Bald ist Kolin wieder der Alte

Brauchtum & Geschichte

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Vor gut zwei Wochen musste die berühmte Statue auf dem Kolinbrunnen zur Restaurierung gegeben werden. Beim Abtransport stellte sich heraus: Es war höchste Zeit. Denn er hat mehr als die Delle am Helm.

  • Bevor die Kolinfigur restauriert wird, analysiert Restaurator Vitus Wey sie genau. (Bild Stefan Kaiser)
    Bevor die Kolinfigur restauriert wird, analysiert Restaurator Vitus Wey sie genau. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Seit über 400 Jahren soll die Kolinfigur über den Platz wachen, der nach ihr benannt ist: 1541 ist die Jahreszahl, die sich um die Entstehung des Brunnens rankt. Solche beinahe mythischen Zahlen seien aber immer mit Vorsicht zu geniessen, warnt Restaurator Vitus Wey aus Sursee: «Wir haben zumindest keinen Hinweis darauf gefunden, dass die Figur jemals kopiert wurde.» Der Fachmann kümmert sich derzeit in seinem Atelier um Kolin.

In vielen Fällen wäre eine Statue dieses Alters in ein Museum gebracht worden, sagt Wey weiter. So wäre sie vor der Witterung geschützt. Am alten Standort würde die Figur dann durch eine Kopie ersetzt werden. «Mit endgültiger Sicherheit lässt sich also nicht sagen, ob die Kolinfigur eine Kopie ist. Dafür müsste man Zeitreisen können», lacht er. «Man kann zwar den Stein datieren, dann wäre die Statue aber mehrere Millionen Jahre alt.»

Auf der Brunnensäule hatte der Stadtpatron kleiner ausgesehen. Nun, wie er da bei Wey im Atelier liegt, ist er lebensgross. Vor allem am Schild bröseln das Blattgold und die Farbe ab, aber der Zahn der Zeit nagt auch an der Figur. Am Helm beispielsweise ist eine kleine Delle. «Wir haben den richtigen Zeitpunkt gewählt, die Figur herunterzunehmen», sagt Wey.

Eine böse Überraschung

Beim Entfernen der Statue stellte sich zudem heraus: Die Fussfesseln waren durchgehend gerissen, der Stadtpatron stand noch lose auf der Plinthe. Nur eine Eisenstange hinter der Figur stützte sie noch. «Hätte sich ein übermütiger Bursche auf die Statue gewagt, hätte sie sogar herunterfallen können. Vor einigen Jahren ist genau das in Luzern passiert, leider bezahlte der junge Mann seine unüberlegte Tat mit dem Leben», erzählt Wey. Er und weitere Spezialisten sind nun daran, die Zusammensetzung der Farbfassung von Kolin zu analysieren. Diese schützt den Sandstein nämlich vor Wind und Wetter. Heuer haben Wey und die Denkmalpflege festgestellt, dass die Fassung bereits an einigen Stellen nachgelassen hatte und der Stein Schaden nahm.

Erwähnt wird die Brunnenstatue übrigens erstmals im Ratsprotokoll von 1688. Dort ist aber auch nur von einem «daruff stehenden Mann» die Rede. Wann der Kolinbrunnen seinen heutigen Namen erhielt, ist auch nicht bekannt. Es wird vermutet, dass die Figur dem Brunnen und dem Platz auch ihren Namen gab: Welcher Herr Kolin auf der Brunnensäule steht, ist trotzdem unklar. Es könnte sich um den Zuger Feldherrn Peter Kolin handeln, oder es könnte der Erbauer des Gasthauses Ochsen, Wolfgang Kolin, sein.

Im Frühling kehrt er heim

Vitus Wey wird erst im neuen Jahr mit den Restaurierungsarbeiten beginnen. Er sucht derzeit mit der Denkmalpflege nach der besten Variante, um die Kolinfigur zu restaurieren. Danach wird der Stadtpatron noch lange auf dem Kolinplatz stehen können. Zwar zögerten Vertreter der Stadt Zug, der Denkmalpflege wie auch Vitus Wey lange die Entscheidung hinaus, den Kolinbrunnen als Erstes zu sanieren. «Im Nachhinein haben wir aber wahrscheinlich die richtige Entscheidung getroffen», sagt der Restaurator.

Auch der Schwarzmaurerbrunnen in Zug ist in kritischem Zustand. Das Brunnenbecken weist Risse auf, die noch näherer Untersuchung bedürften. Man weiss jedoch noch nicht, woher sie stammen. Der St.-OswaldsBrunnen bedarf ebenfalls einer Sanierung. «Der Zeitplan ist noch nicht definitiv», heisst es bei der Denkmalpflege. Zuerst soll die Restaurierung des Kolinbrunnens erfolgen, danach die Sanierung der anderen Brunnen. Wey jedenfalls ist zuversichtlich, dass der Kolinbrunnen im Frühling wieder in seiner vollen Pracht auf «seinem» Platz stehen wird. (Matthias Schmid)