Heisse Sohlen an nackten Füssen

Dies & Das

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Drei Zugerinnen organisieren die erste Barfussdisco im Kanton. Was dahintersteckt und warum man auch als Laie nichts falsch machen kann – die Veranstalterinnen beantworten diese und weitere Fragen.

  • Daniela Brandweiner, Gabriela Gut und Ursina Müller (von links) tanzen im Parkhotel Zug. (Bild Stefan Kaiser)
    Daniela Brandweiner, Gabriela Gut und Ursina Müller (von links) tanzen im Parkhotel Zug. (Bild Stefan Kaiser)

Baar – Wenn man eine Mail erhält, die bevorstehende Barfusstanzabende anpreist, gibt es verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen. Ob man jedoch reflexartig die Tasten Shift und Delete zum Löschen drückt oder sogleich Schuhe und Socken auszieht – unter dem Strich stellt sich die Frage: Wie kommt man auf so etwas? Diese geht an Ursina Müller (41), Daniela Brandweiner (55) und Gabriela Gut (51). Die drei Zugerinnen sind die Initiantinnen der ersten Barfussdisco im Kanton, die Auftaktveranstaltung findet am kommenden Freitag statt (siehe Hinweis). Sinn der Sache sei die sinnliche Wahrnehmung, erklärt Brandweiner: «Wer barfuss tanzt, spürt seinen Körper bewusster und tanzt freier.» Die Discos finden in einem Raum mit Laminatboden auf dem Baarer Victoria-Areal statt. Übrigens: Trotz des Namens des Anlasses sind auch Socken erlaubt, um eine heisse Sohle aufs Parkett zu legen.

Während die freischaffende Künstlerin Müller noch bar jeder Erfahrung auf dem Gebiet des Barfusstanzens ist, besuchen ihre Freundinnen seit längerem solche Veranstaltungen. In Luzern und Zürich sind Barfussdiscos zu finden, besonders erfolgreich sei diese Form des Tanzens in Bern, wo jede Woche eine Disco durchgeführt werde. Den typischen Besucher einer Barfussdisco gebe es nicht, sind sich Brandweiner und Gut einig. Die meisten seien aber über 30 Jahre alt «und bewusste Menschen», sagt Brandweiner. Auch die Offenheit, auf andere Menschen zuzugehen, sei in dieser Szene ausgeprägt. Dabei hilft ein Raum, wo Getränke und Snacks gereicht werden.

Wer kalte Füsse bekommt, sich dem Neuen hinzugeben, kann sich weder Mut antrinken noch diesen auf anderem Rauschweg gewinnen: Am Anlass wird kein Alkohol angeboten,undesherrscht innerhalb der Räume Rauch­verbot. Weil auch Raucher bewusste Menschen sein können, stellen die Organisatorinnen aber am Eingang einen Aschenbecher zur Verfügung. «Bei uns ist jeder willkommen», sagt Gut, die sich als «Energie- und Mentalarbei­terin» selbstständig macht. Brandweiner bietet derweil «ganzheit­liches Coaching für Körper, Seele und Geist» an. Als Tanzlehrerin für Barfussdisco-Novizen sieht sie sich aber nicht: «Es gibt kein richtiges oder falsches Verhalten. Es geht auch nicht darum, sich zu präsentieren. Jeder soll sich selbst sein und seine Bewegungen finden.»

Wer bei der Wahl der Musikstücke in der Barfussdisco auf die neusten Walgesang-Hits oder das Best-of-Album von Wasserfallplätschern tippt, liegt falsch. Die DJs decken von Pop über Trance bis zu Oldies eine grosse Bandbreite ab – mit einem Unterschied zu bekannten Tanzveranstaltungen: «Bei uns wird die Musik in einer sanften Lautstärke wiedergegeben», sagt Brandweiner. Die Begeisterung für der Einzigartigkeit der Barfussdisco treibt die drei Frauen an, diese den Zugern buchstäblich näherzubringen. Sie hätten dafür neben «vielen positiven Reaktionen» auch vereinzelt Ablehnung erfahren, wie Ursina Müller darlegt. So habe ihre 19-jährige Tochter gesagt: «Mami, das geht gar nicht.» Und eine Bekannte von Daniela Brandweiner wird fernbleiben, weil sie im Ausgang nie auf ihre Stöckelschuhe verzichten würde.

Dennoch sind die Organisa­torinnen optimistisch. Damit sie nicht drauflegen, müssten jeweils 25 bis 30 Personen die 25 Franken für die Teilnahme an einer der sechs Veranstaltungen bis im Juni zahlen. Snacks und Getränke sind darin enthalten. «Klappt es nicht, können wir wenigstens sagen, dass wir es versucht haben», führt Gabriela Gut ihre Einstellung aus.

Die Freiheit kennt Grenzen

Gesetzt den Fall, dem Vorhaben ist Erfolg beschieden: Gibt es Ausbauformen, etwa eine Handstanddisco? Darauf angesprochen, lachen die drei. «Das weniger. Aber ich könnte mir vorstellen, die Disco nach draussen zu verlegen, ins Gras zum Beispiel», denkt Brandweiner laut. Im daraufhin entstehenden Gespräch kristallisieren sich weitere Möglichkeiten heraus: am Strand des Zuger Deltas beispielsweise, oder auf laubbedecktem Waldboden.

Keinen Anklang findet der Vorschlag, sich vollkommen frei zu bewegen – im Rahmen einer Nacktdisco. Das würde dann doch zu weit führen. (Raphael Biermayr)

Hinweis
Die erste Barfussdisco findet am 13. Januar von 20.30 bis 24 Uhr auf dem Victoria-Areal in Baar statt (Gebäude G). Weiteres unter www.barfusstanzzug.ch.