. Das Motto dieses Jahr lautet: «In der Luft». «Wir wählen jeweils bewusst ein weites Thema, damit die verschiedenen Teams es nach ihrem Gusto kreativ interpretieren können.»

Letzte Band neu auf der kleinen Bühne

Besucherinnen und Besucher bezahlen dieses Jahr auf dem ganzen Gelände das erste Mal bargeldlos mit einem Armband. Glauser sagt: «Das bringt hoffentlich weniger Wartezeiten an den Bars und Foodständen und macht für uns das Cash-Management effizienter.» Ausserdem sei dies nützlich für die Planung der zukünftigen Jahre, da man so eine stabile Datenlage zur Konsumation und zum Geldfluss habe.

Ausserdem gibt es neu für die Helferinnen und Helfer Wasser aus dem Hahn anstatt aus der PET-Flasche, der Umwelt zuliebe. Der letzte Auftritt findet neu nicht auf der grossen, sondern auf der kleinen Bühne statt. «Wir möchten sie mehr nutzen und zählen am Ende des Abends ja auch schon etwas weniger Gäste.»

Zufrieden mit der Fistivalgrösse

Das 22. Waldstock ist bis auf den Donnerstag ausverkauft. An jedem Festivaltag gibt es noch einige Tickets an der Abendkasse. Glauser rechnet mit täglich ungefähr 2000 Besucherinnen und Besuchern. «Man könnte es theoretisch grösser machen, wir wollen das aber nicht und es wäre auch kaum stemmbar.»

Was ist das Erfolgsgeheimnis des lokalen Open Airs? «Die Liebe zum Detail macht uns aus», so Glauser. Neben den treuen Helfern zählen auch der für ihn moderate Eintrittspreis, die ungezwungene Stimmung und die überschaubare Grösse des Festivals dazu. Er sage immer: «Von der Bar bis zum WC muss man 40 Minuten einrechnen – du triffst so viele Leute, die du kennst.»

Glauser selbst arbeitet im Eventmanagement einer Firma, die Elektroautos herstellt. Er war mit 17 Jahren beim Waldstock zum ersten Mal im Nachschub der Kubabar dabei, bevor er später Medienchef wurde und das OK-Präsidium übernahm. «Nächstes Jahr werde ich das bestimmt nochmals machen.» Danach liesse er es sich allerdings offen. «Es ist wichtig, irgendwann auch der nächsten Generation Platz zu machen», betont der Steinhauser. (Text von Fabian Gubser)