Ein zahlreiches Publikum wollte Mozart und Beethoven hören

Musik

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Der grosse Saal der Ägerihalle füllte sich am Sonntag praktisch bis auf den letzten offiziell erlaubten Platz, um die drei Ausführenden Esther Hoppe, Violine, Veronica Hagen, Viola, und Clemens Hagen, Violoncello, zu hören.

Unterägeri – Die recht trockene Akustik ist für Laienvereine eigentlich ungünstig; den spieltechnisch in jeder Hinsicht souveränen Profis kam sie jedoch entgegen. Die klare rhythmische Gestaltung und die tadellose Intonation über alle dynamischen Abstufungen waren bis in die hintere Hälfte des Raumes problemlos nachvollziehbar.

Zwei in der Entstehungszeit sehr nahe beieinander liegende Werke wurden einander gegenübergestellt: Vor der Pause erklang Beethovens Serenade Opus 8 in D-Dur, und nachher folgte das Divertimento Es-Dur KV 563 von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Entstehungsgeschichte ist nur sehr unvollkommen bekannt; für beide Werke wird ein Auftraggeber mit konkreten Vorstellungen vermutet, sowohl was den inneren Gehalt sowie die Spieldauer und den technischen Schwierigkeitsgrad betrifft.

In der gebotenen Interpretation erschien die Serenade als eines der bedeutendsten Frühwerke des Komponisten, welches viel von dem vorausnahm, was bei Ludwig van Beethoven die mittlere und spätere Schaffensperiode auszeichnet: Die klassische Form blieb zwar gewahrt, sie wurde aber nach Stimmung und Spieldauer den kompositorischen Einfällen untergeordnet, orchestral vielleicht in dem Sinne, als es gelang, den ganzen Saal mit nur drei Mitwirkenden voll in den Bann zu ziehen, aber doch echte Kammermusik, welche die Bezüge zu grösserer Besetzung nur als Zitate verstand.

Divertimenti galten zu Mozarts Zeiten als zweitrangige Unterhaltungswerke gegenüber den Sinfonien. Kurze und abwechslungsreiche Sätze sollten auch ein nicht sehr sachverständiges Publikum bei Stimmung halten. Mit fast 50 Minuten Spieldauer schuf aber Mozart mit dem Es-Dur-Trio sein umfangreichstes Kammermusikwerk. Gewidmet war es einem Gönner, der sich offensichtlich in gleicher Weise als tüchtiger Hobby-Musiker wie mit seinen Abendgesellschaften als sehr ausdauernder Zuhörer auszeichnete.

Welten trennen darum KV 563 von früheren Divertimenti des gleichen Komponisten, nicht nur nach der Spieldauer, sondern auch nach der Kraft musikalischer Erfindung. Das Cello hat sich in der Zwischenzeit definitiv vom Generalbass gelöst, und an einzelnen Stellen wurde es sogar gegenüber Violine und Viola als Oberstimme geführt. Der prosaischere Teil: Kurz vor dem Divertimento entstanden die drei letzten heute weltberühmten Mozart-Sinfonien; in den letzten drei Lebensjahren entstanden mangels Auftraggeber keine Sinfonien mehr, und die Kammermusik war auch eine finanzielle Notwendigkeit. Gerade die Cellisten werden besonders bedauern, dass der frühe Tod Mozarts die Entstehung weiterer Meisterwerke für ihr Instrument abrupt beendete.

Spürbare Verbundenheit innerhalb des Ensembles

Esther Hoppe, Veronika Hagen und Clemens Hagen treffen sich regelmässig durch ihre gemeinsame Lehrtätigkeit am Mozarteum in Salzburg. Dies führte fast spontan zur Bildung des Trios. Die Verbundenheit, welche eine solche Gruppe gegenüber drei zufällig miteinander spielenden Berufsmusikern auszeichnet, war auch beim Konzert in Unterägeri voll zu spüren. Esther Hoppe ist im Kanton Zug aufgewachsen, aber auch die Geschwister Hagen haben eine Beziehung zur Schweiz: Der Schreibende erinnert sich gut an das eindrückliche Débutkonzert des Hagen-Quartetts am 23. August 1980 bei den Luzerner Festwochen mit einem damals 14-jährigen Clemens am Cello. (Jürg Röthlisberger)