Eine unvergessliche Reise
Musik
Der Kirchenchor St. Martin hat sich aufgemacht nach Müstair. Dort erwarteten ihn ein abwechslungsreiches Programm und kulinarische Höhenflüge.
Baar – Der Ausflug des Kirchenchors St. Martin vom 13./14. September schien nicht unter einem guten Stern zu stehen. Tiefe Wolken hingen über der Innerschweiz, und aus dem Nebel nieselte es, als wir auf dem Bahnhofplatz in Baar in Wendelin Murers Bus einstiegen. Doch am Walensee hörte das Nieseln auf, und im Sarganser Rheintal meinten einige Optimisten sogar schon blaue Flecken am Himmel zu erkennen.
Zuerst ging es in Richtung Vorarlberg: In der Probstei St. Gerold besuchten wir den bekanntesten Schweizer Sakralmaler des 20. Jahrhunderts, Ferdinand Gehr. Er ist hier nicht nur beerdigt, sondern er hatte hier im Jahre 1966 lange bevor er in Oberwil «umstrittene» Berühmtheit erlangte – ein Altarbild mit dem Thema der Menschwerdung Christi gemalt. Nach einer kurzen Kaffeepause ging es weiter in Richtung Arlberg und hinunter nach Landeck, wo wir uns dann in Richtung Süden dem Reschenpass zuwandten. In Reschen wurden wir im Hotel Edelweiss von Familie Raffeiner kulinarisch verwöhnt.
Ein grosses Fest
Die Weiterfahrt Richtung Val Müstair war ein Hochgenuss. Die rund um das mittelalterliche Städtchen Glurns gelegenen Apfelplantagen, die typisch für das Vinschgau sind, erinnerten mit ihren schwer beladenen Bäumen an den Garten Eden, und niemand wäre verwundert gewesen, wenn man plötzlich die Urmutter Eva beim Stibitzen eines Apfels hätte beobachten können. Bei unserer Ankunft in Müstair war das ganze Dorf mit seinen 760 Einwohnern auf den Beinen, eine Blasmusik spielte, und die Dorfstrasse war mit Festtischen und Bänken belegt. Die grosse Zahl von geschmückten Kühen verriet uns aber rasch, dass wohl nicht der Kirchenchor Baar, sondern das Fest «da la schargiada d Alp Mora» gefeiert wurde, der Alpabzug.
Wir begaben uns schnurstracks ins Kloster, wo eine spannende Führung auf uns wartete. Die Kirche «Son Jon» und das Kloster, welche von Karl dem Grossen gegründet wurden, sind mehr als 1200 Jahre alt und gehören seit 1983 zum Unesco-Weltkulturerbe. Nach der Führung konnten wir unsere Zimmer beziehen, und am Abend wartete im Hotel Münsterhof ein karolingisches Menü auf uns. Wer Honigwein, Taboulé und Pastinaken gern hat, der kam auf seine Rechnung. Anschliessend konnte unsere Jass-Abteilung noch ihrem Hobby frönen.
Top organisiert
Am Sonntagmorgen begrüsste uns ein wolkenloser Himmel. Die Morgensonne animierte unseren Dirigenten, die Vorprobe unter freiem Himmel abzuhalten. Um 10 Uhr durften wir mit den Nonnen und einer grossen Zahl von Einheimischen einen sehr beeindruckenden Gottesdienst feiern. Höhepunkt war zweifellos die ausgezeichnete Predigt von Pater Gregor, die schon für sich allein einen Besuch in Müstair wert gewesen wäre. Das Mittagessen erwartete uns in dem unweit von der Kirche liegenden Hotel Chavalatsch (Rössli). Das Essen wurde zum kulinarischen Höhepunkt der Reise. Der Salat aus dem eigenen Garten, das hausgemachte Salsiz-Carpaccio und die Capuns liessen keine Wünsche offen. Doch bald schon rief die fortgeschrittene Zeit zum Aufbruch. Über Ofen- und Flüelapass ging es nach Jenins, wo wir uns im Landgasthof zur Bündte bei herrlicher Aussicht – noch mit Kaffee oder kalten Getränken für den Rest der Heimfahrt stärken konnten. Um 19 Uhr erreichten wir – beglückt von einer wunderschönen und top organisierten Reise – den Bahnhof Baar.
FÜR DEN KIRCHENCHOR ST. MARTIN BAAR:
PETER BELLWALD