Trotz Einschränkung bezaubernder Mozart

Musik

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Als eines der ersten Klassik-Ensembles haben sich die Kammer Solisten Zug wieder an die Öffentlichkeit gewagt.

  • Wegen des Coronavirus blieben zahlreiche Plätze bei den Aufführungen unbesetzt. (Bild Stefan Kaiser)
    Wegen des Coronavirus blieben zahlreiche Plätze bei den Aufführungen unbesetzt. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Jede zweite Sitzreihe in der Gut-Hirt-Kirche war gesperrt. Weisse Punkte sorgten dafür, dass die berühmten 2-Meter-Abstände konsequent eingehalten wurden und nur maximal 100 Leute Platz fanden. Um trotzdem einigermassen das ganze Stammpublikum zu erreichen, erklang das Programm an beiden Aufführungstagen je zwei Mal, was gerade bei Bläsern enorme Anforderungen an das Durchhaltevermögen stellt. Dem fiel leider auch der informative und beim Publikum beliebte «Auftakt» zum Opfer.

Das Programm orientierte sich an der weltbekannten «Zauberflöte»-Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Genau genommen hörte man aber die Komposition des heute sonst weitgehend vergessenen Joseph Heidenreich (1753–1821), der die Oper auf die eingängigen Themen und Arien zusammenkürzte und sie gleichzeitig für ein Bläser-Ensemble spielbar machte. Solche Bearbeitungen gab es bis Ende 19. Jahrhundert zuhauf. Vor Radio, Schallplatte und CD war dies oft die einzige Möglichkeit, grosse Musikwerke mit vielen Mitwirkenden ausserhalb der Metropolen hörbar zu machen. Selbst ein Robert Schumann (1810–1856) kannte die Beethoven-Sinfonien nur von durchreisenden Pianisten aus dem Klavierauszug.

Technisch und musikalisch souverän

Auch der Textdichter Emanuel Schikaneder ist der Nachwelt nur durch die genialen Vertonungen Mozarts bekannt geblieben. «Tamino Mut, nah ist das Ziel...» lässt er ausrufen. Genau dies erhielt durch die Aufführungssituation brennende Aktualität. Erneut hatte der nimmermüde Hauptinitiant Stefan Buri ein in gleicher Weise technisch wie musikalisch souveränes Ensemble zusammengebracht: Alek Fester und Ann Cathrin Collin, Oboen, Etele Dosa und Filipa Nunes, Klarinetten, Jean-François Taillard und Diane Eaton, Hörner, Zoë Matthews, Fagott, sowie Darija Andzakovic, Kontrabass. Ob neu dazugekommen oder schon längere Zeit dabei: Das Ensemble fand ein sicheres und ausgewogenes Zusammenspiel. Einmal mehr überzeugte die tadellose Intonation – auf historisch nachgebauten Instrumenten alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Auch instrumental ein richtiger Mozart

Schon die Ouvertüre mit dem berühmten dreimaligen Akkord zeigte, dass Heidenreich glücklicherweise über genügend Selbstbescheidung verfügte, sodass die Grundstimmung doch ein «richtiger Mozart» blieb. Die Singstimmen in den Arien – unabhängig davon ob Frauen oder Männer – vertraute er meist der ersten Klarinette oder der ersten Oboe an, oft im engsten Wechselspiel zwischen den beiden Instrumenten. Insgesamt überwog eine dichte Instrumentierung, was manchmal Grenzen setzte im Bemühen, die eigentlichen Solostimmen klar und deutlich herauszuhören. Nur an wenigen Stellen beteiligten sich auch erstes Horn und erstes Fagott an der Thematik. Bei allen Stimmpaaren fiel auf, dass die zweiten Instrumente fast nur auf Begleitfunktionen beschränkt blieben.

Weiter geht es am 2. Oktober

Die 2-Meter-Regel und die weiteren Zulassungsbeschränkungen bewirkten einen relativ diskreten Applaus, viel schwächer, als er von der Gesamtleistung der Mitwirkenden her verdient gewesen wäre. Überraschend gut erschien die Akustik in der gezwungenermassen nur wenig besetzten Kirche: Die Einsätze erreichten das Publikum mit der von den Ausführenden gedachten Prägnanz, ohne dass sie ein übermässiger Nachhall verwischt hätte.

«Bald prangt den Morgen zu verkünden die Sonn auf goldener Bahn...» – auch dieses «Zauberflöte»-Zitat passte in die Situation. Am Ausgang wurden Prospekte verteilt mit der Konzertreihe ab 2. Oktober. Für diese hoffen Publikum und Interpreten wieder auf normale Bedingungen. (Jürg Röthlisberger)