Zwei Künstler fasziniert der Marmor aus Carrara

Kunst & Baukultur

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Im Kunstkubus Cham sind derzeit der Fotograf René Schädler und der Bildhauer Mandy Volz zu Gast.

  • Die «Stille Reserve» wird durch das Licht mit den Schatten perfekt in Szene gesetzt. Bild: Mathias Blattmann (Cham, 1. 3. 2024)
    Die «Stille Reserve» wird durch das Licht mit den Schatten perfekt in Szene gesetzt. Bild: Mathias Blattmann (Cham, 1. 3. 2024)

Cham – Seit Jahrhunderten wird der Marmor aus Carrara von Künstlern und Architekten geschätzt. Das weltberühmte Material aus Italien inspirierte beispielsweise Michelangelo für seine weissen Plastiken, man denke an die Skulptur des Davids oder der Pietà.

Der besonderen Anziehungskraft ist auch Bildhauer Mandy Volz erlegen, der zwei steinerne Objekte im Kunstkubus zeigt. Der Baarer Fotokünstler René Schädler, der meist einsame Landschaften einfängt, überrascht nun mit der Serie «Carrara – Marmo bellissimo». Er sagt an der Vernissage letzten Freitag: «Der Marmor aus Carrara ist mir schon lange ein Begriff. Ich wollte einmal einen der rund 150 Steinbrüche besuchen, denn es gibt verschiedene Sorten – auch farblich.»

An einem Wochenende im letzten Jahr fuhr er nach Carrara, um zu rekognoszieren, und hatte Glück, weil auf der Baustelle niemand arbeitete. «Es ist eindrücklich, was dort in der Landschaft passiert, wie die Berge aufgerissen werden. Ich habe auch im Dorf recherchiert. Die Meinungen zum Abbau sind zwiespältig, einerseits wird profitiert und andererseits realisiert, dass die Natur leidet.»

Haushohe Marmorblöcke

Die Ausmasse des Abbaus und der fast brutal wirkende Eingriff in die Natur werden verdeutlicht durch die Bilder: Da tauchen an einem Berghang riesige Steinwände auf, wo etagenweise die haushohen, weissgrauen Marmorblöcke herausgebrochen werden. Als Kontrast dazu sind Menschen und Maschinen nur winzig erkennbar.

Die ästhetisch gestalteten Arbeiten sind Teil einer Serie. Da Kurator des Kunstkubus Heiri Scherer krankheitshalber fehlte und Kommunikationsverantwortlicher Ignaz Staub abwesend war, übernahm Hans Peter Gnos die Einführung. Er erwähnt, dass René Schädler in den 1980er-Jahren ein bekannter EV-Zug-Spieler gewesen sei, dann als Autodidakt angefangen und das Fotografieren immer mehr professionalisiert habe.

Bedeutende Werke geschaffen

Wie René Schädler (60) stammt auch der zweite Künstler, der Bildhauer Mandy Volz (85), ursprünglich aus Zug, heute lebt er in Ascona. Von ihm sind zwei Skulpturen: «Versuchung» aus grauem Marmor. Sie zeigt eine Hand, die in einen Sack hineingreift, und «Stille Reserve» aus weissem Marmor mit einem Haufen kleiner Säcke.

Laut Gnos lebte Volz etliche Jahre in Pietrasanta bei Carrara, dort seien bedeutende Werke entstanden. In jungen Jahren habe er schon grosse Aufträge erhalten, so für die Gestaltung des Altarraums der Kollegikirche St. Martin in Sarnen oder den Innenraum der reformierten Kirche in Nebikon. Sein Werkkatalog weise Arbeiten mit verschiedenen Materialien auf. Schon früh habe der Steinhauer mit Assistenten gearbeitet, einer davon sei Kurt Schwager, der an der Vernissage interessante Details über den Arbeitsprozess mit dem Marmor berichten konnte: «Wenn ich jetzt die Fotos sehe, explodiert mein Herz, denn es tauchen Erinnerungen auf. Wenn man ein Objekt aus Marmor sieht, dann weiss kaum jemand, was dahintersteckt. Der Künstler hat die Idee und erstellt eine Zeichnung, danach kümmern sich hochprofessionelle Handwerker um das Modell oder Details wie die Haut, die Faltenwürfe oder das Schleifen. Eine Reise nach Carrara ist immer interessant, man sollte sich für eine Besichtigung in Pietrasanta anmelden.» (Text von Monika Wegmann)


Hinweis

Die Ausstellung im Kunstkubus Cham ist geöffnet: Samstag, 9., 16., 23. März (Finissage), jeweils 11–14 Uhr.