Musik, Muskelkraft und Magie am Zugerseeufer

Musik

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Das Duo «Aufzug!» ist mit Raffaele Bossard in der Buvette Quai Pasa aufgetreten – unter ganz besonderen Voraussetzungen.

  • Die Velofahrer sorgen für den Strom beim Konzert.Bild: Jan Pegoraro (Zug 12. 7. 2025)
    Die Velofahrer sorgen für den Strom beim Konzert.Bild: Jan Pegoraro (Zug 12. 7. 2025)

Zug – Das Konzept klingt abenteuerlich und visionär: Zwei Zuschauende treten in Velopedale, um einen Generator mit Strom zu versorgen, der wiederum eine Musikanlage antreibt. Vom 8. Juli bis am 25. Juli hat sich das fünfköpfige Cycloton-Team dieser Idee verschrieben und fährt dazu tagsüber samt Gepäckanhänger quer durch die Schweiz. Abends tritt das Duo «Aufzug!», bestehend aus der Waadt-Genferin Béatrice Graf und dem Bern-Zürcher Domi Chansorn und unterstützt durch lokale Künstler, dann in familienfreundlichem Rahmen auf.

Während sich die Radprofis am Samstag in der 8. Etappe der Tour de France unerbittlich über gut 171 Kilometer in der Bretagne duellierten, stand für die Cycloton-Karawane die nicht minder schweisstreibende Strecke von Zürich-Affoltern über das Sihltal nach Zug auf dem Programm.

Bernhard «Benu» Zitz, der für die Tontechnik zuständig ist, führte aus: «Béatrice Graf und ich transportieren zusätzlich noch das Gepäck, das für mich etwa 65 Kilogramm wiegt, per Veloanhänger zum neuen Etappenziel. Am Ende unserer herausfordernden Tour werden wir etwa 500 Kilometer abgespult haben. Von platten Reifen sind wir bisher glücklicherweise verschont geblieben.»

Die diesjährige Austragung sei bereits die dritte, so Zitz weiter: «2019 fuhren wir von Genf nach Zürich, letztes Jahr waren wir ausschliesslich in der Romandie unterwegs.» Béatrice Graf spürt auf der Rundfahrt die Verbundenheit mit der lokalen Bevölkerung und erklärt die Idee hinter dem Projekt: «Der nachhaltige Aspekt eines Musikfestivals im Wald, das ich mit Benu im Jahr 2018 besucht habe, gefiel uns sehr. Benu kam daraufhin die Idee eines mobilen Soundsystems, bei dem man nur wesentliche Utensilien zum Konzertauftritt mitnimmt.» Graf bedankt sich für die zahlreiche finanzielle Unterstützung des Cycloton-Projekts, etwa durch den Kanton Zug oder die Kulturstiftung Pro Helvetia.

Das Publikum einbeziehen

Am Samstag unterstützte der Zuger Raffaele Bossard die Band am Kontrabass – vorab hatten sie nichts einstudiert. Dies nenne sich «Instant Composing», führte Bossard aus: «Wir sind noch nie gemeinsam aufgetreten. Ich bin gespannt, da diese Art von Musikmachen sehr spontan und intuitiv ist. Es ist wie ein Gespräch. Indem wir ohne minutiöse Vorbereitung einander empathisch und aufmerksam zuhören, können wir mit unserem Spiel darauf reagieren und treten dadurch in einen Dialog.»

Grundsätzlich sehe er die Herausforderung bei Auftritten jeweils darin, das Publikum ins Konzert mit einzubeziehen und einen Energietransfer herzustellen, erläutert Bossard: «Die Nähe mit dem Publikum ist heuer auf spezielle Weise bereits hergestellt, da das Publikum uns Musiker unmittelbar mit Strom versorgt. Am Cycloton-Projekt inspiriert mich, dass sie täglich einzigartige und spontane Musik kreieren und dann weiterziehen.»

Die Stimmung in der gut besuchten Buvette Quai Pasa war am Samstagnachmittag bei bestem Sommerwetter ausgelassen. Das Publikum liess sich von der experimentellen, abwechslungsreichen und perkussiven Klangreise verzaubern. Auch für das Gaumenwohl war gesorgt – unter dem Motto «Crê-pasa» konnte man die bretonischen Teigspezialitäten geniessen.

Zufrieden wegen der tollen Stimmung führte Jonas Mehr, einer der beiden Betreiber des «Quai Pasa», aus: «Wir sind bestrebt, den Gästen ein cooles Angebot zu bieten und den Ort zu beleben. Einige Male im Jahr organisieren wir ein externes und nicht kommerzielles Food-Angebot wie heute, wobei der gesamte Gewinn gespendet wird.» (Text: Nils Rogenmoser)