«Sommerklänge» wieder in alter Manier

Musik

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Der 21. Ausführung des beliebten Zuger Musikfestivals steht nichts mehr im Wege. Fünf hochkarätige Konzerte an vier unterschiedlichen Orten sind einmal mehr einer der Höhepunkte des Zentralschweizer Kultursommers.

  • Der Eingang zum Wasserreservoir Oberallmig in Baar, Austragungsort des zweiten Sommerklänge-Konzerts. (Bild PD)
    Der Eingang zum Wasserreservoir Oberallmig in Baar, Austragungsort des zweiten Sommerklänge-Konzerts. (Bild PD)

Zug – Man hatte im vergangenen Jahr gehofft, dass 2021 leichter sein würde, was die Planung von den Sommer-Kulturfestivals angeht. Eher das Gegenteil hat sich jedoch gezeigt, zumindest im Fall des Zuger Sommerklänge-Festivals: «Die Organisation in diesem Jahr war fast noch anspruchsvoller als im vergangenen», sagt Peter Hoppe, welcher gemeinsam mit der künstlerischen Leiterin Madeleine Nussbaumer für die Organisation verantwortlich zeichnet. «Wieder war lange ungewiss, ob wir es durchführen können oder nicht, und wenn ja, in welcher Form. Für einige Austragungsorte haben wir Absagen erhalten, weil den Eigentümern das Ganze noch zu unsicher war.» Und solange noch das Limit von maximal 50 Besucherinnen und Besuchern galt, sei man mit der gesamten Organisation – Finanzierung, Marketing – faktisch in der Luft gehangen.

«Als die Aufhebung der 50er-Grenze kommuniziert wurde, musste alles sehr schnell gehen und innert zweier Monate organisiert sein», so Peter Hoppe weiter. Man sei glücklich, dass diese Einschränkung nicht mehr gilt. «Wie wir die Abstandsregeln bei den einzelnen Konzerten handhaben, müssen wir jeweils kurzfristig entscheiden. Jedenfalls haben wir diesbezüglich sämtliche Möglichkeiten, da wir bewusst nach grossen Räumen gesucht haben für das Festival 2021.» Für den Besuch der Sommerklänge-Konzerte werden weder ein Impfnachweis noch ein gültiger Negativtest verlangt. Fand das Festival letztes Jahr aus pandemiebedingten Gründen ausschliesslich im Zephyr-Hangar der V-Zug statt, so läuft es diesmal wieder (fast) ganz nach dem Grundkonzept: Musik an unerwarteten überraschenden Orten. «Fast», weil zwei der Konzerte in der Ägerihalle durchgeführt werden. Abgesehen davon, darf man sich wieder auf spannende Neuentdeckungen und wahre Perlen unter den Lokalitäten freuen.

Vom Gemeindesaal in den Untergrund

Startschuss für das 21. Sommerklänge-Festival, welches grad erst die Zuger Kulturschärpe 2021 verliehen bekommen hat, ist der Sonntag, 4. Juli, 17 Uhr. Das Zuger Ensemble Chamäleon mit der Festivalleiterin Madeleine Nussbaumer am Klavier, Tobias Steymans an der Violine, Natalia Mosca an der Bratsche und Luzius Gartmann am Cello spielt unter dem Titel «Lebenslinien» Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Joaquín Turina und Johannes Brahms und deckt damit alle Gefühlslagen ab. Konzertort ist der Maienmattsaal in Oberägeri, wo sonst hauptsächlich der Gemeinderat tagt.

Die Woche drauf, am Sonntag, 11. Juli, geht es in den Untergrund. Mit dem passenden Motto «Unterweltlich» interpretiert das Schlagwerk-Trio Colores mit Matthias Kessler, Luca Staffelbach und Fabian Ziegler im ehemaligen Wasserreservoir Oberallmig in Baar Werke von Arvo Pärt, John Cage, Samuel Barber, Russell Peck und Eric Whitacre. Das im Hang oberhalb des Dorfes gelegene Reservoir ist über einen neuen Stollen zugänglich und bietet im Inneren ein unvergleichliches Ambiente. Der Zuger Historiker Michael van Orsouw gibt eine kurze Einführung in dieses eindrückliche Bauwerk. Aufgrund feuerpolizeilicher Platzbeschränkung findet das Konzert an diesem Tag zweimal mit je 100 Zuschauerinnen und Zuschauern statt: um 11 Uhr und um 17 Uhr. Vom Parkplatz vor Otto’s (Haldenstrasse 1) fährt ein Shuttlebus für diejenigen, welche den Weg zum Reservoir nicht zu Fuss machen möchten. Für den Shuttle ist eine Anmeldung erforderlich. Da es im Inneren des Reservoirs kühl ist, wird auch bei heissem Sommerwetter empfohlen, ein Jäckchen mitzunehmen. Geschlossenes Schuhwerk ist von Vorteil.

«Grandios» wird das dritte Konzert in der Ägerihalle vom Sonntag, 18. Juli, 17 Uhr, mit je einem «Monsterwerk» von Beethoven und Mozart: Von Ersterem wird die Serenade in D-Dur Op. 8 gespielt, und Mozart ist mit seinem Divertimento in Es-Dur KV 563 vertreten. Die hochkarätige Besetzung besteht aus Esther Hoppe an der Violine, Veronika Hagen an der Bratsche und Clemens Hagen am Cello. Um dem Grundsatz zu entsprechen, dass die Musizierenden stets die Nähe zum Publikum suchen, spielt das Trio nicht auf der Bühne.

Virtuoses unter freiem Himmel

Freiluft-Konzertgenuss ist für das vierte Konzert «Lorzengroove» vorgesehen am Sonntag, 25. Juli, 17 Uhr. Auf der Wiese beim Kanu-Club Zug an der alten Lorzenmündung südlich der Schiessanlage Choller präsentieren drei internationale Topmusiker ein Programm nach Ansage. Eines ist garantiert: Es wird elektrisierend. Es spielen Georg Breinschmid (Kontrabass, Gesang), Benjamin Schmid (Violine, Gesang) und Thomas Gansch (Trompete, Flügelhorn, Gesang). Sollte das Wetter einen Open-Air-Anlass verunmöglichen, so gibt es gemäss Peter Hoppe kurzfristig Alternativen. Eine kurze Einführung zum Konzertort gibt der Geograf Benno Furrer, ehemaliger Leiter der Schweizerischen Bauernhausforschung.

Für das letzte Konzert am Sonntag, 1. August, 17 Uhr, haben die Veranstalter noch einmal die Ägerihalle als Austragungsort gewählt. Unter dem Titel «Auf Seitenpfaden» werden Werke rezitiert von Franz Schubert, Gerald Finzi, Tom Poster, Jacques Ibert und Gustav Mahler. Es singt Matthew Rose, am Klavier sitzt Helen Collyer. Der bekannte britische Opernsänger Rose war bereits zweimal zu Gast an den Sommerklängen. «Wir freuen uns ausserordentlich, dass es wieder klappt», betont Madeleine Nussbaumer. «Auch Matthew Rose freut sich sehr auf seinen erneuten Auftritt bei uns, wie er sagt.» Abgesehen von den Mahler- und Schubert-Werken, sind es weniger bekannte Kompositionen, «aber die sind dafür umso überraschender», sagt Madeleine Nussbaumer.

Alle Informationen und das genaue Programm sind abrufbar unter www.sommerklaenge.ch. Wie immer gibt es einen Festival-Pass, einen Gönner-Pass und Einzelkarten. Reservationen via Website oder telefonisch unter 076 706 82 84. Kassenöffnung ist jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn. (Andreas Faessler)