Gänsehaut-Geschichten aus der Zuger Altstadt

Brauchtum & Geschichte

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Einer Tour setzt sich mit Sagen auseinander – manche davon nehmen Bezug auf reale Unglücksfälle.

Zug – «Mit den Zuger Stadthexen war nicht zu spassen», sagt Maria Greco. Die Geschichtenerzählerin hat kürzlich durch die Altstadt des Kantonshauptorts geführt, um Sagen zu erläutern. Wie die der Zugerin Lissi Bossi, die mit bürgerlichem Namen Elisabeth Bosshard hiess. Sie habe Zugerinnen und Zugern den Erzählungen zufolge als Brandstifterin eingeheizt. Bereits wenige Jahre später geisterte Bossi als Sagengestalt herum – als Hexe. Im 17. Jahrhundert waren Hexenverbrennungen gang und gäbe. Der Kanton Zug, der bei diesem Treiben eifrig mitmachte, richtete die letzte Hexe im Jahr 1939 hin. Die Zuger Gefangenen wurden im «Cheibeturm» gefoltert. Den Sagen zufolge blieben auch Kinder nicht verschont. Eine 9-Jährige, die der Hexerei bezichtigt wurde, entkam der Hinrichtung auf der Richtstätte im Schutzengel nur knapp.

Auch im Zugersee ist einiges los

Darüber hinaus spukte es laut mehreren Sagen auch in den Tiefen des Zugersees. Gemäss Erzählungen soll sich im Zuger Seebecken ein kleines Unterwasserdorf befunden haben. «Der Wasserkönig hatte ein wunderschönes Töchterli», schwärmt Maria Greco während der Führung. Dieses schwamm jeweils vom Seevolk weg und bespitzelte die Landbewohner vom Ufer aus. Eines Tages erblickte die junge Königstochter einen attraktiven Herrn: der Sohn des Zuger Stadtschreibers. Aus einer anfänglichen Liaison wurde kurze Zeit später ernst. «Eine Hochzeit durfte jedoch nur unter einer Bedingung vollzogen werden», erklärt Maria Greco, «der junge Bursche soll ins Unterwasserdorf ziehen.» Daraufhin verabreichte die Königstochter ihrem Gatten einen Zaubertrank, der ermöglichte, unter Wasser zu atmen. Nach der Hochzeit und einigen Jahren unter Wasser plagte den Sohn des Stadtschreibers schreckliches Heimweh nach der Altstadt. Also sorgte die Königstochter für ein Unglück, das real ist: In der Nacht vom 4. Auf den 5. März 1435 zog ein Unwetter über die Zuger Altstadt und riss die unterste Häuserreihe, die nahe dem Landsgemeindeplatz erbaut wurden, in den See.

Auch um den Zytturm ranken sich Erzählungen. Im so­genannten Föhnrichterstübli im obersten Stock wurde nach möglichen Unwettern Ausschau gehalten. Einer Sage zufolge befielen Ratten das Stübli. Da hatte ein Kunstschüler, der auf der Durchreise war, eine Idee: Eine grosse, schwarze Ratte an die Stelle des Eindringens zu malen, um die Tiere zu erschrecken. Die Zytturm-Wächter spotteten zunächst über die Idee. Nach weiteren Rattenplagen zeichneten sie schliesslich dennoch eine grosse schwarze Ratte an das kleine Loch. Wie bei einem Hexenwerk war die Plage überwunden. Die Zeichnung der Ratte weilt bis heute an der Wand des Zytturms: über dem Bogen auf dem Fenstersims. (Jasmin Maier)