Ein Exkurs in Not Vitals Gedankenwelt

Film & Multimedia

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Der Schweizer Filmer Pascal Hofmann spürt dem bekannten Bündner Künstler nach. Dies jedoch auf unkonventionelle Weise. Er schafft damit alles andere als ein klassisches Filmporträt. Der Fliz Filmclub Zug zeigt «Not Me – A Journey with Not Vital» im Kino Gotthard.

  • Der Hutträger und Künstler Not Vital ist auf der ganzen Welt zu Hause, darunter auch in Peking, ganz besonders aber in seiner unterengadiner Heimat. (Bild PD)
    Der Hutträger und Künstler Not Vital ist auf der ganzen Welt zu Hause, darunter auch in Peking, ganz besonders aber in seiner unterengadiner Heimat. (Bild PD)

Zug – Er ist Herr über eine der spektakulärsten Schlossanlagen Graubündens, und er ist einer der international bekanntesten zeitgenössischen Schweizer Künstler: 1948 im Dorf Sent im Unterengadin geboren, «erbte» Not Vital seine Vorliebe für das kreative Konstruieren von seinem ­Vater, der im Holzbau tätig war. Zur ausgeübten Kunst fand er schliesslich insbesondere durch seine Bekannt- und Freundschaft mit dem Schweizer Kunsthistoriker Max Huggler (1903-1994).

Vital verliess seine Heimat kurz nach Schulabschluss, liess sich an der Kunsthochschule in Paris ausbilden und bereiste die Welt. An manchen Orten verblieb er Jahre, die ihn prägen sollten – Rom, New York, die Wüste Nigers, Brasilien, Chile, Peking... Schliesslich kehrte Not Vital ins heimische Unterengadin zurück, erwarb Schloss Tarasp und wirkt seither entweder hier, in Peking oder unter anderem im Niger.

Not Vital gilt für viele noch immer als ein «bekannter Unbekannter». Der Lebensweg des schaffensreichen Künstlers ist von einer – zumindest scheinbaren – Unbeständigkeit oder vielleicht eher Rastlosigkeit geprägt, auch wenn er nun als Schlossherr seine Heimat zu seinem Hauptwirkungsort erkoren hat. Jemanden wie ihn filmisch-biografisch zu erfassen, ist kein Leichtes. Der Schweizer Filmemacher Pascal Hofmann hat diese Herausforderung angenommen und den Bündner Künstler auf seinen Wegen begleitet.

Mit einem Kamelkopf durch Peking

Fast ununterbrochen tingelt Not Vital von Land zu Land, von Station zu Station, wo er gewirkt hat und zuweilen noch immer wirkt. Dabei versucht Hofmann, in Vitals Gedankenwelt vorzudringen, nachzuspüren, was ihn inspiriert, welche Aspekte seiner Kindheit ihm den Weg gewiesen haben, das zu werden, was er heute ist. In einer gewissen Regelmässigkeit wechseln sich traumartig gefasste Filmsequenzen aus Vitals Kindheit mit dem gegenwärtigen Leben des Künstlers ab.

Not Vital liess den Filmemacher gewähren, liess sich auf das Experiment ein und war offenbar bereit, Hofmanns gelegentlich überkreative Ideen umzusetzen, etwa mit einem Kamelkopf aus Gips durch das historische Zentrum Pekings zu laufen. «Bei diesem Film kommt keine Sau draus», soll Vital gesagt haben. Und vielleicht hat gar Hofmann selbst ab und an mal wieder nach einem verlorenen Faden gesucht.

Entstanden ist schliesslich der knapp 80 Minuten dauernde Film «Not Me – A Journey with Not Vital». Es hat mit dem klassischen Künstlerporträt so gut wie nichts zu tun, sondern ist vielmehr ein an eine Person gebundener Kunstfilm mit aufwendigen Sequenzen, wundervollen Bildern und intensiver klanglicher Untermalung. Dennoch scheint Not Vital auch am Ende dieses Dokumentarfilmes ein nicht zu fassender Künstler zu bleiben, denn zur Person selbst offenbart «Not Me» vergleichsweise wenig, und fast noch weniger zu Vitals eigentlichem Schaffen. Der Film ist grundsätzlich losgelöst von jeglicher Chronologie und setzt eine gewisse Vorkenntnis über Not Vital voraus, um beim Tauchgang in seine Gedankenwelt nicht selbst verloren zu gehen.

Im Umkehrsinn aber erreicht das durchaus poetische und sensible Filmdokument sein Ziel: Man wird neugierig auf den Porträtierten und möchte sich mit ihm und seiner Arbeit auseinandersetzen.

Der Fliz Filmclub Zug zeigt «Not Me – A Journey with Not Vital» am kommenden Montag, 11. Oktober, um 20 Uhr im Kino Gotthard in Zug (Zertifikatspflicht, www.fliz.ch). (Andrea Faessler)