Von Kopflosen und Trinkern: Geschichten zum Zuger Alpli

Brauchtum & Geschichte

,

Zum Wandern und Velofahren ist er höchst beliebt, der Wildspitz, welcher auf der Kantonsgrenze von Schwyz und Zug liegt.

Zug – Die halbseitige Trennung des Bergs an der kantonalen Grenze ist allerdings nicht die einzige geografische Besonderheit des gutbegangenen Bergs. Die zugerische Seite gehört nämlich eigentlich zu grossen Teilen zum Gemeindegebiet von Unterägeri. Mit einer prominenten Ausnahme: der stadtzugerischen Exklave, dem Alpli. Um den Spickel ranken sich Sagen und Geschichten. Die Stadt Zug lieh der Gemeinde Unterägeri einst einen grösseren Betrag Geld, der an einem festgelegten Stichtag zurückbezahlt werden sollte. Zur Sicherheit wurde ein Stück Land auf dem Rossberg eingesetzt, welches in den Besitz der Stadt übergehen sollte, wenn bis zum Zahltag die Schuld nicht erbracht ist.

Zahlungsunwillig waren die Gesellen aus Unterägeri nicht. Der Betrag war schnell beieinander, und die ­Unterägerer bereit, ihre Schuld zu ­begleichen.

Die Stadtzuger luden zu reichlich Alkohol

Bei der Überbringung geriet jedoch einiges aus dem Ruder. Eine Gruppe wurde bestimmt, welche das Geld überreichen sollte. Zur Mittagszeit zog die Runde los, denn sie wollten noch vor Einbruch der Nacht an den Stadtzuger Toren stehen. Dabei wählten sie die Route über Allenwinden, wo sie einer Herrenrunde aus der Stadt begegneten. Jene war ebenfalls gegen Mittag aufgebrochen, scheinbar ganz zufällig traf man einander auf halbem Wege. Die Herren aus Zug waren plötzlich sehr grosszügig und luden zum Umtrunk ein. Man knauserte nicht und tischte Flasche um Flasche auf. Die Zeichen standen gut, dass der freudige Umtrunk als lustiger Abend enden würde. Doch da war ja noch was, und das dämmerte auch den Delegierten aus Unterägeri im Rausch: Die Schulden mussten pünktlich beglichen werden. Noch vor dem Betglockengeläut musste der Betrag in der Stadt Zug abgeliefert werden, dafür müssten die Unterägerer ordentlich Gas geben. Man wollte aufbrechen. Die Gegenseite übte sich in Beschwichtigungsversuchen, es bliebe doch noch Zeit, man würde die Übergabe bestimmt rechtzeitig schaffen. Doch die Herrschaften aus Unterägeri wurden allmählich misstrauisch und machten sich eilends auf in die Stadt. Und es wurde knapp. Die Sonne färbte die Dächer schon golden, als die gehetzten Unterägerer jene erblickten. Doch die Stadtzuger, die sich nun in heimischen Gefilden bewegten und die Winkel und Gassen kannten, wagten einen Zug. Einer der Stadtherren nahm eine Abkürzung und war angehalten, die Betglocke sofort zu läuten. Dieser Trick sorgte dafür, dass die Ägerer genau in dem Moment durch die Stadttore eilten, als die Glocken ertönten. Zwar schob man das Geld den Stadtherren über den Tisch, doch jene lehnten ab: Der Betrag komme zu spät, die Glocken waren schon erklungen. So blieb den Zugern das Alpli. Die Schuldner zogen erzürnt heim. Zum Alpli gehörig sind auch einige Gruselgestalten: Wer dann und wann auf dem Weg von Unterägeri nach Walchwil wandelt, könnte ungemütliche Gesellschaft bekommen. Der Sage nach geistern dort drei Männer ohne Köpfe umher. Eine Weile werden sie den Wanderer begleiten, um dann mit einem kläglichen Wimmern zu verschwinden. Denn einen oder andern werden diese Männer derart aus der Fassung bringen, dass sie gar nicht bemerken, dass sie vor Schreck kehrtmachten und deshalb am helllichten Tag vom Weg abkommen. Nur um dort, wo sie gestartet waren, nach zwei bis drei Stunden Marsch am selben Ort wie aus einem Rausch aufzutauchen. (vv)

Hinweis
Quelle: www.zuger-alpli.ch und Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug, 1955.