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Die reformierte Kirche organisiert einen Pfingstgarten. Das Projekt hat einen erfolgreichen Vorgänger.
Hünenberg – «Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende», dachte sich die reformierte Pfarrerin Aline Kellenberger aus Hünenberg, nachdem sie vor zwei Jahren mit ihrem Team den Ostergarten auf die Beine gestellt hatte. Denn das Projekt war äusserst erfolgreich: Der Rundgang im reformierten Kirchenzentrum, bei dem sowohl Kinder als auch Erwachsene die Passions- und Ostergeschichte erfahren und erleben konnten, fand grossen Anklang. So entschloss sich Aline Kellenberger, eine Fortsetzung der erfolgreichen Idee in Angriff zu nehmen. Zwei Jahre später ist es nun so weit: Die reformierte Kirche Hünenberg hat einen Pfingstgarten. Am Sonntag wird der Themenpark offiziell eröffnet.
«Eine Weltneuheit»
Gestützt auf die nachösterlichen Bibeltexte hat Aline Kellenberger den Rundgang konzipiert. Dafür hat sie einiges an Zeit gebraucht. Denn anders als beim Ostergarten existierte für den Pfingstgarten kein bestehendes Material für die Vorbereitung. «Unser Projekt ist quasi eine Weltneuheit», sagt die engagierte Pfarrerin nicht ohne Stolz. Vom Aufbau her sei der Pfingstgarten allerdings ähnlich wie der Ostergarten.
An sechs Stationen in den Räumlichkeiten des Kirchenzentrums können die Besucher erleben, wie die Geschichte von Jesus und seinen Jüngern nach Ostern weitergegangen ist. «Die Stationen knüpfen an den Ostergarten an», erklärt Kellenberger. So beginnt der Rundgang mit dem leeren Grab Jesu dort, wo drei Frauen von einem Engel erfahren haben, dass Christus auferstanden ist. Im Anschluss wird die Geschichte der beiden Emmaus-Jünger erzählt: Zwei Gläubige begegnen dem auferstandenen Jesus, zunächst ohne ihn zu erkennen.
Auch die Schlüsselstelle der Pfingsterzählung hat ihren Platz im Rundgang: Von heftigem Wind, Rauschen und Feuer begleitet, erscheint der Heilige Geist den versammelten Jüngern und gibt ihnen Kraft, in die Fussstapfen von Jesus zu treten. «Dabei gibt es durchaus etwas Action», verrät Aline Kellenberger. Die Verantwortlichen haben sich nämlich einige spezielle Effekte einfallen lassen. Im letzten Teil betritt der Besucher einen Raum mit Porträts, die verschiedene Persönlichkeiten vom Ordensbruder Franz von Assisi über den Theologen und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer bis hin zur Menschenrechtsaktivistin Rigoberta Menchù zeigen. «Damit schlagen wir die Brücke in die heutige Zeit», erklärt die Organisatorin. Es seien alles Leute, die sich – in der Nachfolge Jesu – begeistern liessen und sich für das Gute eingesetzt haben oder dies bis zum heutigen Tag tun. «Die Jüngerinnen und Jünger haben andere mit ihrer Begeisterung angesteckt. Wir wollen den Besuchern weitergeben, dass dieses Feuer bis heute nicht erloschen ist», so Kellenberger.
Am Pfingstgarten haben rund 20 Personen mitgewirkt. Während einer Woche haben die Verantwortlichen den Rundgang aufgebaut. Fünf Personen, unter ihnen Aline Kellenberger, kümmern sich um die Führungen, die rund 40 Minuten dauern. «Wir bieten 50 Führungen an», sagt die Pfarrerin. Die Hälfte davon seien für Schulklassen. Erste Führungen für Schüler hätten bereits stattgefunden. Sich anzumelden, ist aber nicht zwingend nötig: Man kann auch spontan vorbeigehen. Es könne sein, dass man dann kurz warten müsse, sagt die Pfarrerin. Das sei aber kein Problem: «Wir haben ein Bistro, eine Lese- und eine Malecke eingerichtet.»
Idee aus Deutschland
Jetzt gilt es, dem Pfingstgarten noch den letzten Schliff zu geben und die Stationen für die offizielle Eröffnung am Sonntag zu wappnen. «Wir freuen uns sehr und sind gespannt, wie der neue Garten ankommt», sagt Aline Kellenberger.
Die Idee des Ostergartens stammt ursprünglich aus Deutschland. Was 1999 in einer badischen Pfarrei begann, wurde zu einer Erfolgsgeschichte. Immer mehr Pfarreien übernahmen das Konzept, das schliesslich auch in der Schweiz Anklang fand. Im Kanton Zug liess sich auch Menzingen von der Idee inspirieren: Im letzten Jahr veranstalteten die reformierte und die katholische Kirche gemeinsam einen ökumenischen Ostergarten. (Rahel Hug)
HinweisDer Pfingstgarten kann vom 25. Mai bis zum 9. Juni besucht werden. Weitere Informationen unter www.ref-zug.ch/huenenberg