Dreckiger Sound unter klarem Himmel

Musik

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Zum achten Mal hiess es am Zuger Hafen wieder «Rock the Docks». Das Publikum folgte diesem Aufruf und feierte bis spät in die Nacht hinein.

  • Begeisterten Jung und Alt und brachten das Publikum am Zuger Hafen zum Tanzen: die Baarer Rapper von Fratelli-B (grosses Bild oben und kleines Bild unten rechts) und die Zuger Punkband Frontal (unten links). (Bilder Werner Schelbert)
    Begeisterten Jung und Alt und brachten das Publikum am Zuger Hafen zum Tanzen: die Baarer Rapper von Fratelli-B (grosses Bild oben und kleines Bild unten rechts) und die Zuger Punkband Frontal (unten links). (Bilder Werner Schelbert)

Zug – «Das Gefühl, hier auf der Bühne zu stehen, kann man sich nicht vorstellen. Du bekommst eine Riesen-Energie», so Allan Murphy von der Band Gracchus. Am frühen Freitagabend heizt Gracchus mit Heavy Rock die Zuger Bevölkerung an. Ein «heisser, lauter und verschwitzter, aber cooler Auftritt», ergänzt Marcel Bütikofer von Gracchus, um zu beschreiben, wie sich ein Abend am Rock the Docks in etwa anfühlt.

«Wie eine grosse Familie»

Mit fast 20 Bands wurde an diesem Wochenende einiges für musikbegeisterte Ohren geboten. So konnte auf zwei Bühnen am Zuger Hafen bereits zum achten Mal ein abwechslungsreiches Programm genossen werden. Internationale Headliner wie Liptease aus Holland, die am Freitagabend schlussendlich auch die letzten Leute zum Tanzen brachten, oder die Band Cuban Beats Allstars am Samstag gaben ihren Sound zum Besten. Insbesondere werden aber am charmanten Gratis-Open-Air lokale Zuger Bands, die ehrlichen und harten Punk-Rock bieten, gefördert. Auch Rap von Fratelli-B findet Platz.

So tobt die Menge auch am Samstagabend, als mit dem Song «Mini Stadt?», die «kastrierte Zuger Kultur» angeprangert wird – um es in den Worten von Dino Orpheus Sabanovic auszudrücken, welcher durch den Abend führt. «Für mich ist das Rock the Docks wie eine grosse Familie. Die Helfer kommen und geben alles, haben aber am wenigsten davon. Das ist unglaublich», meint er begeistert und betont: «Diese Leute braucht es, damit die Kultur nicht stirbt und solche Events möglich sind.»

Skatecontest und Sprayer

Trotz Street Parade oder Zürich Open Air im Nachbarkanton, die Besucher auf der Wiese neben der Chamer­strasse blieben nicht aus. Dafür sorgte wohl auch das Wetterglück. Kein Wölkchen stand am Himmel, und angenehm warm war es, fast zu warm. Für Erfrischung sorgten kühle Getränke an der Rock-the-Docks-Bar oder der Galvanik-Bar.

«Als ich jünger war, kam ich hierher, um zu trinken», erzählt Yvo Schraner schmunzelnd, «aber jetzt bin ich hier, um zu geniessen, die Musik ist genial.» Das Rahmenprogramm sorgte bereits am Nachmittag für Unterhaltung. Ein Skatecontest am Samstag oder Sprayer, die live Graffiti-Kunst vorführen – für Neugierige liess sich einiges entdecken.

«Es sind so viele Leute aus verschiedenen Kantonen dabei. Sonst ist die Skateanlage leer, aber heute ist hier richtig was los», meint Lou Burk, der nach seinem ersten Run auf die zweite Runde wartet. «In der letzten Runde will ich alle Tricks stehen», kündigt er an und packt entschlossen sein Skateboard. Je später der Abend wurde, desto mehr füllte sich das Siehbach-Areal. Die Band Lyvten sang über Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten, und erntete dank ihrem Postpunk-Rhythmus Applaus. Jung bis Alt bewegte sich zu den eher wieder melodiös anmutenden Songs von «The Vibes». Das Publikum verstand die Aufforderung «Rock the Docks» und setzte sie um. Zur dunklen Stunde erstrahlte gar der Siehbachsaal in neuem Licht, dank Projektionen von «Rec.design».

Ausklingen am Sonntag

«Wir sind sehr glücklich. In diesem Jahr hat bis jetzt alles geklappt. Und der Aufbau hat noch nie so schnell funktioniert», sagt Eila Bredehöft, Leiterin des Rock the Docks, begeistert. Sie betont, dass sehr viele Helfer jedes Jahr freiwillig kämen und sich mittlerweile eine Routine eingestellt habe, die alles erleichtere. «So machts einfach Spass. Zusätzlich ist in diesem Jahr das Wetter traumhaft», ergänzt sie, um dann sogleich wieder Backstage abzutauchen, um anfallende Anfragen zu organisieren.

«Die Stimmung ist super, und das Open Air ist sehr gut organisiert. Und dann ist es noch gratis», sagt Yael Fischer begeistert. Und wer am Samstag nach der letzten Band noch nicht genug gefeiert hatte, fuhr mit dem Gratis-Shuttlebus an die Afterparty in der Galvanik Zug. Der Sonntag, der letzte Tag des kleinen Open Airs, stand dann ganz im Zeichen eines gemütlichen Rahmenprogramms und akustischen Platzkonzerten. So liess sich das sommerliche Wochenende am Zuger Hafen bei Sonnenschein wunderbar ausklingen. (Carina Blaser)