Zwischen den Welten

Musik

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Sie wanderten auf der Suche nach Inspiration nach Berlin aus. Nun ist die Schweizer Band Soybomb zurück, hat ein neues Album veröffentlicht und geht erstmals auf Tour. Nächste Woche tritt sie in der Galvanik auf.

  • Zwei Drittel der Band Soybomb: Linus Gmünder (rechts) und Beda Mächler. (Bild Patrick Hürlimann)
    Zwei Drittel der Band Soybomb: Linus Gmünder (rechts) und Beda Mächler. (Bild Patrick Hürlimann)

Zug – Einfach mal passieren lassen und schauen, was kommt. Diesen Grundsatz hat sich die Band Soybomb zu eigen gemacht. Die Schweizer Band, bestehend aus Andreas Achermann, Beda Mächler und Linus Gmünder, ist bunt, verspielt und ganz sicher alles andere als gewöhnlich. Drei Persönlichkeiten und eine grosse Offenheit, sich der Spontanität hinzugeben, gehören zur Grundrezeptur der Musik von Soybomb.

Verfeinert wird das Ganze mit einer Portion Humor und der Perfektion im Unperfekten. Zu sehen ist dies auch in ihren Musikvideos. Farbig, unverblümt und meist mit schelmischem Grinsen, so spielen die Schweizer – einmal auf der Rigi, dann wieder in einem Hallenbad oder im Ruderboot sitzend.

Das Premiere-Album aus dem Kornsilo

Jüngst haben sie ihr erstes Album rausgebracht: «Jonglage». Aufgenommen wurde es in einem Kornsilo in Brunnen, wo sich die drei Studienfreunde für zwei Monate verschanzten. Linus Gmünder, der Drummer und Vocalist der Band, erklärt: «Beda Mächler, unser Gitarrist und Sänger, kam jeweils am Morgen ins Silo, spielte uns eine Melodie und Text vor und wir beiden anderen haben uns reingehängt.» Die Musiker schauten, wohin sie die Fantasie trieb. Gmünder: «Sobald wir das Gefühl hatten, dass es in die richtige Richtung geht, haben wir die Aufnahmetaste gedrückt.»

Der 27-Jährige meint, dass praktisch alle ihre Songs des Albums so entstanden sind. Dementsprechend streben sie als Band keine Vollkommenheit an. Auch für ihre Musikvideos sei es zwar wichtig, dass sie den perfekten Ort für den Song finden, was dort dann jedoch passiert, würden sie dem Moment überlassen. Die drei Musiker spielten früher in vielen verschiedenen Bands und sind nun seit etwa vier Jahren als Band Soybomb unterwegs.

Im März 2018 haben sie in der Schweiz ihre Zelte abgebrochen und sich aufgemacht nach Berlin. «Es ist schwierig, in der Schweiz mit Nischenmusik alle zu erreichen und insbesondere auch die Sprachgrenzen zu überwinden», erklärt Linus Gmünder. Die drei arbeiteten nicht nur rund um die Uhr zusammen, sondern wohnten auch in einer gemeinsamen Wohnung in Berlin. Obwohl sie sich musikalisch blind verstehen, seien sie als Persönlichkeiten sehr verschieden. Das kann auf engem Raum zu Reibereien führen. Aber zum Glück seien sie ja alle sehr kompromissbereit, meinen sie lachend.

In Berlin war es nicht nur einfach lässig und toll

Wer die romantische Brille trägt, kann sich das Leben im kreativen Schmelztiegel Berlin einfach und unbeschwert vorstellen. Das ist aber nicht so. «Jeder von uns hat seine eigene Strategie mit der instabilen Situation umzugehen», so Gmünder. Einer verdient bei Hochzeitgigs sein Geld, ein anderer arbeitet als Tontechniker in der Schweiz. «Diese unregelmässige Arbeit ermöglicht uns jeweils für eine gewisse Zeit wieder für 150 Prozent für die Musik zu leben und nicht Geld damit verdienen zu müssen», ergänzt er. Sie geben zu, der Stress durch den finanziellen Druck kann die Kreativität mindern. Doch dank des Nebenverdiensts, so erklären die Musiker, würden sie unabhängig bleiben und müssten sich nicht dem Musikbusiness anpassen.

«Jonglage», der Name des aktuellen Albums, fasst das Arbeiten von Soybomb zusammen. So ist ihr Schaffen ein Jonglieren zwischen unterschiedlichen Vorstellungen der Bandmitglieder und verschiedenen Musikstilen. Beda Mächler beschreibt in seinen Texten Zwischenstationen: Zustände, die sich nicht klar fassen lassen und man noch im Schwanken liegt. Jongliert wird auch zwischen Urbanität und Ländlichkeit. Obwohl Soybomb mittlerweile im Ausland daheim sind, ihre Heimat haben sie nie ver­gessen. So organisierten sie beispielsweise eine urbane Stubete. Und ohne einen gemeinsamen Jass jeweils vor dem Konzert geht bei Soybomb gar nichts.

Die Band bezeichnet sich ganz klar als Liveband. Umso mehr freuen sich Soybomb auf ihre erste grosse Tour. Mit acht Konzerten in der Schweiz und Gigs in England und Deutschland kommen sie ihrem grossen Traum ein Stück näher. «Schön wäre es mit unserer Musik auf verschiedenen Kontinenten zu touren», fasst Beda Mächler zusammen und fügt an: «Unsere Musik lebt von den Gigs und den Leuten, die sich auf unsere Musik einlassen.» Als vorerst bescheideneres Ziel haben sich Soybomb, jedoch etwas anderes in den Kopf gesetzt: Sie wollen das Jassen in Deutschland etablieren. (Carina Blaser)

Hinweis
Konzertdaten: Heute Donnerstag, 21. März, Schüür Luzern. Freitag, 29. März, Galvanik Zug. Weitere Tourdaten im Internet unter www.soybomb-music.com