Ein Chlaus wie aus dem Bilderbuch

Brauchtum & Geschichte

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Schon bald ist Gebhard Herger wieder als Samichlaus unterwegs - ein ersehnter Nachfolger ist noch nicht in Sicht.

  • Bei der Kostümanprobe: Gebhard Herger erhält Hilfe von seiner Mutter Petronilla. (Bild Christof Borner-Keller)
    Bei der Kostümanprobe: Gebhard Herger erhält Hilfe von seiner Mutter Petronilla. (Bild Christof Borner-Keller)

Rotkreuz – Jetzt noch die Bischofsmütze auf den Kopf - fertig. Gebhard Herger (51) hat sich in einen waschechten Samichlaus verwandelt. «Ich bin kein amerikanischer Santa Claus - ich bin der St. Nikolaus, der Bischof», betont der Mann mit der imposanten Postur. «Es ist uns wichtig, dass wir die traditionelle Figur des St. Nikolaus pflegen.» Mit «wir» meint er die Klausengesellschaft Rotkreuz und Umgebung, die 1967 offiziell gegründet wurde. Schon vorher fand in Rotkreuz der erste Samichlausumzug statt - nun geht dieser immer am ersten Samstag im Dezember über die Bühne: in diesem Jahr am 7. Dezember. Vorher gibt es den Altersnachmittag (28. November im Zentrum Dorfmatt) - bei dem alle Pensionäre ein liebevoll gestaltetes und mit Leckereien gefülltes Chlaussäckli erhalten. Zusätzlich gibt es eine Flasche Wein. Auf Familienbesuch geht der Samichlaus der Klausengesellschaft nicht. Hinter all diesen Veranstaltungen steckt die Klausengesellschaft Rotkreuz und Umgebung, die etwa 130 Mitglieder hat; davon sind 35 Aktive.

Wohnung als «Samichlaus-Zentrale»

Eine tragende Rolle nimmt dabei Gebhard Herger ein. Seit rund zwölf Jahren zieht er sich den roten Umhang um und verdeckt sich das Gesicht mit einem weissen buschigen Bart. Das hat sozusagen Familientradition: Denn schon sein inzwischen verstorbener Vater Melven Herger mimte mit viel Herzblut den Rotkreuzer St. Nikolaus. Für ein akkurat gebügeltes Gewand sorgt seit Jahren Petronilla Herger (75), die im Dorf inzwischen als «Chlausemuetter» bekannt ist. «Mein Mann war mit so viel Leidenschaft dabei, dass ich auch in die Geschichte mit dem Samichlaus gerutscht bin», sagt sie mit einem Lächeln. Mit ihren Freundinnen füllt sie jeweils die Chlaussäckli für den Altersnachmittag. Zudem ist die Wohnung von Petronilla Herger sozusagen die «Samichlaus-Zentrale» geworden - hier ziehen sich vor dem Umzug nämlich auch die Schmutzli um.

Gesucht: Ein Mannsbild

Gebhard Herger ist der einzige Samichlaus der Rotkreuzer Klausengesellschaft. «Ich habe also eine grosse Verantwortung. Krankmachen kann ich nicht», sagt er mit einem schelmischen Lächeln. Eigentlich wäre er langsam froh, wenn ein Nachfolger kommen würde - ein solcher ist aber nicht in Sicht. «Man muss sich zur Klausenzeit rund zwei Wochen lang Zeit nehmen», sagt Herger, «viele sind aber nicht mehr längerfristig für diesen freiwilligen Einsatz zu motivieren.» Wie sollte er sein, der perfekte Nachfolger? «Ein Mannsbild - eine kleine, hagere Person ist dafür nicht geeignet», betont die «Chlausemuetter». Ein guter Samichlaus müsse zudem gerne auf die Leute zugehen und auch gerne Gespräche führen. «Die alten Leute sind meist schon so glücklich, wenn der Samichlaus mit ihnen spricht. Viel muss man da gar nicht machen.» Er sei ein lieber St. Nikolaus. «Der Samichlaus ist nicht dazu da, Erziehungsarbeit für die Kinder zu vollziehen, die während des Jahres verpasst wurde.» Mit den Kindern gebe es schöne Begegnungen. «Öfters bekomme ich von den Kleinen die Nuggis geschenkt.» Auch treffe er auf Kinder, die zunächst schüchtern oder verängstigt auf ihn reagieren. «Dann ist es wichtig, die richtigen Worte zu finden, damit sie nicht Angst vor dem Samichlaus haben.» (Luc Müller)

 

Job und Familie kommen zuerst

NACHWUCHSSORGE UC. Bei Verein St. Nikolaus Guthirt Zug sind derzeit fünf Nikoläuse dabei. «Es wird aber immer schwieriger, Nachwuchs zu finden. Das Durchschnittsalter der Samichläuse liegt bei rund 65 Jahre», sagt Franz Matzig, der selbst als St. Nikolaus unterwegs ist. Auch bei den Schmutzli, die meist im Alter zwischen 25 bis 30 Jahre alt sind, werde es schwieriger. «In dem Alter haben sie andere Interessen.» Vom 1. bis 8. Dezember besuchen sie jeweils am Abend viele Familien.

Nachwuchssorgen bei den Schmutzli kennt auch die Klausengesellschaft Rotkreuz und Umgebung: «Es wird extrem schwierig, Leute zu finden. Viele sind im Job stark engagiert und haben auch noch eine Familie», betont Präsident Pirmin Achermann.

Genügend Personal findet im Gegensatz dazu die St.-Niklaus-Gesellschaft der Stadt Zug: «Wir haben sieben Personen, die den Samichlaus mimen. Zudem haben wir noch Stellvertreter im Hintergrund, die jederzeit einspringen könnten», sagt Präsident Thomas Betschart. Jeder Samichlaus besucht bis zu 25 Familien zwischen dem 2. und 7. Dezember - begleitet von zwei bis drei Schmutzli.