Ein Klassiker «grünt so grün» auf der Walenseebühne

Theater & Tanz, Musik

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«My Fair Lady» feiert Freilicht-Premiere am Walensee. In der Hauptrolle der Eliza Doolittle entzückt die Zugerin Eveline Suter.

  • Eveline Suter als Eliza Doolittle in «My Fair Lady» am Walensee. (PD/Swiss Image)
    Eveline Suter als Eliza Doolittle in «My Fair Lady» am Walensee. (PD/Swiss Image)

Zug – Ein makelloser Abendhimmel über dem Walensee und eine gelungene Inszenierung des Musical-Klassikers «My Fair Lady» (Musik Frederick Loewe, Buch Alan J. Lerner) an der Freilicht-Premiere in Walenstadt stimmte am Mittwochabend alles. Für die hervorragenden Darstellerinnen und Darsteller gab es tosenden Applaus. Das Publikum auf der mit 2000 Plätzen ausverkauften Tribüne zeigte sich nach zweieinhalb Stunden begeistert. Regisseur Stanislav Mosa, der «My fair Lady» für die Walensee-Bühne neu arrangiert hat, verzichtet auf allzu viel Klamauk und vertraut auf die Qualitäten des Bühnenklassikers – mit Erfolg.

Das transparente Bühnenbild (Christoph Weyers) aus schwarzen Stahlrohren mit den Silhouetten Londons mit Big Ben und Tower Bridge ist sturmfest. Es lässt aber auch den Blick auf den dahinter liegenden See und die Churfirsten frei und trägt damit zum stimmungsvollen Gesamterlebnis bei.

Brillante Eliza Doolittle

Die 35-jährige Zugerin Eveline Sutter spielt und singt die Hauptrolle der Eliza Doolittle temperamentvoll und wandlungsfähig: Sie verkörpert die Blumenverkäuferin mit ihrem breiten, ungenierten Schweizerdeutsch genauso überzeugend wie die vornehme Lady, zu der sich Eliza im Verlauf des Stücks wandelt.

Dass es soweit kommt, dafür sorgt der Sprachforscher Professor Higgins, von Alexander Franzen ebenfalls hinreissend gespielt. Mit äusserster Strenge drillt Higgins Eliza, bis sie Sätze wie «Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühn» in perfektem Hochdeutsch ausspricht.

Anlass zum Experiment mit Eliza ist eine Wette der eingefleischten Jung­gesellen Higgins und Oberst Pickering (Christoph Wettstein). Den ersten Auftritt als «Lady aus gutem Haus» beim Pferderennen in Ascot vermasselt Eliza allerdings gründlich: Sie feuert ihr Pferd mit ordinären Sprüchen an, sodass die Damen der High Society fast in Ohnmacht fallen.

Dafür weckt sie die Liebe des jungen Freddy (Patric Scott). Ungestüm, aber tollpatschig umwirbt er Eliza und kurvt auf Rollschuhen über die Bühne. Beim Diplomatenball wird Eliza zur Attraktion des Abends mit ihrer Schönheit und Anmut erinnert sie an die legendäre Audrey Hepburn, die Eliza in der Musical-Verfilmung 1964 verkörperte.

Komik und Evergreens

Tolle komische Akzente setzt Elizas Vater, ein Müllmann und Säufer. Der alte Doolittle (Urs Affolter) verblüfft Higgins und Pickering durch seine Schlauheit und seinen Sprachwitz. Als Mrs. Higgins, der Mutter des Professors, steht Sabina Schneebeli auf der Bühne. Musikalischen Genuss bieten die Evergreens wie «Wäre das nicht wunderschön?», «Mit einem kleinen Stückchen Glück» oder «Es grünt so grün». Ein Live-Orchester unter der Leitung von Dan Kalousek spielt die klassisch-jazzigen Songs aus einem Pavillon.

Bei «My fair Lady» handelt es sich um die fünfte Produktion der Walenseebühne. Seit 2005 wurden «Heidi» (Teil 1 und 2), «Die schwarzen Brüder» und «Tell» gespielt. (Michael Nyffenegger)

Hinweis
«My Fair Lady», Walenseebühne, Walenstadt. 24 weitere Vorstellungen bis 23. August. www.walenseebühne.ch