Er erschafft eine eigene Welt

Brauchtum & Geschichte

,

Die grosse Krippenlandschaft in der Zugermatte steht. Dazu braucht es drei Tage, vier Angefressene und viel Durchhaltewillen.

  • Seit 1996 baut er grosse Krippen in der Zugermatte: Pasquale Cioffi in «seinem» Reich aus Häuschen, Tieren, Pflanzen und Figuren. (Bild Stefan Kaiser)
    Seit 1996 baut er grosse Krippen in der Zugermatte: Pasquale Cioffi in «seinem» Reich aus Häuschen, Tieren, Pflanzen und Figuren. (Bild Stefan Kaiser)

Baar – Rosanna Cioffi kniet in stabilen Schuhen, wetterfester Jacke, Regenhose und mit einer Wollmütze auf dem Kopf mitten in der Krippenlandschaft und rettet ein paar bunte Plastikfische aus dem Untergrund einer imposanten Felslandschaft. Es ist Montagabend, der 9. Dezember, und eigentlich steht die berühmte und beliebte Baarer Krippenlandschaft wie jedes Jahr seit dem 8. Dezember, seit Mariä Empfängnis, fix und fertig gebaut zur Besichtigung da.

Auch heuer sind einige neue Details hinzugekommen: ein Krippeli, das sich bewegen kann, zu sehen aber erst ab Heiligabend, sowie ein Leuchtturm, den Rosanna im Sommer gebaut hat. Und eben die kleinen Fischlein, auch sie sind mobil, und genau das war ihr vorläufiges Verhängnis und der Grund, weshalb Rosanna Cioffi nun bei eisigen Temperaturen inmitten der pittoresken Landschaft kniet und Hand an den Teich der Krippe legt. Das Wasser hat die gebürtige Italienerin abgelassen, eine schwarze Gummiplane ist zu sehen. So konnte Rosanna die Fische unter den Felsen hervorholen. Bald wird sie das Wasser wieder einfüllen, die Gummiplane wird verschwinden, aber dieses Mal die Fische hoffentlich nicht.

Nicht jeder Leim hält

In Süditalien, der Heimat von Rosanna Cioffi und Schwager Pasquale Cioffi, sind Krippenlandschaften Tradition. Allerdings stehen diese im südlichen Nachbarland nicht im Freien. Der Ehrgeiz von Rosanna und Pasquale, dem gesamten Quartier den Anblick einer solchen Landschaft zu bieten, kostet die beiden einiges an Arbeit und Experimentierwillen. So musste das Zweierteam, das vieles gemeinsam macht und doch ein paar Aufgaben gerne unter sich aufteilt, vor Jahren bald einmal feststellen, dass Krippenfiguren aus Ton rund einen Monat Kälte und Nässe nicht standhalten - heute sind die meisten Figuren deshalb aus Kunststoff. Auch die Marke des Leims musste Rosanna mehrmals wechseln, war dieser nicht wasserfest, hielt er gerade mal eine Woche.

Begeisterung ist der Lehrmeister

Während Pasquale Cioffi sich um die gesamte Elektrik kümmert - schliesslich ist die Krippe mit beinahe 40 Häusern täglich von 16.30 Uhr abends bis 1 Uhr nachts und dann wieder von 6 bis 8 Uhr morgens beleuchtet -, kümmert sich Rosanna um Häuschen, Tiere und Figuren. Den richtigen Umgang mit Holz, Leim, Nägeln und Säge hat sie sich selber angeeignet - die Begeisterung war der Lehrmeister. In den Häuschen sind Figuren und Möbel fest angebracht, und natürlich sind sie allesamt verkabelt und werden schlussendlich an ein und derselben Steckdose angeschlossen. Jede Figur hat einen Motor und bewegt sich so rund um die Uhr, vom 8. Dezember bis zum Dreikönigstag.

Und während Pasquale und Rosanna die ständige Arbeit an der Krippe - das Erstellen neuer Häuser oder auch das Reparieren alter kurz nach Weihnachten - unter sich aufteilen, erfordert der dreitägige Aufbau jedes Jahr den Einsatz von vier Personen. Hier legen sich jeweils noch der Mann von Rosanna und der Bruder Pasquales ins Zeug sowie ein Bekannter. Und womit wird begonnen? «Zuerst wird etwas Erde für den See ausgehoben», erzählt Rosanna. «Die Plane wird ausgelegt, das Wasser wird eingelassen. Dann kommt die Elektrik, anschliessend formieren wir die Häuser, das geht Hand in Hand.» Zuletzt setze man die Figuren und die Tiere, die sich zwischen den Häusern aufhalten, an geeignete Plätze.

Kein Moos, dafür Tannenzweige

Immer wieder heisst es, flexibel zu sein: Weil dieses Jahr kein Moos zur Verfügung stand - «das war eingefroren», so Rosanna -, behalfen sich die Krippenbauer mit Tannenzweigen und Holzschnitzeln zur allgemeinen Dekoration. Die Kieselsteine für die vielen Wege gab es jedoch wie gehabt. Nun können sie kommen, die Bewunderer der Baarer Krippe, neue wie alte. Im letzten Jahr seien gar Betrachter aus dem Tessin angereist, so die Cioffis. Und Pasquale Cioffi erzählt: «Die Leute fragen uns jeweils schon im November, ob es die Krippe auch sicher wieder gibt.» (Susanne Holz)