Süddeutschland ist eine Reise wert

Dies & Das

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17 Stadtführerinnen und Stadtführer starteten am 23. April zur dreitägigen Weiterbildungsreise nach Süddeutschland. Begleitet und geführt wurde die Reisegruppe von Donat Stemmle und Christian Raschle.

  • Die Zuger Stadtführerinnen und Stadtführer. (Bild PD)
    Die Zuger Stadtführerinnen und Stadtführer. (Bild PD)

Zug – Nach dem Motto Weiterbildung an Ort, bekommen wir bereits ab dem Bahnhof Zug in Geschichte und Geografie von Christian wertvolle Inputs. In Ulm haben wir die Wahl zwischen einem kurzen Stadtspaziergang und einem typischen Mittagessen oder dem Erklimmen des Münsterturms. Fünf Stadtführer lassen es sich nicht nehmen über die 768 Stufen den 143 Meter hohen Turm zu besteigen und das eindrucksvolle Panorama der Stadt und Umgebung einzufangen. Es bleibt noch Zeit für den Besuch des Münsters und eine kurze Verpflegung.

Mit Bezug auf die geologischen Gegebenheiten erreichen wir Königsbronn, wo wir die Gedenkstätte von Georg Elser besuchen. In musealer reichausgestatteter Umgebung geniessen wir im Garten köstlichen Kuchen und Kaffee, serviert mit Geschirr wie aus einer Porzellanmanufaktur. Im oberen Stockwerk, im gut dokumentierten Museum, werden wir dann umso härter mit der Geschichte Deutschlands konfrontiert. Den vereitelten Anschlag auf Hitler am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller erklärt Georg Elser: «Ich wollte ja durch meine Tat noch grösseres Blutvergiessen verhindern.» Diese Aufzeichnungen müssen einen Beitrag leisten, dass sich die Geschichte nicht wiederholt und eine gewisse Rehabilitation zum Tragen kommt.

Auf den Spuren des Zuger Stadtbaumeisters

In Nördlingen am Ries verfolgen wir die Spuren unseres Stadtbaumeisters Hans Felder d. Ä. aus Öttingen. Schon in Ulm begegnen wir der Spätgotik, wie wir sie von der Kirche St.Oswald kennen. Beeindruckend ist die von einer geschlossenen, oval angelegten Ringmauer umgebene Stadt mit ihren Fachwerkbauten. Im Hotel Sonne wohnen wir und geniessen ein köstliches lan­destypisches Nachtessen. Bei schönstem Sonnenschein besteigen wir am Morgen individuell die Stadtmauer und bekommen so Einblicke in die Gassen der Stadt. Wo auch immer, die St.-Georgs-Kirche mit dem 90 Meter hohen Turm «Daniel» steht immer im Mittelpunkt. Nun haben wir Stadtführer ein Bild von Hans Felders Herkunft.

Inzwischen weiss Helmut, unser Fahrer von Albisser, durch welches Stadttor er unser nächstes Ziel ansteuern muss. In wunderbarem Licht nehmen wir den Rieskrater wahr. Donat kann uns viel Wissen weiter vermitteln, auch Empfehlungen abgeben, diese Gegend mit ihren Geoparks persönlich zu entdecken. Nun versetzen wir uns in die Zeit der Staufer und besuchen das Kloster Lorch, eine ehemalige Benediktinerabtei. Im Staufersagapanorama, der Stadtgeschichte in Bildern, sind die Weiber von Weinsberg Sujet, wie sie ihre Männer aus der Burg befreien. Automatisch stellen wir die Verbindung her mit unserer Greth Schell!

In Schorndorf stärken wir uns im Gasthaus Pfauen mit deutschem Spargel. Im Haus nebenan, der Höllgass ist 1834 Gottlieb Daimler geboren. Und schon begeben wir uns auf die Stadtbesichtigung. Die Geschichte der Stadt ist sehr bewegt, 1500 war Schorndorf eine wohlhabende Handelsstadt. Vieles kann entdeckt werden, so das Haus der Pressefreiheit 1847/1848, das Haus von Barbara Künkelin 1689 bis 1741, Bürgermeisterin und Anführerin der «Weiber von Schorndorf» 1688, die Stadtkirche mit der einzigartigen Marienkapelle.

Nun geht’s zu einer Weinverkostung bei der Familie Kuhnle. Traditionsbewusst macht uns Werner Kuhnle mit der Geschichte und Weiterentwicklung seines Betriebes vertraut. Wir können ausgiebig seine Tropfen degustieren. Das Tagesziel ist die Reichsstadt Esslingen. Es reicht nicht mehr für die Besteigung der Burg, aber ein Rundgang beim Marktplatz verrät uns, dass uns hier die verschiedensten Sehenswürdigkeiten erwarten. In der historischen Gaststätte «Palmscher Bau» geniessen wir nochmals einheimische Spezialitäten. Der Weinkonsum ist merklich eingebrochen, nachdem wir bereits ausgiebig feinen Wein gekostet haben.

Viel Wissenswertes über Esslingen

Alle erwarten gespannt die Stadtbesichtigung mit Heidi Gassmann. Donat, der sich in Esslingen gut auskennt, hat für uns die «beste» Führerin der Stadt engagiert. Aufgewachsen und Geschichte studiert in Esslingen, kann sie jede Frage beantworten, lässt ihre Stadt aufleben und will uns möglichst viel zeigen. Rind, Schwein und Mensch lebten mit separaten Eingängen auf derselben Ebene. Mist war mindestens so wertvoll wie das Rind für das Düngen der Reben an den recht steilen Halden. Wir stellen fest, dass das mittelalterliche Leben, die Bauweise der Häuser, sehr viele Vergleichbarkeiten aufweisen mit dem Wohnen und Arbeiten in unserer Stadt, nur dass das Ausmass der Altstadt viel grösser ist und auch viel Bausubstanz erhalten blieb. Wir haben sehr viel Wissen mitbekommen, aber auch emotionale Verbundenheit. Nach drei Stunden mussten wir uns dann verabschieden. Heidi Gassmann hätte uns gerne noch mehr zeigen wollen. Das heisst einmal mehr, dass wir wieder kommen sollten.

Auf der Rückreise statten wir der Grabkapelle auf dem Württemberg einen kurzen Besuch ab. Mit dem Halt beim ehemaligen Zisterzienserkloster Bebenhausen treten wir endgültig die Heimreise an. Eine über 50-seitige Dokumentation, zusammengestellt von Donat, steht für die Nachbereitung zur Verfügung. Wir danken Donat Stemmle und Christian Raschle, dass sie uns mit ihrem Engagement diese Reise ermöglicht haben. Das Gemeinsame, die Kollegialität während dieser Tage hat beeindruckt und wird uns noch länger in Erinnerung bleiben.

Für den Verein Zuger Stadtführungen: Vreny Landtwing