Kinderliederbuch lehnt sich an Klassiker an

Literatur & Gesellschaft, Musik

,

Die Kinderliederautorin Stephanie Jakobi-Murer aus Hünenberg hat ein neues, reich bebildertes Kinderliederbuch herausgegeben und es mit einem Projektchor der Musikschule Hünenberg lustvoll vertont. Die Illustrationen dazu gestaltete Mónica Verena Keusch aus Oberwil.

  • Stephanie Jakobi-Murer (links) und Mónica Verena Keusch sind die Schöpferinnen des neuen Kinderliederbuchs «Sing au du!». (Bild Maria Schmid)
    Stephanie Jakobi-Murer (links) und Mónica Verena Keusch sind die Schöpferinnen des neuen Kinderliederbuchs «Sing au du!». (Bild Maria Schmid)

Hünenberg – Obschon die Auswahl des Liedguts komplett verschieden ist und auch die Illustrierung sich inhaltlich und stilistisch unterscheidet, ist das neue Kinderliederbuch «Sing au du!» in Anlehnung an den Klassiker «Chömed Chinde, mir wänd singe» aus dem Jahr 1947 entstanden, das der Schweizer 60-Plus-Generation aus Schultagen noch in lebhafter Erinnerung sein dürfte.

«Ich bekam den Auftrag des Musik Hug Verlags, eine Nachfolge des Klassikers zu entwerfen», erzählt die Musikpädagogin und Kinderliederautorin Stephanie Jakobi-Murer aus Hünenberg. Sie kontaktierte die Künstlerin und Kinderbuchautorin Mónica Verena Keusch aus Oberwil, mit der sie bereits bei ihrem früheren Werk «Chindsgi-Hits» zusammengearbeitet hatte. «Ich dachte mir, sie wäre genau die Richtige für die Illustrierung.»

Die ehemalige Heil- und Theaterpädagogin war hocherfreut über das Angebot, und die beiden machten sich an die Arbeit. Über die vergangenen eineinhalb Jahre ist ein farbenfrohes Lieder-Bilderbuch mit CD entstanden, das nicht nur zum Hören und Nachsingen, sondern auch zum Betrachten und Entdecken einlädt. Denn die kunstvollen, originellen Bilder haben eine starke Ausstrahlung und geben immer wieder neue Details preis.

Im Zentrum steht der Birnbaum

Ein Birnbaum in voller Blüte ziert das Titelbild des alten Buches. Davor sitzen Kinder, die einer vorlesenden Erwachsenen lauschen. Das Bild ist in naturalistischem Stil gehalten, der sich auch im Buchinneren fortsetzt. Das Motiv des blühenden Birnbaums nimmt Mónica Verena Keusch in das neue Frontbild auf, ebenso wie die Bank, die darunter steht. Die Kinder jedoch malt sie beim gemeinsamen Spiel. Auch Tiere haben ihren Platz. Auf der Bank sitzt eine selbstvergessene Gitarrespielerin. Im Buchinnern gibt es kein zufälliges Bild. Die Künstlerin setzt Textinhalt und Stimmung jedes Liedes in originelle mit kräftigen Farben kolorierte Motive um. Dabei werden Liedtexte und Noten nicht nur ins Bild einbezogen, sondern liebevoll umrahmt, bisweilen sogar förmlich inszeniert.

So grinst einem etwa die wilde Wetterhexe mit Besen und Rabe von der linken unteren Bildseite schalkhaft entgegen, während sie ihre hellen Blitze quer über das Blatt mitten in den rechts oben abgedruckten Liedtext hinein schmettert. Mónica Verena Keusch verwendet flüssige Aquarellfarben und Tusche. Ihr Stil ist klar, direkt und humorvoll pointiert, die Charakterfiguren wirken originell und sympathisch. Es sind Szenen aus dem Leben, die ans Herz gehen und gute Stimmung verbreiten.

Häufig sind die Hintergrundflächen in einer oder mehreren geschmackvoll aufeinander abgestimmten Farben gehalten, die mit Effekten und Marmorierungen angereichert sind. «Ich habe eine eigene kleine Hexenküche in meinem Atelier», erzählt die Künstlerin geheimnisvoll. Dort experimentiere sie mit allerlei meist natürlichen Werkstoffen, die eben jene besonderen Effekte aufs Blatt zaubern.

Die Bilder inszenieren die Liedtexte

Obschon die Bilder eine grosse Vielfalt an Details aufweisen und als eigenständige Kunstwerke funktionieren, achtete Keusch sorgfältig darauf, die Liedtexte nicht an den Rand zu drängen. Das erforderte eine minutiöse Planung. «Ich wusste genau, wo die Texte und Noten stehen und wie viel Platz sie einnehmen würden, sodass ich um sie herum malen konnte.» Ausser eben, wenn der Blitz die Noten trifft oder es still und sanft über die Texte hinweg schneit. Bei der Zusammenstellung der Seiten liessen sich die beiden Künstlerinnen einerseits von den Jahreszeiten leiten, andererseits achteten sie darauf, dass die Lieder auf einer Doppelseite thematisch zusammen passten und sich ruhige mit temperamentvollen Stücken abwechselten.

Lieder im Selbststudium erlernt

Stephanie Jakobi-Murer wählte eine ganz neue Kollektion von Liedern aus. «Einige habe ich selbst geschrieben. Zudem sind Stücke aktueller Schweizer Komponisten wie Andrew Bond, Caroline Graf oder Linard Bardill dabei, aber auch schöne alte Klassiker, die man nicht vergessen sollte.» Sprechverse wie «E Huet, e Stock, e Rägeschirm» oder «Liirum, Laarum, Löffelschtiil», ergänzen das Programm.

Insgesamt umfasst das Buch eine Sammlung von 51 Mundartliedern, welche die Pädagogin mit einem Projektchor, bestehend aus 36 Mitgliedern des von ihr geleiteten Kinderchors der Musikschule Hünenberg, einstudierte und aufnahm. Jedem Buch liegt eine Musik-CD bei. Begleitet werden die Kinder von verschiedenen Musikern, wobei auch eigenwillige Klangkörper wie Flaschen zum Einsatz kommen.

Das Projekt startete im Herbst 2020. «In dieser Zeit konnten wir aber wegen der Pandemie keine Proben durchführen.» Also instruierte die Chorleiterin die sieben- bis zehnjährigen Kinder über digitale Kanäle, sodass jedes zu Hause selbstständig seine Gesangsübungen machen und die Lieder einstudieren konnte. «Ich glaube, sie schätzten diese Beschäftigung während des Lockdowns.» Ab April 2021 führte Jakobi dann Proben in kleineren Gruppen durch. «Ich war überrascht, wie gut sich die Kinder vorbereitet hatten», erzählt sie. Manchmal hätten auch sie Anregungen gegeben, die Jakobi teilweise habe einfliessen lassen.

Es sei dies nicht in erster Linie ein didaktisches Werk für die Schule, sondern eher als wertvoller, beständiger Begleiter für Eltern und ihre Kinder gedacht. «Kinder sollten mit schöner Musik und Bildern aufwachsen können.» (Text von Cornelia Bisch)

Hinweis: Das Buch ist ab sofort im Buchhandel erhältlich.