Ungleiches Duo: Geistliche Mozartklänge für Stimme und Orgel
Musik
In der Pfarrkirche Unterägeri konzertierte die Sopranistin Yvonne Theiler mit dem Organisten Bernhard Gfrerer. Trotz sehr kurzer Vorbereitungszeit gelang den beiden das klangliche Gleichgewicht.
Unterägeri – Es war ein ungleiches Duo: Yvonne Theiler ist seit vielen Jahren auf vielfältige Weise in Unterägeri musikalisch aktiv und wohnt auch dort. Entsprechend ihrer Ausbildung leistet sie ein Arbeitspensum, das sich über Sologesang und Chorleitung bis zur Musikausbildung auf verschiedenen Instrumenten erstreckt. Und Bernhard Gfrerer ist ein international bekannter Konzert-Organist mit Lebensschwerpunkt in Salzburg. Das kirchenmusikalische Leben der Schweiz kennt er nur von wenigen Gastkonzerten; vor vielen Jahren spielte er auch einmal im Rahmen der Internationalen Zuger Orgeltage.
Das Konzertmotto «Mozartiade» war an sich ein schwieriges Unterfangen. Von Wolfgang Amadeus Mozart gibt es kaum Originalwerke für Orgel Solo. So bestand mindestens für das Tasteninstrument das ganze Programm aus Bearbeitungen. Viel besser sieht es für die Singstimme aus: Mozarts Frau Konstanze war eine hoch geschätzte Sopranistin, und so wurde in den geistlichen Werken ihres Gatten innerhalb der Solostimmen der Sopran entsprechend bevorzugt behandelt. Nach dem Umzug von Salzburg nach Wien im Jahre 1781 schrieb Mozart fast keine geistliche Musik mehr. Umso mehr freuen wir uns an wenigen Geistesblitzen, wie den unvollendet gebliebenen Werken c-Moll-Messe (KV 427) und Requiem (KV 626), so wie an dem in Unterägeri als Zugabe gesungenen «Ave verum» (KV 618).
Herausfordernde Registrierung
Bernhard Gfrerer kannte die Orgel Unterägeri vorgängig nur aus einer zum Glück sehr genauen Beschreibung. So musste er innerhalb von wenigen Stunden Übungszeit möglichst alle Eigenheiten des Instruments erfassen und die richtigen Registrierungen finden – etwa zur ausreichenden klanglichen Unterscheidung der neun ganz kurzen Menuette in KV 111. Ein Rätsel für die Musikhistoriker ist die zu Beginn gespielte Trauermusik KV 477. Sie entstand nämlich ein halbes Jahr vor dem Tod jener beiden Logenbrüder, für welche sie eigentlich gedacht war.
Beim einzigen reinen Klavierstück (Rondo KV 511) spürte man auch nach mehr als 200 Jahren den Praktiker: Mozart mied alle lang gehaltenen Töne, weil diese auf den damaligen Klavierinstrumenten kaum spielbar waren; das blieb auch bei der Orgelversion so. Während Gfrerer hier – in Erinnerung an den Originalklang – auf Registerwechsel weitgehend verzichtete, nahm er sich bei den Orchester-Übertragungen in diesem Punkt viel mehr Freiheiten. Ein einziges Mal liess ihn die Technik im Stich: Ein isoliert eingesetzter Pedal-Subbass erklang gegenüber den Oberstimmen durchwegs leicht verspätet – fast wie bei der vor gut hundert Jahren überall üblichen Röhrenpneumatik.
Das überwiegend einheimische Publikum interessierte sich aber wohl noch stärker an der Leistung der Sängerin. Yvonne Theiler verfügt über eine klar und angenehm timbrierte Sopranstimme, welche in allen Lagen stilgerecht zur Geltung kam. Bis auf gewisse Unsicherheiten im Rezitativ zu KV 143 gelang auch eine saubere Intonation. Das klangliche Gleichgewicht zur Orgel war stets angemessen gewahrt und trotz minimaler gegenseitiger Vorbereitungzeit blieben in der rhythmischen Verständigung keine Wünsche offen. Die bei einem Besuch von knapp hundert Leuten recht hallige Akustik erschwerte die Sprachverständlichkeit, was aber durch das Textblatt mit Übersetzung der lateinischen Texte kompensiert wurde.
Durch die Werktexte über das gedruckte Programm hinaus wurde dem Publikum auch klar, dass noch Zugaben folgen könnten. Es war dies neben dem «Ave verum» das ebenfalls sehr bekannte «Laudate Dominum», KV 339. (Text: Jürg Röthlisberger)